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Woran uns das Kreuz erinnert - (Predigt zum Karfreitag)
(EFG Würzburg - Freitag, 18.04.2014)
 

Woran uns das Kreuz erinnert. Liebe Gemeinde, liebe Gottesdienstbesucher. Wir sind heute zusammengekommen, um uns zu erinnern. Wir haben uns deshalb zu einer Gedenkfeier versammelt. Wir haben besondere Gedenktage für besondere Ereignisse. In der Tradition der Gemeinde gibt es solche Gedenktage im sogenannten Kirchenjahr: Zum Beispiel Weihnachten, Ostern oder Pfingsten. "Alle Jahre wieder" haben wir diese festen Termine. Heute, an Karfreitag denken wir besonders an Jesu Kreuzigung, an sein Leiden und an seinen Tod. Wir denken daran, was es Gott gekostet hat, damit wir frei ausgehen können, wir, die eigentlich selber diesen Tod verdient hätten. Wir begehen diesen Tag daher auch nicht wie ein Freudenfest, so wie Ostern oder Weihnachten. In unseren Gedanken sind wir vielleicht schon bei Ostern, da wir ja wissen wie es nach Jesu Kreuzestod weiterging. Aber lasst uns noch ein wenig unter dem Kreuz verweilen und daran denken, wofür es steht.

Neben allem, was mit dem Kreuz verbunden ist, möchte ich heute vier Aspekte besonders hervorheben, die wir unter dem Kreuz erkennen können:

1. Gottes Gericht über die Sünde;
2. Gottes Gnade für den Sünder - unsere Erlösung;
3. Gottes Leidensfähigkeit und sein Mitleiden mit der Welt - unser Trost;
4. Gottes Sieg und sein endgültiger Triumph - unsere Hoffnung.

Wir sind durch und durch verdorbene Sünder, nicht allein deswegen, weil wir sündige Dinge getan haben oder vielleicht immer noch tun, sondern weil unser ganzes Wesen sündhaft ist. Die Bibel lässt daran nicht den geringsten Zweifel. So schreibt der Apostel Paulus im 3. Kapitel des Römerbriefs, Verse 10-12: wie geschrieben steht: "Es ist keiner gerecht, auch nicht einer; es ist keiner, der verständig ist, der nach Gott fragt. Sie sind alle abgewichen, sie taugen alle zusammen nichts; da ist keiner, der Gutes tut, da ist auch nicht einer! oder in Vers 23: denn alle haben gesündigt und verfehlen die Herrlichkeit, die sie vor Gott haben sollten.

In diesem Vers wird auf das Wesen der Sünde als Zielverfehlung hingewiesen. Wir verfehlen das Ziel unseres Lebens, nämlich ein Leben zur Ehre Gottes, zu seiner Verherrlichung zu führen. Das ist weit mehr als das, was Menschen meist als Sünde ansehen. Schuld und Sünde, das kann und will doch heute gar keiner mehr hören. Ich kenne so viele Leute, die schauen völlig verdutzt, wenn ich mit Sünde daherkomme: "Ich bin doch ein anständiger Mensch. Da gibt's noch viel viel Schlechtere. Gott wird's doch nicht soo genau nehmen." "Doch!", sagt er, "ich nehme es so genau!"

Gottes Gerichtstag. Das Kreuz erinnert uns an Gottes Gericht über die Sünde. Gott will, Gott muss den Sünder richten. Das hat er von Anfang an gesagt: "An dem Tag, da du von dem Baum isst, musst du gewisslich sterben!" Das ist Gott sich schuldig, sonst wäre er unglaubwürdig und wechselhaft. Vielleicht meinen manche: Das war doch bloß eine Frucht - und nur einmal. Nein, Gott blickte weiter. Es würde nicht bei diesem einen Ungehorsam bleiben. Es war ein grundlegender Vertrauensbruch. Misstrauen gegenüber Gott. Es besser wissen als Gott. Die Menschheitsgeschichte bewies, dass es nicht dabei bleiben würde. Der Mensch griff Gottes Heiligkeit an, seine Ehre. Ungehorsam ist Sünde und wird mit dem Tod des Sünders bestraft. Das ist gerecht. Der Sünde Sold oder der Lohn der Sünde ist der Tod. Zunächst der geistliche Tod, durch die Abtrennung von Gott, später der leibliche Tod und nach der Auferstehung zum Gericht der sogenannte zweite Tod. Golgatha ist Gerichtsstätte, eine Hinrichtungsstätte. Die gemeinsten Verbrecher wurden dort hingerichtet. Es war ein ehrloser Tod. Gott zeigt uns, dass Sünde für ihn kein "Pappenstiel" ist, keine Kleinigkeit. Der heilige Gott, dessen Augen so rein sind, dass sie das Böse nicht ansehen können, wendet sich von dem ab, auf den die Schuld der ganzen Welt gelegt wurde, so dass dieser verzweifelt schreit: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?"

Zuerst musste einer sterben, denn "ohne Blutvergießen geschieht keine Vergebung". Jesus ist das (Opfer-) Lamm Gottes; er vergießt sein Blut als Testament des Neuen Bundes, damit wir Erben des ewigen Lebens werden. Wieder etwas, was heute keiner mehr hören will. Diese "Blutopfer-Theologie" eines rachsüchtigen Gottes passt doch nicht in unsere Zeit, heißt es. Diese Leute vergessen jedoch eines: Dass dies der größte Liebesbeweis eines gnädigen Gottes war.

Gottes Gnade für den Sünder. Im Kreuz sehen wir beides: Gericht und Gnade. Im Kreuz Christi treffen Gottes gerechtes Gesetz und gnädiges Evangelium zusammen. Kein Mensch konnte sich so etwas ausdenken: Entweder ist Gott gerecht, dann straft er eben die Sünder; oder Gott ist gnädig - dann gibt es kein Gericht. Aber Gott ist beides - er ist gerecht und gnädig. Und Gott ist die Liebe. Diese Liebe bringt beides zusammen. Das Kreuz ist deshalb Zeichen der Gerechtigkeit und Strafe und zugleich der Gnade und Liebe Gottes.

Gott gab seinen geliebten, seinen eingeborenen, völlig unschuldigen Sohn dahin, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben (Joh. 3,16). Er erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren. Für uns, das bin ich, das bist du, das seid ihr - uns allen gilt das Angebot. Wegen unserer Übertretungen wurde er durchbohrt, wegen unserer Missetaten zerschlagen; die Strafe lag auf ihm, damit wir Frieden hätten - Frieden mit Gott - und durch seine Wunden sind wir geheilt - geheilt von der schrecklichsten aller Krankheiten, der Infizierung durch die Sünde, die alle von einer Frau geborenen geerbt haben - alle, bis auf den Einen: Jesus.

Jesus ist für uns gekreuzigt und opferte sich am Kreuz zur Vergebung unserer Sünden; er starb stellvertretend für uns, nahm unsere Sünden, unsere Strafe und den Zorn Gottes auf sich. Er zahlte das Lösegeld für unsere Befreiung vom Tod. Er ist unser Erlöser und versöhnt uns mit Gott. In Christus versöhnte Gott sich mit sich selber.

Von einem Erlöser will ebenfalls keiner mehr was hören, nicht mal an Beerdigungen. Denn wofür brauchen anständige und gerechte Leute einen Erlöser? Das ist so ein tragischer Irrtum, damit werd' ich nur schwer fertig.

Je länger du Christ bist, um so mehr wirst du dir deiner Sündhaftigkeit bewusst. Am Anfang dachtest du nur an die groben oder moralisch verwerflichen Sünden. Doch dein Gespür für Sünde wird immer feiner. Vielleicht leidest du auch noch an einer Sünde aus deinem alten Leben: Eine Sucht, eine sündige Gewohnheit. Du kämpfst dagegen an und merkst, du schaffst es nicht - oder nicht immer - oder nicht auf Dauer. Du gehst ins Wort und ins Gebet. Irgendwann hörst du diese Worte Jesu: "Vertrau mir, ich helfe dir. Ohne mich kannst du sowieso nichts tun. Ich habe alle Gerechtigkeit vor Gott erworben und ich schenke sie dir. Du bist gerecht vor Gott."

Der leidende Gott. Ein Drittes sehen wir am Kreuz: Den leidenden Gott - den Sohn. Und den mitleidenden Gott - den Vater. Jesus ist der gerechte und leidende Knecht Gottes. Er lässt als der gute Hirte sein Leben für die Schafe. Er hat die größte Liebe, denn er lässt sein Leben für seine Freunde. Es steht geschrieben, dass der Christus leiden musste. Das gilt normalerweise gleichermaßen für all seine Jünger bis Jesus wiederkommt. Dem Hirten nachzufolgen, der sein Leben für seine Schafe gab, kann auch bedeuten, mit ihm und für ihn zu leiden. Auch das ist uns verheißen. Jesus sagte: "Haben sie mich verfolgt, wo werden sie auch euch verfolgen." Es gibt ein leidendes Gottesvolk. Keine andere Religion wird mehr verfolgt als das Christentum. Nach Medienberichten wurden 2013 mehr als 200 Millionen Christen wegen ihres Glaubens verfolgt, während weitere 500 Millionen Christen "gefährdet" sind. In 130 von 190 Staaten werden Jünger Jesu bedroht. Die "ruhige Zeit" für Christen in Deutschland und Europa könnte auch bald zu Ende gehen. Wir erleben seit einigen Jahren einen massiven gesellschaftlichen Wandel, mit dem alles Christliche negativ bewertet wird. Zurzeit befinden wir uns noch überwiegend in der Phase der Desinformation, als Nächstes kommt Diskriminierung und danach die Verfolgung. Das ist die übliche Entwicklung. Dann wird sich zeigen, wie hoch der Preis ist, den wir für echte Nachfolge zu zahlen bereit sind.

Es gibt aber auch Leid im Leben von Christen, das mit Verfolgung nichts zu tun hat: Krankheit, Schmerzen, Verlust von Angehörigen, Lebens- und Ehekrisen und andere Bedrohungen für den Glauben. Solche Erschütterungen lähmen uns. Dieses Thema ist oft erfüllt mit Tränen und geistlicher Not. Das Problem, weshalb ein liebender Gott Leid nicht verhindert, ist eine der größten Herausforderungen an unseren Glauben und kann diesen so heftig erschüttern, dass manche sich hiervon abwenden. Die meisten kennen wohl die einschlägigen Bibelverse, wie, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen oder dass die Leiden dieser Zeit nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll. Aber hilft uns dieses Wissen, wenn das Leid plötzlich über uns kommt? Einfache Antworten gibt es nicht - außer, dass die Ursache allen Leids die Sünde ist, die der Mensch in freier Entscheidung verwirklichte, als er Gott ungehorsam wurde. Diese Wahlfreiheit beinhaltete die Möglichkeit zur Sünde. Doch ohne diese Wahlmöglichkeit hätte Gott eine Welt ohne Menschen schaffen müssen, eher Marionetten. Ohne Rebellion könnte sie ein Ort ohne Hass sein, ohne Leiden, aber auch ohne Liebe, die doch der höchste Wert im Universum ist. Sie wäre niemals erfahrbar gewesen. Echte Liebe - unsere Liebe zu Gott und unsere Liebe zueinander - muss die Möglichkeit einer Wahl beinhalten.

Leid, so scheint uns, ist in dieser Welt ungerecht verteilt. Gottesfürchtige leiden oft mehr als Schurken. Unschuldige kommen in Kriegen oder Naturkatastrophen um, werden geschunden, missbraucht und getötet. Wir können als endliche Menschen nicht ergründen, ob Gott in seiner unendlichen Weisheit nicht kurzfristig gewisse schlimme Dinge zulassen könnte, um dadurch langfristig etwas Gutes zu bewirken. Wie viele Menschen haben sich erst nach Katastrophen Gott wieder zugewandt? Ich will daran festhalten, dass ein allmächtiger, weiser und gnädiger Gott auch hier nichts Sinnloses tut und Leid für ihn auch dann Sinn macht, wenn wir den noch nicht verstehen. Es fällt uns leicht, Gott zu loben und ihm zu danken, wenn wir gesegnet sind und es uns gut geht. Aber sollten wir uns gegen Gott stellen, wenn es mal anders kommt?

Wir danken Gott für die schönen Dingen, vielleicht danken wir Gott im Himmel auch für den Schmerz, den er uns gesandt hat. Doch bis es soweit ist, leiden wir und wir leiden mit unseren Geschwistern mit - und wir weinen mit. Wir flehen, wir schreien zu Gott, dass er sich auch dieser Not annehmen möchte. Wir haben bohrende Fragen: Warum? Wozu? Warum jetzt? Warum auf diese Weise? Mit diesen Fragen dürfen wir zu Gott kommen, denn der Herr selbst schrie am Kreuz: "Mein Gott, mein Gott, warum ...?"> Wir bitten um Heilung, wir bitten um ein Wunder, dass sich Gott dadurch verherrlicht. Aber Gott kann auch in unserem Leid verherrlicht werden. Im Vertrauen auf Gott, bitten wir, dass er sich unser erbarmt, dass er uns stärkt und dass er uns tragen hilft, was wir alleine nicht tragen können. Wir müssen Leid nicht klaglos ertragen, wir dürfen traurig sein. Aber wir müssen nicht so traurig und verzweifelt sein wie die anderen, die keine Hoffnung haben.

Der gerechte Hiob kannte die Ursache seines Leidens nicht, seine selbstgerechten Tröster waren ihm keine Hilfe. Gott zeigte Hiob nur, wer Gott ist und wie unwissend dagegen ein Mensch ist. Was wir also brauchen, ist persönliche Gotteserkenntnis, denn nur sie wird uns tragen, wenn jede andere Stütze bricht. Hiob hörte nicht auf seine Frau, die ihm riet, Gott zu verfluchen und mit diesem Fluch zu sterben. Er vertraute Gott weiterhin, er demütigte sich vor Gott und ging gestärkt aus dieser Krise seines Lebens hervor.

Gottes Antwort auf das Leid ist die Menschwerdung. Er selbst kam in diese Qual hinein und trug all die Schmerzen dieser Welt. Gott sieht alles Leid und er trauert über jedes Böse und jedes Leid. Das Leid das Christus am Kreuz ertrug ist für uns unvorstellbar. Wenn wir bei Gott sein wollen, dann müssen wir das auch im Leiden sein, wir kommen nicht am Kreuz vorbei. Dieser leidende Gott, dieser mitleidende Gott ist auch der Gott allen Trostes.

Sieg und größter Triumph. Als letztes möchte ich über den Sieg sprechen, der mit Jesu Kreuzestod verbunden ist. Der Feind Gottes, der Teufel, möchte Gott vernichten, er kann es aber nicht. Er wollte Jesus verführen, es gelang ihm aber nicht. Aber an die Menschen, die Gott liebt, kommt er heran. Manche zieht er gleich in die Hölle, manche tötet er. Jetzt kommt Gott und schickt seinen eigenen Sohn. Er braucht nun nur seine willigen Handlanger dazu zu bringen, Jesus zu töten und schon hätte er gewonnen - glaubt er. Aber in diesem vermeintlichen Sieg Satans liegt eben Gottes größter Triumph. Der Teufel wird vernichtend geschlagen. Der Sohn hat ihm die Ferse in den Mund gestoßen, der Teufel hat hineingebissen, und das Blut, das dabei geflossen ist, hat ihn vernichtet.

Jesus hat am Kreuz alles vollbracht, seine Leiden, sein Opfer. Jesus hat den größten aller Siege errungen: Sieg über Satan, Sieg über den Tod, Sieg über die Sünde. Jesus lebt - wir freuen uns auf Ostern. Jesus herrscht und Jesus triumphiert.

Das Kreuz erinnert uns an Gottes Gericht; es erinnert uns auch an Gottes Gnade. Es zeigt uns einen Gott des Mitleids, des Mitleiden-Könnens, einen Gott, der trösten kann. Vor allem verkündet es einen triumphalen Sieg. Das Kreuz ist für uns zum Zeichen des Sieges geworden; ein Sieg, an dem alle teilhaben, die in Jesus Christus sind.
Amen.


 

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Ach, Herr, wie lange noch? - (2. Petrus 3,8-13)
(EFG Würzburg - Sonntag, 29.12.2013)
 

Worauf wartest du? Dass ich mit der Predigt anfange? Klar. Dass ich zum Thema komme? Sicher. Möglicherweise auch, dass die Predigt bald vorbei ist und du dich den anderen Dingen widmen kannst, die du heute noch vorhast? Vielleicht. Es gibt verschiedene Arten und Formen des Wartens. Warten kann spannend sein, wie eine Überraschung zu Weihnachten. Manchmal kann man etwas auch kaum mehr erwarten, wenn eine freudiges Ereignis bevorsteht: Eine Hochzeit oder die Geburt eines Kindes. Warten kann auch mit Ungewissheit verbunden, manchmal auch von Angst begleitet sein: Eine schwere Prüfung oder das Ergebnis einer ärztlichen Untersuchung. Wir können auf bestimmte Ereignisse warten, voller Hoffnung: Dass eine schwierige Zeit vorüber geht und vieles dann wieder besser wird. Manchmal warten wir voller Ungeduld: Wann endlich kommt denn das, was schon längst angekündigt wurde. Politiker versprechen uns oft und gerne eine bessere Zeit - aber erst in der Zukunft. Ein zu langes Warten kann uns aber auch zermürben oder mutlos machen. Es kann dazu führen, dass wir eigentlich gar nicht mehr warten, weil wir jede Hoffnung aufgeben, dass das, was eigentlich schon längst hätte eintreten müssen, überhaupt jemals noch kommt.

Die Weihnachtsfeiertage sind vorbei. Wir lasen die Weihnachtsgeschichte im Lukas-Evangelium: "Siehe, ich verkündige euch große Freude ... denn euch ist heute ein Retter geboren, der ist Christus, der Herr." (Lk 2,10.11) In der Adventszeit warteten wir darauf. Stimmt das? Wir warteten doch wohl nicht darauf, dass der Heiland im Jahr 2013 nochmal in einer Krippe geboren wird? Dennoch warten wir besonders in dieser Zeit - nicht nur auf das Weihnachtsfest. Es ist eine Zeit der Buße und der Besinnung - und der Erwartung. Zu dem Engel, der zu den Hirten sprach, kam plötzlich eine Menge der himmlischen Heerscharen. Die lobten Gott und sprachen: "Herrlichkeit Gott in der Höhe, und Friede auf Erden in den Menschen des Wohlgefallen!" (Lk 2,13.14). Vielleicht warten wir auf diesen Frieden? Besonders im Nahen Osten - in Israel, in Ägypten, in Syrien oder im Libanon. Aber, wann kommt denn dieser Friede? Ja, wir warten auch auf diesen Frieden. Dieser Friede ist schon da, und zwar in den Herzen derjenigen, die ihr Leben hier und jetzt unter die Herrschaft der bereits bestehenden Regierung Jesu gestellt haben. Doch weltweiten und anhaltenden Frieden wird Jesus erst herstellen, wenn er für alle sichtbar in Macht und Herrlichkeit wiederkommt.

Die Jünger fragten den Herrn Jesus schon damals: "Sage uns, wann wird das sein? Was ist das Zeichen deiner Ankunft und der Vollendung des Zeitalters?" (Mt. 24,3) Jesus sprach von Kriegen und Kriegsgeschrei, von Aufruhr, Hungersnöten und Erdbeben da und dort. Das ist aber erst der Anfang. Das für uns wichtigste sagte Jesus aber zuvor: "Lasst euch von niemand verführen!" Passt auf! "Denn viele werden unter meinem Namen kommen und sagen: Ich bin der Christus!" Wenn wir die Welt betrachten, so wie sie heute ist, dann fragen wir uns: Was muss denn noch kommen? Ist es denn nicht schon längst höchste Zeit? Die Welt ist erfüllt von Gewalttat, Unmoral und Not. Anschläge, Terror, Kriege und Kriegsgeschrei weltweit. Zwei Weltkriege, Vietnam, Golfkrieg, zwei Irakkriege, „Nine Eleven“, Bürgerkriege in Afrika, Somalia und in Syrien, Aufruhr in Ägypten. Dazu noch Unglücksfälle und Naturkatastrophen. Tschernobyl, Tsunami, Erdbeben in Haiti, Fukushima oder Taifun „Haiyan“ auf den Philipinen. Wir haben Schwierigkeiten, uns alles noch zu merken, die Meldungen überschlagen sich. Und wie viel Not und Einzelschicksale bleibt uns verborgen?

Ist es denn nicht auch schon längst Zeit, dass der Herr endlich die Welt richtet? Wie lange will Gott denn noch diesem Treiben zuschauen? Wie er verhöhnt und verspottet wird. Wie seine Kinder verfolgt und gequält werden und wenn sie nicht selbst gequält werden: Wie sie an den Ausschweifungen der Gottlosen leiden, so wie Lot? (Lies hierzu: Röm. 1,18-32; 2. Tim. 3,1-5; 2. Tim. 4,3-4; Mt. 24,6-12; 2. Petr. 2,7-8)
Wartet nicht die ganze Schöpfung darauf? Eine Schöpfung die auf das Neue wartet und die in Geburtswehen liegt, die seufzt, wie wir selbst, die wir die Sohnschaft erwarten, die Erlösung unseres Leibes. Ruft nicht die ganze Schöpfung mit uns, so wie David in Psalm 6: "Ach, Herr, wie lange noch?" (Lies hierzu: Röm. 8,19-23; Ps. 6,4)

Verwirrung und Unsicherheit begleitet uns. Paulus musste den Thessalonichern erklären, dass der „Tag des Christus“, dieser Gerichtstag noch nicht gekommen ist, wie dies die Irrlehrer dargestellt hatten. Sie beunruhigten damit die ganze Gemeinde. Dieses Kommen Jesu konnte damals noch nicht geschehen konnte, weil verschiedene Voraussetzungen noch nicht erfüllt waren. (Lies hierzu: 2. Thess. 1 - 3)
Auch Petrus schrieb seinen zweiten Brief deshalb, weil wieder Irrlehrer die Gemeinde verwirrten. Die sagten, Jesus Christus kommt überhaupt nicht als König und Richter wieder. Sie spotteten nur darüber. Petrus hält jedoch am zuverlässigen prophetischen Wort fest: Es gibt einen großen Gerichtstag des Herrn, das ist gewiss. Mit diesem Gerichtstag über die Ungläubigen werden auch die jetzigen Himmel und die Erde vernichtet. Die Gläubigen sollten sich nicht verunsichern lassen. Sie sollten gottesfürchtig und heilig leben und einen neuen Himmel und eine neue Erde erwarten, in denen Gerechtigkeit wohnt.
Der Glaube ist immer angefochten: Durch Verfolger, durch Verführer oder durch Spötter. Verfolger erkennt man sofort. Die falschen Lehrer bekennen formal die Wahrheit, ziehen uns jedoch mit verführenden Worten von der wahren Lehre fort; sie verkünden ein anderes Evangelium. Die Spötter leugnen die Wahrheit offen. Sie kommen besonders erst in den letzten Tagen, weil sie früher nicht wagten, sich offen zu ihrem Unglauben zu bekennen. Die erste Sorte schreckt viele ab, die zweite lenkt uns ab und die Spötter können uns mutlos machen.

Petrus und viele andere hatten Jesu Tod und seine Auferstehung selbst erlebt. Sie lebten in Erwartung seiner baldigen Wiederkunft Auch uns sagt Jesus, dass er »bald« wiederkommen wird (Offb 22,7.12.20). Was bedeutet aber »bald« für uns heute? Leben wir noch in der Naherwartung? Oder denken wir: "Der Herr kommt noch lange nicht"? Christen können durch Spötter verunsichert werden, wenn diese sie daran erinnern, dass Jesus gesagt hat, dass er »bald« kommen wird (Offb 22,12). Zunächst zeigt Petrus, dass tausend Jahre bei Gott wie ein Tag sind. Für Gott ist die Wiederkunft seines Sohnes auch dann noch nahe, wenn es nach dessen Rückkehr in den Himmel zweitausend Jahre dauert. »Bald« bedeutet für uns so viel wie »jederzeit möglich«. Der Herr will, dass wir beständig mit seiner Wiederkunft rechnen.

Wir sollen allezeit wachen, täglich nach seinem Kommen Ausschau halten. Petrus zeigt uns, dass Gott weiter sieht und Größeres vorhat, als wir ahnen. Er ist langmütig; er will nicht, dass irgendwelche verlorengehen; er will, dass eine ganze Welt von Sündern das Evangelium hört. Dafür aber brauchen diejenigen, die das Evangelium bis an die Enden der Erde tragen sollen (Apg 1,8), mehr Zeit als ein bloßes Menschenalter.

»Dies … sei euch nicht verborgen«: Den Gläubigen ist nicht verborgen, was den Spöttern verborgen bleibt. Ihnen offenbart Gott seine Absichten. Petrus nennt uns zwei Gründe, warum wir noch auf sein Kommen warten müssen. 1. Gott unterliegt nicht unserer Vorstellung von Zeit und 2. Gott ist langmütig und wartet geduldig, bis noch viele weitere Menschen gerettet werden.
»ein Tag bei dem Herrn ist wie tausend Jahre«: Gott steht über der Zeit. Er ist es, der die Zeit bei der Schöpfung in Gang setzte; er handelt in der Zeit, ist aber selbst nicht wie die Geschöpfe der Zeit unterworfen. Darum irren wir immer, wenn wir Gottes Handeln und Gottes Plan in unsere Zeitbegriffe einpassen wollen. Wir können gar nicht anders als in Begriffen von Zeit und Raum denken, da wir Geschöpfe der Zeit sind, und daher ist es uns unmöglich, zu begreifen, wie jemand ganz außerhalb der Zeit sein kann. Auch wenn wir es nicht begreifen, dürfen wir wissen: Gott ist nicht wie wir; er ist ewig, er ist zeitlos. Und wir dürfen glauben, dass Gott in seiner Weise und zu seiner Zeit seine Werke tut. Gott wird am bestimmten Tag sein Wort erfüllen. Außerdem: Was uns lang vorkommt, ist gemessen an der Ewigkeit kurz. Was sind tausend Jahre in dieser Zeit vor Gott und Gottes Ewigkeit?

»Der Herr verzieht nicht die Verheißung«: Der Herr zögert seine Verheißungen nicht hinaus, auch wenn wir meinen, er hätte nach bald 2000 Jahren längst kommen müssen. Wenn wir ein Versprechen geben und es nicht pünktlich einhalten, dann deshalb, weil wir entweder mehr versprochen haben, als wir fristgemäß leisten können, oder aber weil etwas Unvorhergesehenes dazwischen gekommen ist. Vielleicht haben wir auch unser Versprechen vergessen oder wir streiten es sogar ab. Bei Gott gibt es kein Vergessen und kein Unvermögen, schon gar kein Verleugnen. Es kann auch nichts geschehen, was er nicht gewusst hätte, das ein Hinauszögern oder Aussetzen der Verheißung verursacht.
»wie es etliche für einen Verzug achten«: Gott ist anders als wir; und doch meinen etliche, Gott sei ganz wie wir. Das ist eine Torheit.
»er ist langmütig gegen euch, da er nicht will, dass irgendwelche verlorengehen«: Gott wartet nicht aus Schwachheit, Vergesslichkeit oder Gleichgültigkeit, sondern aus Freundlichkeit. Wenn uns die Zeit des Wartens lang wird, haben wir einen guten Grund, geduldig und dankbar zu warten: Gott will nicht, dass irgendwelche verlorengehen, »sondern dass alle zur Buße kommen «. Er will nicht, dass auch nur einer der Seinen, der sich zeitweise hat verführen oder entmutigen lassen, im Unglauben umkommen soll, sondern er gibt ihnen Zeit, dass sie alle zur Buße kommen können. Hier wird gewissermaßen das Gleiche ausgesagt wie in 1. Tim. 2,4, dass Gott "will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen".

An dieser Stelle ist es wichtig, zwei Bedeutungen des Willens Gottes zu unterscheiden, damit wir nicht den falschen Schluss ziehen, es kämen letztlich alle in den Himmel. Einmal, sein Ratschluss, der betrifft das, was auf jeden Fall geschehen wird. Andererseits das, was Gott sich für das Leben eines jeden Menschen wünscht. Dieser Wunsch ist nicht unausweichlich. Er kann oder kann auch nicht geschehen. Er ist nicht bedingungslos, sondern hängt davon ab, wie wir uns entscheiden. Gott will wirklich alle Menschen retten, er will, dass alle zur Buße kommen und hat seinen Sohn für alle Menschen dahingegeben, damit ein jeder glauben und ewiges Leben empfangen kann. Aber die Liebe Gottes kennt keinen Zwang. Wir sind nicht Marionetten in seiner Hand. Jeder ist für seinen Unglauben selbst verantwortlich. Im Himmel gibt es nur Freiwillige. (vgl. hierzu Nachbemerkungen zur Predigt)

Diesen "Tag des Herrn" nennt Petrus in 2,9 "Tag des Gerichts" und in 3,18 "Tag der Ewigkeit". Paulus spricht in Röm. 2,5 vom "Tag des Zorns". Es ist immer der gleiche Tag gemeint, an dem das Gericht über die Gottlosen kommt.
»Es wird aber der Tag des Herrn kommen«: Anders, als die Spötter spotten, wird er kommen. Damit beginnt sein Tag. Die Menschen hatten während Jahrtausenden ihren Tag gehabt. Am diesem Tag wird der Hochmut des Menschen erniedrigt, der HERR allein wird erhaben sein (Jes 2,11). Wenn er kommt, wird er nicht schweigen (Ps 50,3): Er wird zu den Menschen reden in seinem Zorn (Ps 2,5).
Dabei kommt er »wie ein Dieb«: Der Vergleich bedeutet nicht, dass er unerkannt kommt; vielmehr wird jedes Auge ihn sehen (Offb 1,7). Aber es bedeutet, dass sein Kommen unerwartet (siehe Mt 24,43) und unerwünscht ist. Das gilt aber nur für die Gottlosen, die Spötter und Gleichgültigen. Für sie wird es furchtbar sein. Darum wird sein Kommen nicht nur unerwartet sein, sondern auch schrecklich. Niemand kann ihn aufhalten, niemand kann seinem Zorn entrinnen.

Die Gläubigen eilen erwartungsvoll auf jenen Tag zu. Die Gottlosen klammern sich an diese Welt, weil es für sie die einzige Welt ist, die sie kennen wollen.

10 an welchem die Himmel vergehen werden mit gewaltigem Geräusch, die Elemente aber werden im Brand aufgelöst und die Erde und die Werke auf ihr verbrannt werden.
12 dessentwegen die Himmel, in Feuer geraten, aufgelöst und die Elemente im Brand zerschmelzen werden. (entfällt aus Zeitgründen)

»Da nun dies alles aufgelöst wird«: Die Gestalt dieser Welt vergeht (1Kor 7,31); die Welt vergeht und ihre Lust (1Jo 2,17) Bedauern wir das? Dann ist es Zeit, dass wir aufwachen.
»was für Leute solltet ihr dann sein in heiligem Wandel«: Christi Reich kommt und so wie dieses Reich ist, sollen wir unser ganzes Leben darauf ausrichten. Es ist ein Reich der Gerechtigkeit, der Heiligkeit und des Friedens, das muss Auswirkungen auf unser Urteilen und unsere Lebensführung (den Wandel) haben. Wir sollen nicht in erster Linie über den exakten Ablauf der endzeitlichen Geschehnisse spekulieren und diskutieren, sondern unser ganzes Leben auf diesen Tag abstimmen. Es ist nicht leicht zu verstehen, wie alle endzeitlichen Geschehnisse aufeinander folgen, aber dass der Herr kommt und diese Welt vergeht, das verstehen wir ohne Weiteres.
»und Gottseligkeit«: Unsere Lebensführung muss von Gottseligkeit geprägt sein. Es gibt Leute, die sind sehr beherrscht und ausdauernd, aber dabei gottlos. Manche halten sich jahrelang an eine selbst auferlegte eiserne Disziplin, weil sie sehr ehrgeizig sind. Manche sind Wohltäter der Menschen, aber sie suchen dabei ihre eigene Ehre. Sie lieben sich dabei selbst mehr als alles andere. Unser Eifer und all unser Bemühen um Wachstum muss auf Gott ausgerichtet sein. Wir müssen von Gott abhängig bleiben, ihn suchen, zu ihm beten, seinen Willen erfragen, nach seiner Ehre trachten, ihn lieben über alles, oder eben um »Gottseligkeit« ringen (1Tim 4,7).

Wir warten nicht passiv, sitzen träge da und warten sein Kommen ab, sondern beten täglich: »Dein Reich komme!« und »Komm, Herr Jesus!« (Mt 6,10; Offb 22,20). Und weil wir glauben, dass er uns hört und kommt, arbeiten wir, bis er kommt (Lk 19,13). So eilen wir ihm entgegen. Wir können es kaum erwarten bis er endlich kommt und uns heimführt in unsere himmlische Heimat.
»Wir erwarten … neue Himmel und eine neue Erde«: Die neue Schöpfung ist ihrer Art nach vollständig neu, etwas, was es bisher nie gegeben hat. Sie ist auch darin neu, dass in ihr »Gerechtigkeit wohnt«, und zwar für immer. Kein Sündenfall mehr wie in der ersten Schöpfung. Auch kein Meer wie zuvor. So wie kein Meer, so wird auch keine Nacht sein (Offb 22,5). Die neue Schöpfung wird nicht für Böses anfällig sein. Sie wird ganz und unmittelbar unter Gottes Willen stehen; kein fremder Wille wird je mehr in sie Eingang finden. Die neue Schöpfung wird so viel herrlicher sein als die erste, dass man der früheren nicht mehr gedenken wird. (Lies: Jes. 65,17)

Schluss
Passt die Botschaft des 2. Petrusbriefes überhaupt hinein in unsere weihnachtsselige Stimmung mit Freude im Herzen und dem Wunsch nach Frieden für alle Welt? Passt das zum Fest der Liebe und zu einem Gott der Liebe? Oder sind Einwände berechtigt, wie zum Beispiel: "Ihr müsst immer den Leuten Angst machen! - Statt froher Botschaft habt ihr nur eine "Drohbotschaft" von Hölle und Gericht"?

Doch, meine ich, das passt ganz genau hierher! Denn Weihnachten war erst der Anfang. Gott bleibt in seinem Heilsplan nicht bei Weihnachten stehen. Gerade im 2. Petrusbrief finden wir viel von der Güte und der Liebe Gottes, von seiner Geduld und seiner Langmut. Von seiner Treue, dass er seine Verheißungen immer hält und seine Bündnisse niemals bricht. Wir finden auch sehr viel über seine Gerechtigkeit. Gottes Gerechtigkeit kann man auch als seine Liebe zur Heiligkeit auffassen und auch - seine Abscheu gegenüber der Sünde. Wir dürfen niemals die moralischen Eigenschaften Gottes gegeneinander ausspielen, sonst bekommen wir ein einseitiges, ein schiefes Bild von Gott. Das wäre dann wieder nur ein Götze.

Der 2. Petrusbrief will Trost und Hilfe geben, er will ermutigen und ermahnen, er will aber auch warnen. Petrus sagt uns, weshalb es schon so lange dauert, er will uns Mut machen und uns zeigen, wie wir in diesem Wartestand leben sollen. Petrus zeigt uns darin Gottes Perspektive und den Grund, weshalb es für uns so lange dauert. Wir erkennen darin einen gnädigen und einen sehr geduldigen Gott, einen Gott der Liebe, der retten will. Wir erkennen darin aber auch einen gerechten Gott, einen Gott, der sein Kommen und sein Gericht nicht verzieht.

Wir haben eine Botschaft - die heißt nicht einfach "Himmel oder Hölle!". Wir haben einen Erlöser, wir haben einen Heiland, einen Retter. Keine Religion hat so etwas. In jeder Religion muss sich der Mensch verbessern. Er muss sich den Himmel verdienen und er weiß niemals, ob ihm dies gelingt. Unsere Botschaft gibt Hoffnung, gibt Trost, gibt Zuversicht und Freude. Unsere Botschaft hat einen Namen: Jesus Christus. Glaube an Ihn und du wirst gerettet. Er wird das, was er in dir beginnt auch zur Vollendung führen. Vertraue Ihm. Jesus Christus musst du dir nicht erst verdienen. Ihn gibt es gratis. Das ist Gnade.

Manchmal frage ich mich wirklich: Wie lange soll Gott noch zuschauen? Er könnte doch allem schon längst ein Ende bereiten, er hat alle Macht hierzu. Doch er wartet weiterhin geduldig. Er erträgt unseren Ungehorsam und Spott – so wie er auch meinen Spott und meinen Ungehorsam lange ertragen hat. Du möchtest, dass Gott jetzt eingreift? Das kannst du gerne fordern, wo du ja errettet bist. Aber was ist mit den andern? Sollen die leer ausgehen, sollten die nicht Gelegenheit zur Buße haben (2. Petr. 3,9)? Wie geduldig war Gott dir gegenüber? Solltest du deshalb nicht auch milde und duldsam sein und hoffen, ob ihnen Gott nicht etwa Buße zur Erkenntnis der Wahrheit gebe ( 2. Tim. 2,25)?

Vielleicht bekennst du zwar "dein Reich komme", meinst aber: "lieber nicht so bald". Erwartest du den Tag Gottes und eilst ihm entgegen oder drückst du lieber auf die Bremse: "Erst mal langsam machen". Was verbirgt sich hinter dieser Einstellung? Gefällt es dir hier so gut, dass du nicht mehr loslassen willst? Oder fühlst du dich vielleicht noch nicht "würdig" genug für den Himmel? Wenn es auf uns selbst ankäme, wer wäre würdig, wer käme dann noch in den Himmel?

Wir sollten doch jederzeit bereit sein - im Sinne einer doppelten Bereitschaft: 1. dass der Herr jederzeit kommen kann (darum wachet!) und 2. zur Verantwortung jedem gegenüber, der von uns Rechenschaft fordert, über die Hoffnung, die in uns ist (1. Petr. 3,15) - aber mit Sanftmut und Ehrerbietung (nicht überheblich).

Ich frage daher nochmal: Worauf wartest du?

"Wir erwarten aber nach seiner Verheißung neue Himmel und eine neue Erde, in denen Gerechtigkeit wohnt."
Amen.

Nachbemerkungen:
An dieser Stelle ist es wichtig, zwei Bedeutungen des Willens Gottes zu unterscheiden, damit wir nicht den falschen Schluss ziehen, es kämen letztlich alle in den Himmel. Einmal, sein Ratschluss, der betrifft das, was auf jeden Fall geschehen wird. Andererseits das, was Gott sich für das Leben eines jeden Menschen wünscht. Dieser Wunsch ist nicht unausweichlich. Er kann oder kann auch nicht geschehen. Er ist nicht bedingungslos, sondern hängt davon ab, wie wir uns entscheiden. Gott will wirklich alle Menschen retten, er will, dass alle zur Buße kommen und hat seinen Sohn für alle Menschen dahingegeben, damit ein jeder glauben und ewiges Leben empfangen kann. Aber die Liebe Gottes kennt keinen Zwang. Gottes Geist hat uns, die wir nur sündigen konnten, vielmehr zu einer eigenverantwortlichen Entscheidung befreit, so dass wir wieder wählen konnten: Gehorsam oder Ungehorsam - ewigen Tod oder ewiges Leben. Wir sind nicht Marionetten in seiner Hand. Jeder ist für seinen Unglauben selbst verantwortlich. Im Himmel gibt es nur Freiwillige. Jesus selbst sagte: "Ihr wollt nicht zu mir kommen, auf dass ihr das Leben habt" (Joh. 5,40). Es gibt somit auch Menschen, die verloren gehen, denn warum sonst sollte Jesus vor einer Hölle warnen? Dennoch weiß Gott alles. Seine souveräne Vorsehung steht über unserem Handeln. Er lässt seinen Willen auch durch Handlungen des menschlichen Willens geschehen, ohne die Freiheit dieses Willens zu verletzen. Wie bei den Brüdern Josephs oder sogar durch Judas. Gott bestimmte, dass durch diese böse Taten sein Ziel erreicht wird. "Sie gedachten zwar Böses, aber Gott gedachte es gut zu machen" (nach 1. Mo. 50,20). Sie wurden zu Gefäßen des Verderbens. Dennoch waren sie nicht von Geburt an zum Verderben bestimmt.

Oh, Lord, how long? - What is the message of 2. Peter 3,8-13? - Englische Version der Predigt (PowerPoint-Präsentation)


 

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Tut alles zur Ehre Gottes - (1. Korinther 10,31)
(EFG Würzburg - Sonntag, 07.04.2013)
 

Der Hauptzweck der Gemeinde
Auch von mir nochmals ein "Herzliches Willkommen" zum Gottesdienst. Ansonsten keine lange Vorrede, denn sonst wird's wieder länger als geplant. Ich möchte gleich auf den Punkt kommen, nämlich darüber reden, weshalb wir uns hier Sonntag für Sonntag versammeln, was der eigentliche Zweck unserer Zusammenkünfte, der Zweck der Gemeinde ist.

Der wichtigste Zweck der Gemeinde ist, Gott zu verherrlichen. In Eph. 3,21 heißt es: "Ihm (nämlich Gott) sei die Herrlichkeit in der Gemeinde und in Christus Jesus auf alle Geschlechter hin von Ewigkeit zu Ewigkeit!". Es geht in erster Linie um Gott und um seine Ehre.

Ich möchte deshalb heute über die Ehre Gottes reden, darüber, warum wir Ihn ehren sollen, wie wir Ihn ehren können, Ihm dienen - im Gottesdienst und im Alltag - wie wir Ihn in würdiger Weise anbeten können. Hierbei will ich zunächst bei Gott beginnen, wer er ist, was er tut, was er will, warum Gottes Ehre das alles überragende Anliegen ist - für Gott und für uns.

Wie ist Gott?
Wenn wir uns Gott nahen, dann müssen wir uns fragen, wer und wie ist Gott? Und danach auch: Wer ist wie Gott? Gott ist ewig, war schon immer, hat keinen Anfang und kein Ende. Gott existiert, er ist einfach - "Ich bin der Ich bin - Ich bin der Ich sein werde". Gott hat alles geschaffen, alles geschaffen in Christus (Kol. 1,16). In der Schrift zeigt uns Gott viel von seinem Wesen: Ewigkeit, Unwandelbarkeit, Allgegenwart, Allwissenheit, Weisheit, Allmacht, vollkommene Glückseligkeit und Seine Herrlichkeit. Wir erkennen auch Seine moralischen Eigenschaften, die unsere himmelweit übertreffen: Seine Heiligkeit, Gerechtigkeit, Seine Güte und Liebe, Seine Treue. Und wir wissen auch um Seine Spiritualität: "Gott ist Geist", sagt Jesus (Joh. 4,24) - und im gleichen Vers geht es auch um Seine Anbetung.

Warum sollen wir Gott ehren, warum Ihn anbeten?
Jetzt lese ich mal einen Bibeltext. Das ist noch nicht der Predigttext, aber darin geht es um das Thema, das doch die ganze Bibel durchzieht:

Jes. 48,9-11: "Wegen meines Namens halte ich meinen Zorn zurück, und meines Ruhmes bezähme ich mich dir zugute, um dich nicht auszurotten. Siehe, ich habe dich geläutert, doch nicht im Silber; ich habe dich geprüft im Schmelzofen des Elends. Um meinetwillen, um meinetwillen will ich es tun - denn wie würde mein Name entweiht werden! -, und meine Ehre gebe ich keinem andern."

Wie häufig redet Gott hier von „mein“ und „mich“? Ist Gott in Seiner Ich-Bezogenheit nicht völlig egoistisch? Ja, wenn wir von Gott wie von einem Menschen denken würden, dann sicher. Aber wie sehr ist Gott anders als alle Menschen. Menschliche Ich-Bezogenheit führt zu zerstörerischem Egoismus. Göttliche Selbstbezogenheit strahlt eine Liebe, Güte, Barmherzigkeit und Gnade aus, eine Liebe, die sich mitteilen will und die seiner Schöpfung, seinen Geschöpfen nur zugute kommt, die ihnen nur wohl tut. Jonathan Edwards, ein Pastor und Theologe des 18. Jahrhunderts schrieb: "Gott verehrte sich selbst als sein höchstes Ziel in seinem Werk [der Schöpfung]: weil er an sich würdig ist, das zu sein, da er selbst das größte und beste aller Wesen ist. Alles andere ist hinsichtlich der Würde, Bedeutung und Erhabenheit im Vergleich zu ihm rein gar nichts." Damit können wir auch die Frage beantworten "wer ist wie Gott?" - Es gibt wirklich niemanden, der ist wie Gott. Nur Jesus konnte in Wahrheit sagen, dass er eins mit dem Vater ist (Joh. 10,30). Und nach Joh. 5,23 sollen alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren. „Wer den Sohn nicht ehrt, ehrt auch den Vater nicht, der ihn gesandt hat“.

In vielen weiteren Stellen spricht Gott davon, dass er etwas um seines Namens willen tut, dass er gnädig ist um seines Namens oder seines heiligen Namens willen. Auch Jesus spricht häufig davon, dass man etwas um Seines Namens willen tun soll oder um seines Namens willen gehasst wird. Gott gibt sich viele Namen, die verschiedene Aspekte Seines Wesens oder Charakters betonen. Darauf gehe ich hier nicht weiter ein.

Gott erschuf den Menschen, damit er Gott verherrlicht, das ist der eigentliche Sinn unseres Lebens. Der durch die Sünde gefallene Mensch will das nicht. Er kennt Gott nicht und hat keine göttliche Natur durch Jesus Christus. Psalm 53,2: "Der Narr spricht in seinem Herzen: 'Es gibt keinen Gott' " - Völlige Ignoranz statt Verehrung. Oder er kämpft gegen Gott. Dagegen kann der erlöste Mensch Gott verherrlichen und wird dies auch tun, wenn er treu ist.

Was ist das eigentlich: Gottes Ehre?
Das Wort Ehre bedeutet „etwas, das des Lobes oder der Begeisterung wert ist“ oder „Brillanz“, „Schönheit“ oder „Ruhm“. Gottes Ehre hat zwei Gesichtspunkte. Der erste ist die in ihm selbst wohnende, wesenhafte Ehre. Gott ist das einzige Wesen, das solch eine innewohnende Ehre hat. Niemand kann sie ihm geben; sie gehört ihm bereits vollkommen, allein durch sein Wesen. Der zweite Gesichtspunkt ist die Ehre, die ihm der Mensch zu geben hat. Das ist kein Widerspruch zur ersten Aussage. Wir können zwar nichts zu Gottes Ehre oder zu seiner Stärke hinzutun, aber wir sollen die Ehre Gottes, die er bereits besitzt, erkennen und anerkennen. Jemanden achten oder ehren, das ist das Gegenteil von nicht beachten, missachten oder gar verachten.

Predigttext
Jetzt komme ich dann auch zum Predigttext:
1. Kor. 10,31: "Ob ihr nun esst oder trinkt oder sonst etwas tut, tut alles zur Ehre Gottes!"

Der Apostel Paulus schrieb diesen ersten Brief an die Korinther etwa 54-56 n. Chr., während seines Aufenthaltes in Ephesus. Darin wollte er die noch junge, von ihm gegründete Gemeinde über die geistliche Ordnung in der Gemeinde Gottes unterweisen. Die Korinther lebten in einer sittlich sehr verdorbenen Großstadt mit heidnischen Einflüssen und mit einer fleischlichen Haltung von noch unreifen Christen. Es gab Streitigkeiten, Hochmut, Gleichgültigkeit gegenüber der Sünde und Missbrauch von Gnadengaben. Wir finden in dem Brief beispielsweise praktische Anweisungen über die Ehe, über das Mahl des Herrn, den rechten Gebrauch von Gnadengaben und die Widerlegung falscher Lehren über die Auferstehung.

Die Ermahnung, die Paulus hier den Korinthern gibt, steht in dem Abschnitt von Kap. 10 Vers 23 bis zum ersten Vers von Kapitel 11. Es geht um den rechten Gebrauch der Freiheit beim Essen des Götzenopferfleisches. Stichwort: "Alles ist erlaubt, aber nicht alles ist nützlich; alles ist erlaubt, aber nicht alles erbaut." Es geht um Freiheiten, die wir als Christen haben, um die Grenzen und den Zweck dieser Freiheiten. Das Essen von Götzenopferfleisch – etwas das wir heute, meines Wissens nicht mehr kennen (?) – war an sich ja nicht ausdrücklich verboten. Wohl aber die Teilnahme am Götzendienst. Wie sollten die Korinther sich denn verhalten, wenn sie von dem übrig gebliebenen essen wollten, das sie ja selbst gar nicht geopfert hatten? Wenn jemand dabei war, der daran Anstoß nahm und es als Sünde ansah, dann sollten sie auf diese im Glauben noch Schwachen Rücksicht nehmen und es besser nicht essen. Für uns steht das Götzenopferfleisch für so manche Grauzonen, bei denen etwas nicht ausdrücklich verboten ist, aber zu einer Gefahr werden kann: Alkohol, Rauchen, Spielen, Tanzen, Sportwettkämpfe am Sonntagen, Musikrichtungen. Wir sollten hier trotz unserer Freiheiten Rücksicht auf die Schwachen nehmen.

Götzendienst und die Teilnahme am Herrenmahl sind jedenfalls unvereinbar. In Kapitel 11 geht Paulus noch einmal auf das rechte Verhalten beim Abendmahl ein, was manche ungebührlich einnahmen, sich den Bauch vollschlugen und für andere kaum was übrig blieb. Manche kamen sogar in betrunkenem Zustand.

Paulus’ zentrale Botschaft in diesem Abschnitt ist in Vers 31 zusammengefasst: Tut alles zur Ehre Gottes!

Ähnliche Aussagen finden wir auch in 1. Kor. 6,20, wo es heißt, dass wir Gott mit unserem Leib verherrlichen sollen, (das ist sinngemäß auch in Röm. 12,1 zu finden), weiterhin in Röm. 14,6 ("wer isst, isst dem Herrn, denn er sagt Gott Dank; wer nicht isst, sagt Gott ebenfalls Dank") und Kol. 3,17: "alles, was ihr tut, im Wort oder im Werk, alles tut im Namen des Herrn Jesus, und sagt Gott, dem Vater, Dank durch ihn!".

Obwohl hier mit Essen und Trinken zunächst der engere Zusammenhang mit Götzenopferfleisch und dem Tisch des Herrn gegeben ist, ist dieser Vers nicht allein darauf beschränkt. Essen und Trinken muss schließlich jeder Mensch – auch zu anderen Gelegenheiten. Jeder Mensch tut auch immer sonst etwas. Damit ist eigentlich alles erfasst, was wir tun. Daher trifft sicher die Annahme zu, dass dieser Vers auch bedeutet, dass man Gott immer und in Allem ehren sollte – was wohl wahr ist. Darauf weisen auch die anderen Verse hin, die ich vorhin zitiert habe.

In allem, was wir tun, sollen wir Gott verherrlichen. Seine Ehre soll unsere Lebensaufgabe sein. Sie ist das Ziel unseres ganzen Lebens – ein Leben, das jetzt dem Herrn gehört, von dem wir „teuer erkauft“ wurden (1. Kor. 6,20; 7,23).

Ein Mensch lebt entweder zur Ehre oder zur Unehre Gottes. Gottes eigenes Volk bereitete ihm Schande, so dass er beispielsweise zuließ, dass 722 v. Chr. Israel von Assyrien und 586 v. Chr. Juda von Babylonien besiegt und ins Exil geführt wurden. Gottes Name musste damit noch mehr Schande ertragen, weil die heidnischen Völker sagten, dass dieser Gott so schwach sei, dass er sein eigenes Volk nicht beschützen könne.

Wie ist das bei uns – wie ist unser Zeugnis in der Welt? Wenn Gläubige in aller Öffentlichkeit sündigen, z.B. rechthaberisch, streitsüchtig sind oder gar ihrem Zorn freien Lauf lassen, wenn sie sich betrinken, dabei dummes Zeug anstellen, bei der Steuer oder sonst jemanden betrügen oder offen unmoralisch oder unzüchtig leben, wird Gott Schande bereitet.

Gott wird verunehrt, wenn jemand sündigt, ganz besonders dann, wenn sein eigenes Volk sündigt. Weil er uns erlöst hat, indem er uns gnädig vergeben hat, verunehren wir ihn besonders, wenn wir sündigen. Wenn Gott uns dann zu Recht züchtigen muss, wird er durch Ungläubige weiterhin verunehrt, die ihn dann ebenfalls beschuldigen, er könne nicht für sein Volk sorgen. Sünde jeder Art raubt Gott die Ehre.

Auf der anderen Seite wird Gott besonders dann geehrt und verherrlicht, wenn sein Volk treu und gehorsam ist. Ebenso wie unsere Sünde schlechtes Licht auf Gottes Ehre wirft, so wirft unser liebevoller Gehorsam gutes Licht darauf. Wenn wir der Sünde widerstehen und sie lassen, verherrlichen wir unseren himmlischen Vater. Und wenn wir unsere Freiheit gerne für Gott und für andere nutzen, verherrlichen wir ihn noch mehr.

Wenn wir uns als Christen bekennen, werden wir in der Welt ganz besonders beäugt. Die Schrift sagt dazu: "So soll euer Licht leuchten vor den Menschen, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater, der in den Himmeln ist, verherrlichen." (Mt. 5,16) Welch ein Zeugnis könnten wir in der Welt geben, wenn in der Kraft Jesu beispielsweise unsere "Baustellen", unsere Schwachheiten unsere Sünden in Ordnung bringen würden: Unseren Stolz, unsere Rechthaberei, die zornige Überreaktion - Nie mehr unbedingt recht haben wollen, nicht mehr das letzte Wort - auch einmal etwas hinnehmen, ohne zu murren und zu klagen. Freundlich, gütig und barmherzig sein mit unbequemen Zeitgenossen, der Arbeitskollegin, die hinter unserem Rücken tratscht, dem streitsüchtigen Nachbarn, dem ungerechten Chef.

Gianna Jessen, eine US-amerikanische Sängerin und Aktivistin der Lebensrechtsbewegung, die bei ihrer Geburt ihre Abtreibung überlebte, sage einmal: „Was für eine Art von Mann möchtest du sein? Ein Mann, der von seinem eigenen Ruhm besessen ist oder ein Mann, der getrieben ist von der Ehre Gottes? Es ist Zeit, Haltung einzunehmen und aufzustehen.“ Das hat mir schon sehr imponiert und mich nachdenklich gemacht. Wie oft vergessen wir, welche Sünde unser Stolz vor Gott ist, nicht nur die groben, moralischen Sünden.

Sich nicht bloß beherrschen lernen, sich zurückhalten, sondern in Frieden, in echter Freude und aus Liebe zu Jesus ganz anders reagieren, als man es allgemein erwartet. Nicht nur äußerlich, sondern vor allem da drinnen (Herz). Wie sehr würde dies Gott zur Ehre gereichen. Und da gibt es ganz bestimmt noch sehr, sehr viele Möglichkeiten. Wo sind deine "Baustellen"?

Unser Leben sollte so gerecht, liebevoll und selbstlos sein, dass wir niemandem Anstoß geben – nicht außerhalb, aber auch nicht innerhalb der Gemeinde. Keine unserer Handlungen sollte einen Ungläubigen davon abhalten, zu Christus zu kommen und sie sollten auch keinen schwächeren Bruder zu Fall bringen. Wenn viele das Evangelium oder das „Wort vom Kreuz“ als unerhört ablehnen, wenn sie Gott keine Rechenschaft geben wollen, ist das ihr Problem, doch wenn sie durch unsere Lebensweise verletzt werden, dann ist es unser Problem und es verunehrt den Herrn.

Gott die Ehre geben, heißt vor allem, Ihm zu gehorchen. Die einzige angemessene Reaktion auf Seine alles überragende Erhabenheit und Seine Majestät ist Anbetung, wenn wir uns Ihm nahen.

Wie können wir Gott in der Gemeinde ehren?
Haben wir in der Gemeinde diesen Sinn für Gottes Majestät oder haben wir eine niedrigere Vorstellung von Gott, die Ihm nicht mehr angemessen ist? Begegnen wir Ihm in würdigem Ernst, ja manchmal sogar mit "Furcht und Zittern" oder machen wir aus Ihm ein Zerrbild? Wir dürfen Gott, ja schon zärtlich "Abba" den lieben Vater nennen, andererseits sollen wir uns Ihm mit Ehrfurcht, nach Hebr. 12,28 "mit Scheu und Furcht" nahen.

Bei allem „würdigen Ernst“ dürfen wir jedoch die Freude am Herrn nicht vergessen. Es ist eine traurige Tatsache, dass zunehmend auch Christen und zum Teil ganze Gemeinden von Freudlosigkeit geplagt und geprägt sind. Ein Freudenmangel – bis hin zur Verbitterung. Statt kraftvoller Glaubenslieder gibt es nur traurige Gesänge und Bibeltexte werden monoton heruntergeleiert. Die jüngere Generation, und besonders auch ungläubige Menschen, werden davon eher abgestoßen. Fröhlichkeit und Freude sind jedoch Grundbestandteile unseres Glaubenslebens und sie sind eine Folge oder eine Frucht des Heiligen Geistes Wer sonst, außer uns Christen, hätte mehr Grund sich zu freuen. Das soll keine vorgespielte Fröhlichkeit sein, sondern es geht um eine innere, von Gott gewirkte Freude. Freilich gibt es auch Zeiten, in denen wir traurig sind und es gibt auch Gründe zum Weinen, aber doch wohl nicht das ganze Leben lang.

Schlussgedanken
Ich möchte die Predigt nochmal in 5 Punkten zusammenfassen:

  1. Die Bestimmung des Menschen und der Hauptzweck der Gemeinde ist es, Gott zu verherrlichen und Ihn anzubeten.
  2. Der Grund hierfür ist: Weil es Gott gebietet und weil es Gott aufgrund Seines Wesens und Seiner vollkommenen Majestät gebührt.
  3. Wir sollen Gott ehren im Willen und Wollen, im Denken und Handeln, im Glauben und Wirken - zusammengefasst: In Allem.
  4. Wir sollen Gott ehren im persönlichen Leben, in der Gemeinde und in der Welt: Immer, überall und zu jeder Zeit.
  5. Ungehorsam verunehrt Gott, d.h. es schädigt sein Ansehen, es schändet, es befleckt, es entheiligt ihn, es beleidigt ihn. Auch wenn wir immer wieder Vergebung empfangen dürfen, sollten wir dies immer bedenken, wenn uns die Sünde lockt.

Ich weiß nicht, ob wir jemals ermessen können, was Gott in Seiner Liebe für uns getan hat? In diesem Leben wohl nicht. Wie oft er uns die Sünden vergeben hat, auch verborgene, an die wir gar nicht gedacht haben. Wie oft er uns bewahrt hat, aus Gefahren gerissen, die wir gar nicht erkannt haben. Schließlich, Seine unvorstellbar große Liebe, in der er Seinen eigenen Sohn geopfert hat. Wir bekennen es oft im Gebet, was er an uns getan hat - besingen in Liedern Seine Werke und Seine herrliche Majestät.

Unsere Worte und Lieder mögen dagegen vielleicht unvollkommen und kläglich erscheinen - aber sie kommen von ganzem Herzen.

1. Kor. 10,31: "Ob ihr nun esst oder trinkt oder sonst etwas tut, tut alles zur Ehre Gottes!"

Amen.


 

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Traditionen und Wahrheit - Wozu ist Jesus gekommen? - (Lukas 19,10)
(EFG Würzburg - Sonntag, 30.12.2012)
 

Ich hoffe, ihr habt die Weihnachtsfeiertage gut verbracht. Das Fest des Friedens, der Liebe, der Familie und - der Geschenke. Der Einzelhandel vermeldet erneut Rekorde im Weihnachtsgeschäft. So ist nach den vorläufigen Ergebnissen für 2012 der Umsatz gegenüber dem Vorjahr nochmals um 1,5 % auf über 80 Milliarden Euro gestiegen. Besonders Gutscheine waren der große Renner. Ist das Weihnachten? Alle Jahre wieder bringen die Medien auch etwas über Weihnachten, über Jesus oder über den Glauben. Das hat mittlerweile schon beinahe Tradition. Die "Main-Post" vom 21.12. stellt zwei "neue" Bücher über Jesus und die Bibel vor. In dem Artikel "Das Jesus-Rätsel - Zwischen Legende und Wahrheit" wird behauptet, dass die biblischen Texte teils frei erfunden sind und 2000 Jahre Kirchengeschichte historische Fakten verzerrt haben. "Was wissen wir eigentlich über den Mann, der angeblich an Weihnachten geboren wurde?", wird gefragt. Oben ein schönes Bild aus einem Hollywood-Film mit Jesuskind, Stall, Krippe, Hirten, Königen - oder doch bloß Magier? "So nicht", schreiben sie - "alles Legende".

Und "Der Spiegel" vom 22.12. fragt "Warum glaubt der Mensch ... und warum zweifelt er?" Erklärt wird das Rätsel des Glaubens mit sozialpsychologischen Gründen. Den Glauben habe die Evolution hervorgebracht, weil es in einem Gemeinwesen von Vorteil sei, uns an selbstsüchtigem Verhalten zu hindern. Die Anfälligkeit für das Übernatürliche stecke gewissermaßen in unserem Erbgut. Religion sei eine „nützliche Illusion“ die Milliarden Menschen dazu bringe, unerschrocken an Dinge zu glauben, für die es keinerlei Belege gibt. Keinerlei Belege? Also ich kenne wenigstens drei Belege, wie dieser Glaube in unser "Erbgut" gekommen ist und dass Gott, der Schöpfer aller Dinge dies bewirkt hat (ich schlag's jetzt nicht auf - könnt ihr zu Hause nachlesen): Prediger 3,11, dass Gott uns die Ewigkeit ins Herz gelegt hat, oder Röm. 1,18-25 und Röm. 2,14-15.

Weihnachten gehört neben Ostern und Pfingsten zu den Hauptfesten des Kirchenjahres. Kirchenjahr? – Das hat irgendwie mit Traditionen und Gebräuchen zu tun. Die kirchliche oder christliche Tradition, Weihnachten zu feiern, gab es in den ganz frühen Gemeinden nicht. Als kirchlicher Feiertag ist der 25. Dezember ab dem Jahr 335 oder 336 belegt. Wie es zu diesem Datum kam, ist umstritten. Zur Entstehung des Weihnachtsfestes verweise ich euch auf einschlägige Literatur oder Lexika. In der Bibel findet ihr darüber freilich nichts. Mit dem Gottesdienst am Heiligenabend als Höhepunkt, feiern Christen und Nichtchristen Weihnachten heute meist als Familienfest mit gegenseitigem Beschenken.

Bei aller Weihnachtsfreude übersehen wir aber leicht, dass es an Weihnachten nicht in erster Linie um ein frohes Miteinander geht, sondern um unsere Beziehung zu Gott, genauer gesagt, um unsere Befreiung von Sünde und um unsere Rettung. Wir feiern die Menschwerdung Jesu, aber nicht, dass er am 24.12. geboren wurde. Und wir feiern am 6. Januar auch keine Heiligen Drei Könige. Denn das steht so nicht in der Schrift. Wir feiern Jesu Geburt zwar am 24.12. das könnten wir aber genauso gut an einem andern Tag feiern. Das ist eben Tradition. Wir können gute Traditionen gerne hochhalten, doch sollten wir uns immer bewusst machen, weshalb wir dies tun, was denn der eigentliche Sinn unserer Feste ist. Vielleicht betonen wir wirklich zu sehr das Kindlein in der Krippe, die Familienidylle, den Tannenbaum und die Geschenke. Und wenn beim Lied "Stille Nacht, heilige Nacht" unser Blick zu sehr am holden Knaben im lockigen Haar hängen bleibt und nicht fest auf Christus, dem Retter gerichtet ist, dann geraten wir schon in eine gewisse Schieflage. Unser Heiland wurde zwar Mensch, indem er als hilfloses kleines Kind geboren wurde. Aber Christus ist längst kein kleines Baby mehr und er ist mit Sicherheit nicht das "Christkind", das die Geschenke bringt. Im Advent bereiten wir uns darauf vor, das Fest seiner Geburt zu begehen. Aber er wird nicht alle Jahre wieder von neuem geboren. Worauf wir heute eigentlich warten, ist sein zweites Kommen. Nicht mehr als Kind, sondern in Macht und Herrlichkeit.

Vielleicht führen auch falsch verstandene oder erklärte oder tatsächlich falsch gepflegte Traditionen zu Zeitungsartikeln wie diesen. Aber nicht allein deshalb, denn da ist eine ganz schöne Portion gewollter Unglaube mit im Spiel. Fakt ist jedoch, dass es kein der Bibel vergleichbares literarisches Werk gibt, das in einem Zeitraum von 1500 Jahren von fast 40 menschlichen Autoren verfasst wurde, wo sich jedes Teilchen in wunderbarer Weise zu einer harmonischen Einheit ergänzt und schließlich ein völlig widerspruchsfreies Gesamtbild gibt. Die Wahrscheinlichkeit eines Zufalls ist derart gering, dass wir zu Recht nach dem Selbstzeugnis der Bibel an ihre göttliche Inspiration glauben dürfen. Genauso wenig ist es Zufall, wenn sich seit über 3500 Jahren biblische Prophetien mit unglaublicher Präzision bis in unsere Zeit erfüllt haben. Bisherige Fehlerquote: Null. Daher dürfen wir darauf vertrauen, dass sich die restlichen Prophetien ebenfalls erfüllen werden. Ich glaube "allem, was geschrieben steht" - in der Bibel natürlich und nicht in der Zeitung - und ich erkenne die Bibel als Gottes irrtumsloses Wort an, einschließlich aller wissenschaftlich nicht erklärbarer Wunder. Der Wunder Jesu, der Jungfrauengeburt, dem Sühnetod und der Auferstehung. Wer sich ausgiebig mit der Bibel auseinander setzt, der erkennt, wie genau und detailliert sie sogar bis ins kleinste Wort ist. Schaut doch beispielsweise, wie Paulus in Gal. 3,16 erklärt, dass es in Bezug auf die Verheißungen an Abraham nicht heißt: "seinen Nachkommen", wie bei vielen, sondern wie bei einem: "und deinem Nachkommen", und der ist Christus. Da kommt's schon manchmal wirklich auf den kleinsten Buchstaben an. Oder die Prophetie eines Zeichens in Jes. 7,14: "Siehe, die Jungfrau wird schwanger werden". Natürlich könnte das hebräische Wort auch "junge Frau" bedeuten. Aber die Übersetzer der Septuaginta, also des Alten Testaments ins Griechische, haben gewusst: "Jungfrau" muss richtig sein, denn was wäre das für ein Zeichen, wenn eine junge Frau ein Kind bekommt? Das passiert doch tagtäglich.

Die Bibel versucht an keiner einzigen Stelle die Existenz Gottes zu beweisen, sondern setzt vielmehr das Wissen um seine Existenz voraus. Ein Gott, den man beweisen könnte, wäre kein Gott. Man kann aber auch nicht beweisen, dass es ihn nicht gibt. Auf sein Wirken in der Schöpfung und der Weltgeschichte kann man durchaus vernünftig schließen. Dennoch braucht man zu diesem Schritt einen Glauben. Den brauchen Evolutions- und Urknalltheoretiker übrigens auch. Ich glaube aber auch, dass nur Jesus der Weg zur Rettung ist, einen anderen gibt es nicht.

Die heutige Predigt möchte ich mit dem Thema zusammenfassen:
„Traditionen und Wahrheit – Wozu ist Jesus gekommen?“
Den Teil "Traditionen und Wahrheit" habt ihr jetzt schon hinter euch, ohne dass ich ein einziges Wort aus der Bibel gelesen habe. Jetzt komme ich aber zu einem Bibeltext:

Lukas 19,1-10 (Der Oberzöllner Zachäus):

Und er kam nach Jericho hinein und zog hindurch. Und siehe, da war ein Mann, genannt Zachäus, ein Oberzöllner, und dieser war reich. Und er wollte gerne Jesus sehen, wer er sei, und konnte es nicht wegen der Volksmenge; denn er war von kleiner Gestalt. Da lief er voraus und stieg auf einen Maulbeerbaum, um ihn zu sehen; denn dort sollte er vorbeikommen. Und als Jesus an den Ort kam, blickte er auf und sah ihn und sprach zu ihm: Zachäus, steige schnell herab; denn heute muss ich in deinem Haus einkehren! Und er stieg schnell herab und nahm ihn auf mit Freuden. Als sie es aber sahen, murrten sie alle und sprachen: Er ist bei einem sündigen Mann eingekehrt, um Herberge zu nehmen! Zachäus aber trat hin und sprach zu dem Herrn: Siehe, Herr, die Hälfte meiner Güter gebe ich den Armen, und wenn ich jemand betrogen habe, so gebe ich es vierfältig zurück! Und Jesus sprach zu ihm: Heute ist diesem Haus Heil widerfahren, weil auch er ein Sohn Abrahams ist; denn der Sohn des Menschen ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist.

Also, warum ist Jesus eigentlich gekommen? Warum ist er Mensch geworden? Im Lukas-Evangelium finden wir auch eine der Antworten zu dieser Frage: Lk. 19,10: denn der Sohn des Menschen ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist. Dieser Vers steht am Ende der Begebenheit um den Oberzöllner Zachäus. Aus dem gesamten Text setze ich den Schwerpunkt auf diesen Vers 10.

Durch das ganze AT (ab 1. Mo. 3,15 bis Maleachi 3) heißt es: "Der Retter kommt, der Retter kommt, der Retter kommt" - Ja, und er ist gekommen: "Christ, der Retter ist da!"

Auch heuer berichteten die Zeitungen wieder viel von einem Rettungsschirm, der überschuldeten Staaten helfen soll, damit diese nicht bankrott gehen und dadurch den Euro ins Wanken bringen. Ein Rettungsschirm soll den Euro stabil erhalten und ihn schützen bzw. retten. Im Verhältnis zu Gott sind auch wir Menschen überschuldet, ja, sogar zahlungsunfähig. Deshalb startete Gott vor mehr als 2000 Jahren die größte Rettungsaktion aller Zeiten. Gott wurde Mensch. So etwas ist noch nie dagewesen. Daran erinnern wir uns Weihnachten. Die frohe Botschaft lautet: »Denn siehe ich verkündige euch große Freude, die für das ganze Volk sein wird. Denn euch ist heute euer Retter geboren« (Lukas 2,10.11).

Die vier Evangelien, die stehen wie vier Zeugen dafür, dass dieser angekündigte Erlöser gekommen ist. Vier Evangelien mit verschiedenen Schwerpunkten, die sich gegenseitig ergänzen und überhaupt nicht im Widerspruch zueinander stehen.

Als Lukas sein Evangelium schrieb, war es ihm wichtig, die Zuverlässigkeit der Dinge zu betonen, über die er berichtete. Er wollte, dass sein Freund Theophilus einen überprüfbaren, authentischen Bericht erhielt und seinen Glauben nicht auf vage Aussagen gründen musste. Deswegen verwandte er viel Zeit und Energie darauf, die Geschichte von Jesus Christus genau zu erforschen und der Reihe nach aufzuschreiben. In seinem Prüfbericht finden wir viele Details, die eindrucksvoll bestätigen, dass die Aussagen über Jesus absolut zuverlässig sind und dass er tatsächlich der angekündigte Retter ist.

Das Suchen und das Retten von Sündern ist ein Wesenszug Gottes. Ihr könnt das gerne zu Hause nachlesen, beispielsweise in Jer. 29,13.14a oder Jes. 43,11 - die Verse lese ich jetzt nicht (könnt ihr zu Hause nachlesen) und natürlich in der bekannten Stelle in Joh. 3,16.17: Denn so [sehr] hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verlorengeht, sondern ewiges Leben hat. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richte, sondern damit die Welt durch ihn gerettet werde.

Diesen Wesenszug Gottes betonen auch mehrere Gleichnisse über Verlorenes in Lukas 15: Das Gleichnis vom verlorenen Schaf, das Gleichnis von der verlorenen Drachme, und das wohl bekannteste Gleichnis vom verlorenen Sohn. Am Ende dieser Gleichnisse wird auch die besondere Freude gezeigt, die eine solche Rettungsaktion hervorruft: "Ich sage euch, so ist auch Freude vor den Engeln Gottes über einen Sünder, der Buße tut."

Welche Menschen sucht Jesus? Schauen wir uns im Lukas-Evangeliums beispielhaft zwei Menschentypen an: Einmal Menschen mit falschen Traditionen, Menschen, die rein äußerlich anständig und moralisch hochstehend waren, die das Gesetz pingelig einhielten. Zum anderen, solche die diesbezüglich nichts vorzuweisen hatten, die eher zum Abschaum der Gesellschaft gehörten und mit denen man nichts zu tun haben wollte. Neben der Geschichte des Oberzöllners Zachäus finden wir bei Lukas auch ein Gleichnis vom Pharisäer und vom Zöllner:

Lukas 18,9-14 (Das Gleichnis vom Pharisäer und vom Zöllner):

Er sagte aber auch zu etlichen, die auf sich selbst vertrauten, dass sie gerecht seien, und die übrigen verachteten, dieses Gleichnis: Es gingen zwei Menschen hinauf in den Tempel, um zu beten, der eine ein Pharisäer, der andere ein Zöllner. Der Pharisäer stellte sich hin und betete bei sich selbst so: O Gott, ich danke dir, dass ich nicht bin wie die übrigen Menschen, Räuber, Ungerechte, Ehebrecher, oder auch wie dieser Zöllner da. Ich faste zweimal in der Woche und gebe den Zehnten von allem, was ich einnehme! Und der Zöllner stand von ferne, wagte nicht einmal seine Augen zum Himmel zu erheben, sondern schlug an seine Brust und sprach: O Gott, sei mir Sünder gnädig! Ich sage euch: Dieser ging gerechtfertigt in sein Haus hinab, im Gegensatz zu jenem. Denn jeder, der sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden; wer aber sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden.

Der Pharisäer kannte sich aus mit dem Gesetz. Er wusste genau, was seine Pflichten waren und er hielt sie ganz genau ein: Er fastete, er gab den Zehnten. Er ging regelmäßig zum Tempel, um zu beten. Doch wie betete er? Er rief zwar: „O Gott“, doch er betete bei sich selbst. Er setzte sich gar nicht so richtig mit Gott auseinander, es war eher so etwas Ähnliches wie ein Selbstgespräch. Gott brauchte er nur zum Zuhören. Gott sollte nur noch staunen, was er für ein toller Kerl war. Dieser Pharisäer war irgendwie erstarrt in seinen Traditionen. Über so elendige Sünder wie den Zöllner konnte er nur die Nase rümpfen. Der Zöllner aber, hatte überhaupt nichts vorzuweisen. Er wusste um sein Versagen, um seine Sünden. Er traute sich nicht einmal so richtig, Gott nahe zu kommen. Er stand von ferne, steht da. Ja, er wagte nicht einmal seine Augen zum Himmel zu erheben. So stand er da, beschämt und mit gesenktem Kopf. Ihm blieb nur noch sein Flehen und er schlug an seine Brust: O Gott, sei mir Sünder gnädig. Ein stilles, verzweifeltes Schreien zu Gott.

Auch eine andere Geschichte der Begegnung eines Menschen mit Jesus erzählt Lukas. Wir finden sie in Lk. 18,18-27. Es geht um einen reichen Obersten und seine Frage nach dem ewigen Leben:

Lukas 18,18-27 (Der reiche Oberste und das Erbe des ewigen Lebens):

Und es fragte ihn ein Oberster und sprach: Guter Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu erben? Da sprach Jesus zu ihm: Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als Gott allein! Du kennst die Gebote: »Du sollst nicht ehebrechen! Du sollst nicht töten! Du sollst nicht stehlen! Du sollst nicht falsches Zeugnis reden! Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren!« Er aber sprach: Das alles habe ich gehalten von meiner Jugend an. Als Jesus dies hörte, sprach er zu ihm: Eins fehlt dir noch: Verkaufe alles, was du hast, und verteile es an die Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben, und komm, folge mir nach! Als er aber dies hörte, wurde er ganz traurig; denn er war sehr reich. Als aber Jesus ihn so sah, dass er ganz traurig geworden war, sprach er: Wie schwer werden die Reichen ins Reich Gottes hineinkommen! Denn es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr geht, als dass ein Reicher in das Reich Gottes hineinkommt. Da sprachen die, welche es hörten: Wer kann dann überhaupt errettet werden? Er aber sprach: Was bei den Menschen unmöglich ist, das ist bei Gott möglich.

Man merkt, dass es Gemeinsamkeiten zwischen Zachäus und dem Zöllner im Tempel sowie zischen dem Pharisäer und dem reichen Obersten gibt. Wer jetzt sagt "beide waren Zöllner", hat zwar recht, das ist aber nicht das, worum's geht. Bei Gott geht es ja in erster Linie um das Herz oder die Gesinnung, weil Gott im Gegensatz zum Menschen nicht bloß sieht, "was vor Augen ist".
Jesus sagt in Lk. 5,32: Ich bin nicht gekommen, Gerechte zu berufen, sondern Sünder zur Buße. Und Paulus bekennt in 1. Tim 1,15: Glaubwürdig ist das Wort und aller Annahme wert, dass Christus Jesus in die Welt gekommen ist, um Sünder zu retten, von denen ich der größte bin.

Nach welchen Menschen hält Jesus also Ausschau? Welche nimmt er an? Es sind Leute, die etwas haben, das den anderen fehlte: Nämlich Sündenerkenntnis, Sündenbekenntnis, Demut und Bußfertigkeit. Menschen, die genug haben von ihrem alten Leben, die damit Schluss machen möchten, die jetzt einen anderen Weg einschlagen wollen. Die andern haben aber auch etwas. Das Gegenteil: Selbstgerechtigkeit, Selbstzufriedenheit, Überheblichkeit, Hochmut. Die brauchen keinen Heiland. Die sind sich selbst gut genug.

Zachäus wurde von allen Bürgern verachtet. Lukas 19,7 sagt uns, dass ihn jedermann einen Sünder nannte. Er war nicht nur ein Zöllner und als von den Römern eingesetzter Steuereintreiber damit ein Volksverräter. Die Bezeichnung „Sünder“ bedeutet wohl auch, dass sein Charakter nichts taugte. Das war allerdings bei den meisten Zöllnern der Fall. Der Herr Jesus hatte eine besondere Liebe zu den Zöllnern. Lukas zeigt uns zahlreichen Fälle, wo Jesus Zöllnern begegnet ist. Lukas’ Thema ist ja die Liebe des Retters zu den Verlorenen, und mehrfach schildert er das Bemühen Jesu um den Abschaum der Gesellschaft. Jedes Mal, wenn Lukas Zöllner erwähnt, geschieht dies in positivem Sinn. Sie waren die von der religiösen Gesellschaft Ausgestoßenen – als Sünder öffentlich erkennbar –; genau die Sorte, die zu retten Jesus gekommen war.

Der reiche Oberste war sich mit dem ewigen Leben nicht so sicher wie der Pharisäer. Immerhin war ihm die Frage danach so wichtig, dass er, ein vornehmer Herr und im Gesetz unterrichtet, sich die Peinlichkeit nicht ersparte, Jesus in aller Öffentlichkeit zu fragen. Allerdings fand er, genauso wie der Pharisäer, dass er vor Gott doch eigentlich ganz in Ordnung sein müsste. Interessant sind auch die Gemeinsamkeiten zwischen diesem reichen Mann und Zachäus: Beide hatten einen gewissen hervorgehobenen Status - ein Oberster und ein Oberzöllner, beide waren reich, beide trauten sich, sich in aller Öffentlichkeit zu blamieren und beide wollten etwas von Jesus wissen. Aber etwas Wesentliches trennte sie doch.

Damit dürfte folgendes klar sein: Es ist für einen Reichen nicht um des Reichtums willen schwer, das ewige Leben zu erlangen, sondern wenn er sein Herz an den Reichtum hängt. Das Herz kann auch an irgendetwas anderem hängen, das wichtiger ist als Jesus. Der Oberste geht traurig davon. Zachäus will vielfältig erstatten. Mehr als ihm vom Gesetz her auferlegt ist. Jesus schafft ein freigiebiges Herz. Das Heil ist nicht davon abhängig, ob jemand einen herausgehobenen Status hat oder ob er gesellschaftlich ganz unten angesiedelt ist.

Welche Menschen sucht Jesus? Nicht Selbstgerechte, nicht Leute, die sich keiner Schuld bewusst sind. Nein, Jesus sucht Menschen, die ihre Sündhaftigkeit zugeben, die ihre Verlorenheit erkennen, die wissen, dass sie aus eigener Kraft nichts zustande bringen können, das sie vor Gott gerecht und annehmbar macht. Menschen, die auf nichts anderes mehr vertrauen, als auf Jesus. Auf Jesus und noch mal auf Jesus. So wie der Zöllner im Tempel oder wie Zachäus.

Wer sucht? Gott? Der Mensch? Oder beide? Wer findet? Vielleicht sollten wir besser fragen, warum Gott sucht und warum der Mensch sucht. Warum Gott sucht, das sagt er uns: zum Beispiel in 1. Tim. 2,4, weil er will, dass allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Weitere Stellen (zum Mitschreiben): Hes. 33,11, und natürlich die schon erwähnten Verse in Joh. 3,16.17.

Jetzt muss ich aber auch ein ernstes, deutliches Wort darüber sagen, weshalb Gott nicht will, dass wir verloren gehen und was es bedeutet, verloren zu gehen. 1. Gott liebt jeden Menschen, der aber 2. aufgrund seiner Sünde von Gott getrennt ist. Von Sünde will man heute nichts mehr hören. 3. Niemand kann aufgrund seiner guten Werke in den Himmel kommen, dazu dürfte im Leben niemals gesündigt haben, schon eine wäre zu viel. 4. Dafür ist eben Jesus, der niemals sündigte, der Mensch geworden und Gott geblieben ist, am Kreuz stellvertretend für uns gestorben. 5. Wer umkehrt, seine Sünden bekennt und Jesus aufnimmt, wird gerettet und empfängt neues Leben von Gott! Aber was passiert mit denen, die dies nicht tun? Die kommen eben nicht in den Himmel, sondern in die Hölle. Dieses Wort, das so oft vermieden wird, muss ich erwähnen, denn niemand hat so sehr vor der Hölle gewarnt, wie Jesus selbst. Es geht nicht darum, Leuten Angst einzujagen, obwohl Angst auch heilsam sein könnte. Auch setze ich mich damit dem Vorwurf einer "Drohbotschaft" statt der "Frohen Botschaft" aus. Aber ich darf "euch nichts vorenthalten, was nützlich ist ... und es nicht unterlassen, euch den ganzen Ratschluss Gottes zu verkündigen". (Apg. 20,20).

Der Mensch sucht natürlicher Weise nicht. Er braucht keinen Gott, dem er sich unterordnet, er ist sich selbst Gott genug. Nur Gott macht ihn überhaupt erst fähig, zu suchen. Nur durch Seinen Geist, der Sein Wort gebraucht, ist ein Menschenherz erst in der Lage, nach Gott Ausschau zu halten. Wie kann denn ein Blinder seine Augen öffnen, wie wird er sehend? Nur durch ein Wunder, das allein Gott tut. Wenn jemand Gott sucht, dann ist dies eine Antwort auf das Anklopfen des suchenden Gottes. Aber Gott lädt die Sünder zum Suchen ein.

Ist Glaube nun ein Werk Gottes oder zumindest teilweise auch ein Werk des Menschen. Nein, Glaube und Errettung sind ganz und gar Gottes Werk, auch wenn wir vielleicht bekennen "ich habe mich entschieden." Beides wirkt auf geheimnisvolle Weise zusammen aber unsere Logik bringt’s nicht so richtig zusammen. Gottes Souveränität in der Erwählung und unsere Verantwortung, wie wir auf Gottes Rufen antworten. Aber grübeln wir nicht immer weiter darüber nach, wie es funktioniert, sondern sind wir vielmehr dankbar darüber dass es funktioniert. Wenn ein Mensch tief in seinem Innersten (die Bibel nennt das, das Herz) getroffen wird und ergriffen ist, dass er sich sagt: Ich muss, ich will, ich will dem nachgehen oder wenn er nach Gott schreit: Hilfe, ich bin verloren, Hilf’, Herr Jesus und rette mich – dann geschieht dieses wunderbare Ereignis, dass wir Bekehrung oder Wiedergeburt nennen – Gottes Geist trifft ein menschliches Herz das vorbereitet ist. Das ist Gnade.

Ist Gott auf der Suche nach irgendetwas? Hat Gott Fragen? Wie beispielsweise im Paradies: "Adam, wo bist du?" oder später: "Kain, wo ist dein Bruder Abel?" Ist Gott nicht allwissend? Selbstverständlich ist er das und auf diese scheinbaren Fragen kennt er ohnehin die Antwort. Gott muss sich nicht erst auf die Suche nach Sündern begeben – die Welt ist voll davon. Gottes Suchen umschreibt vielmehr Sein Sehnen, er wünscht dies so sehr um meinetwillen und um deinetwillen.

Was in der Krippe in einem Stall zu Bethlehem begann, endete am Kreuz, als Jesus Christus Hölle, Tod und Teufel besiegte. Dort bezahlte er mit seinem Leben unsere Schulden vor Gott. Gott hat ihn auferweckt, und nun sitzt Jesus bei seinem Vater auf Gottes Thron. Sein Rettungsschirm ist so groß, dass er für alle Menschen Platz hat. Und jeder, der sich mit seiner Schuld und seinem Leben Jesus anvertraut, bekommt ewiges Leben. So sehr liebt Gott jeden Menschen. Die Botschaft von Weihnachten lautet: „Christus der Retter, ist da!“. Wer sich unter dem Rettungsschirm Gottes geborgen hat, kann frohen, dankbaren Herzens Weihnachten feiern, auch über den 24. Dezember hinaus.

Wer aber noch zögert, den bitte ich nachdrücklich "lass' dich versöhnen mit Gott" (2. Kor. 5,20) und "verhärte dein Herz nicht" (Hebr. 3,15). Das gilt hier und jetzt. Schieb es nicht auf die lange Bank!
Also, ich könnte erst wieder zur Ruhe kommen, wenn ich in dieser wichtigsten Sache meines Lebens Gewissheit hätte. Auch Zachäus hatte erst Ruhe, nachdem er hier Gewissheit hatte. Mach's nicht wie der reiche Oberste, der die Botschaft gehört hatte, dann aber traurig weiterging, damit sich in seinem alten Leben nichts ändern musste. Alles beim Alten lassen, ein bisschen Frömmigkeit, nett sein, ein bisschen Kirche, Weihnachten feiern, aber ansonsten alles lassen, wie es ist. Mach's wie Zachäus. Lass' die Leute reden, auch wenn's dir vielleicht irgendwie peinlich wird. Komm zu Jesus, der auch bei dir einkehren will, der will, dass bei dir heute das Heil geschieht. Er ist gekommen, zu suchen und zu retten, was verloren ist.
Amen.


 

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Gottes vorletztes Wort - Einblicke in das Buch Maleachi - (Maleachi 1,1-2.6; 2,10.17; 3,1.6-7.13-16)
(EFG Würzburg - Sonntag, 02.12.2012)
 

Vielleicht wundern sich einige, mich heute Morgen hier auf der Kanzel zu sehen? Nein - kein Druckfehler im Gemeindebrief. Nein - ich habe mich auch nicht im Datum vertan. Unser Pastor Günther Buchetmann befindet sich noch im Krankenstand, deshalb stehe ich heute hier. Auch hier gilt nach 1. Petr. 3: „Seid jederzeit bereit …“
Wir wollen uns auch noch im Gebet vorbereiten und wem’s möglich ist, bitte ich, dazu aufzustehen.

Wir haben heute den 1. Advent und haben - nach unserer Tradition - auch das bekannte Adventslied "Macht hoch die Tür, die Tor macht weit" gesungen. Advent? Was machen denn all' die frommen Leute da? Damit ich's ja richtig sage, hab' ich nachgelesen: Advent oder adventus (lateinisch ) = Ankunft. Mit Advent ist die Ankunft Jesu gemeint, gelegentlich auch die Wiederkunft Christi zum Jüngsten Gericht. Der Advent ist die Zeit der vier Sonntage vor Weihnachten. Sie gilt als Zeit der Buße und dient zur Vorbereitung auf das Fest der Geburt Jesu und auf seine Wiederkunft am Ende der Zeit. Aha, jetzt wissen wir's. Und wer mit der Ankunft Jesu nichts anfangen kann? Wartet der auch auf irgendwas - außer auf das Weihnachtsgeld, den Weihnachtsurlaub und die Weihnachtsgeschenke? Wir haben ja noch das Jahr 2012 - nicht mehr allzu lange. 2012? Da war doch was? Irgendwas mit Science-Fiction? Oder Esoterik? Ich glaub', irgendwas mit Weltuntergang? Ach ja, der Maya-Kalender! Am 21.12.2012 soll die Welt untergehen, weil der Maya-Kalender nicht über diesen Tag hinaus reicht. Aber es soll jetzt ein noch älterer Maya-Kalender gefunden worden sein, was den Menschen noch einen gewissen "Aufschub" gibt. Ich hab’ mich neulich mit einem Bekannten unterhalten und spaßhalber gesagt: „Ich predige heuer nur, wenn die Welt nicht gemäß dem Maya-Kalender untergeht.“ Da meinte ich aber meinen planmäßigen Predigtdienst am 30.12. So, jetzt steh ich aber hier – und weiß es immer noch nicht. Aber sollte mich das bange werden lassen? Oder euch? Wenn der Herr wiederkommt ist dies jedenfalls für seine Kinder Grund zur Freude und nicht zur Angst. Der ursprüngliche Maya-Kalender schweigt jedenfalls hinsichtlich der Zeit nach dem 21.12.2012. Und wie ist das mit Gott? Schweigt Gott auch? Was sagt die Bibel dazu? Was sagt Jesus? „Darum wachet! Denn ihr wisst weder Tag noch die Stunde, in welcher der Sohn des Menschen kommen wird.“ (Matth. 25.13) Es ist uns nicht gegeben, Zeit oder Stunde zu wissen, egal was passiert, aber auch hier gilt: „Seid jederzeit bereit …“

Es hat aber mal eine Zeit gegeben, in der Gott geschwiegen hat. Kein Wort mehr - 400 Jahre, Jahr um Jahr, Jahrzehnt um Jahrzehnt, Jahrhundert um Jahrhundert. Und Gott redet nicht mehr. Und wenn wir das bedenken, dann bekommt das Buch, um das es hier geht, eine ganz große Tiefe. Es ist ein Ringen Gottes um sein Volk. Ich hab' mal an anderer Stelle aus dem Buch Maleachi gepredigt. Es ist das letzte Buch des Alten Testamentes. Es hat drei Kapitel und ich kann euch nur empfehlen, es zu Hause mal in Ruhe durchzulesen. Ich hab' damals aus jedem Kapitel verschiedene Verse ausgewählt, aber da ich hier keine Predigtserie beginne, möchte ich euch eine Gesamtschau über das Buch geben und auf bestimmte Verse näher eingehen. Das Buch ist so faszinierend, weil in ihm die Liebe Gottes zu seinem Volk so deutlich wird, auch seine Geduld. Und dann ...? Dann kommt eine lange Zeit des Schweigens. Gottes letztes Wort? Nein, höchstens sein vorletztes, denn "nachdem Gott vielfältig und auf vielerlei Weise ehemals zu den Vätern geredet hat in den Propheten, hat er am Ende dieser Tage zu uns geredet im Sohn" (Hebr. 1,1).

Maleachi - über ihn selber ist gar nichts bekannt. Man findet sonst nirgends was über ihn in der Bibel. Sein Name bedeutet "Mein Botschafter" (also Gottes Botschafter). Er hat gepredigt, ca. 400 v. Chr., ungefähr 100 Jahre nach dem Dekret des persischen Königs Kyros, dass die Juden zurückkehren dürfen in ihr Land, um dort den Tempel in Jerusalem wieder aufzubauen. Jerusalem ist erbaut, aufgebaut unter Esra und Nehemia, der Tempel errichtet, die Gottesdienste werden gefeiert, das öffentliche Leben ist geordnet, auch das geistliche. Politisch steht jedoch Jerusalem, also Israel unter persischer Verwaltung und wirtschaftlich steht es auch nicht besonders, weil Missernten und Heuschreckenplagen die Existenzgrundlage der Menschen zerstören. Das Volk, die Menschen waren Gott gegenüber gleichgültig, ja sogar ablehnend. Die Priester, die eigentlich vor Gott für das Volk eintreten sollten und es immer wieder neu zu Gott führen sollten, waren innerlich von Gott distanziert, lebten ihr eigenes selbstgefälliges Leben und nicht nach dem Wort Gottes. Die Gottesdienste waren nur noch ein äußerer Schein, aber ohne Inhalt und die Menschen hatten sehr lasche, liberale Haltung in Bezug auf Ethik und Moral. In diese Situation hinein redet Gott zum Volk Israel.
Eine Besonderheit in diesem Buch ist der wechselseitige Dialog zwischen Gott und dem Menschen. Gott spricht - selbst oder durch Prophetenmund - das Volk antwortet, oder das Volk stellt Fragen. Das sind aber nicht einfache Fragen, sondern ist freche, frevelhafte Rede und heuchlerisch. Sie stellen sich wie die Unschuldslämmer, da sie sich doch keiner Schuld bewusst sind.

Gott redet noch ein letztes Mal, noch einmal. Noch einmal sollte Gottes Stimme durch einen Propheten gehört werden. Noch einmal sollte ein Wächter das schlafende Volk aufwecken. Noch einmal sie aufrütteln, dass sie doch irgendwie doch noch zurückkehren. Noch ein letzter Versuch sollte gemacht werden, der die Menschenherzen erreichen sollte. Noch einmal - und dann würde Gott 400 Jahre schweigen. Noch einmal ringt Gott um sein Volk Israel, bevor er schweigt. Und Gott redet zu seinem Volk in einer siebenfachen Art und Weise. Diese siebenfache Art und Weise möchte ich in Stichpunkten kurz umreißen, um danach einige Verse näher zu betrachten. Ich lese aber nur jeweils einige und nicht alle Verse hieraus, deshalb meine Bitte oder Empfehlung: Lest das ganze Buch Maleachi zu Hause noch einmal in Ruhe durch und überlegt euch dabei: Was sagt Gott hier seinem Volk? Wie handelt er? Was sagt mir dieser Text heute und was für Folgerungen ziehe ich daraus?

  1. 1,2-5: Gott redet hier von der Liebe zu seinem Volk, Gottes Liebe ringt um eine Antwort: Er sagt "redet doch wieder zu mir - ich liebe euch - gebt doch eine Antwort", das ist in Kapitel 1, Verse 2-5
  2. 1,6 - 2,9: Da will uns Gott aufzeigen: "Seht doch her, meine Ehre steht auf dem Spiel"
  3. 2,10-16: Da zeigt uns Gott, wie er ringt um die Treue seines Volkes
  4. 2,17 - 3,6: Gott erwartet hier von Israel: „setz’ doch deine Hoffnung ganz auf den Gott Israels“
  5. 3,7-12: Da fragt der Herr „Israel, wo ist dein Gehorsam? Wo ist dein Gehorsam hingekommen?“
  6. 3,13-21: da ruft der Herr noch einmal auf: „Israel, fürchte doch deinen Gott!“
  7. 3,23-24: „Israel, sei vorbereitet! Der Messias wird kommen!

Maleachi 1,1-2.6
Gottes Liebe zu Israel
1 1 Ausspruch, Wort des HERRN, an Israel durch Maleachi.
2 Ich habe euch geliebt, spricht der HERR. Aber ihr sagt: Worin hast du uns geliebt? Hatte Jakob nicht einen Bruder Esau?, spricht der HERR. Und ich habe Jakob geliebt;
Falscher und rechter Gottesdienst
6 Ein Sohn ehrt den Vater und ein Knecht seinen Herrn. Wenn ich nun Vater bin, wo ist meine Ehre? Und wenn ich Herr bin, wo ist meine Furcht?, spricht der HERR der Heerscharen zu euch, ihr Priester, die ihr meinen Namen verachtet. Doch ihr sagt: »Womit haben wir deinen Namen verachtet?«

In Kap. 1 Vers 1. heißt es "Ausspruch des Herrn durch Maleachi. Der Prophet spricht also mit Autorität im Namen Gottes. Und dann kommt einen wundervoller, liebevoller Vers, der das ganze Herz Gottes zum Ausdruck bringt: "Seht doch mal her: Ich habe euch geliebt, ja ich liebe euch doch immer noch – denn es steht nirgends, dass Gott jetzt sein Volk verstoßen hätte. Die nachfolgende Antwort des Volkes ist wie eine kalte Dusche, wie ein Faustschlag mitten ins Gesicht: "Worin hast du uns geliebt?" - Gott ringt seit über 1.000 Jahren um dieses Volk - von der Erwählung Abrahams bis Maleachi etwa 1.100 Jahre, Gott ringt, zeigt ihm seine Liebe - und was sagt dieses Volk: "Mit was hast du uns geliebt?" Doch Gott beantwortet diese - ja gotteslästerliche - Frage mit einem Vergleich und er zeigt: "Sieh doch mal - meiner Liebe zu dir im Vergleich mit deinem Bruder Esau. Hatte Jakob nicht einen Bruder Esau? Aus der gleichen Familie? Dennoch habe ich Jakob, habe ich euch, Israel, geliebt. Aber Esau habe ich gehasst.

Nur als kleiner Einschub: Wir dürfen diese Stelle, die auch in Röm. 9 zitiert wird, aber sonst nirgends im Zusammenhang mit der Geburt der Zwillinge Esau und Jakob steht, nicht im Hinblick auf die "Erwählung" von Menschen zur Verdammnis deuten. Gottes Erwählung zielt darauf ab, Gutes zu tun, wo und wie es ihm gefällt, doch nie besteht der Vorsatz seines Willens darin, einen Menschen zu hassen. Denn, war der erwählte Jakob, der betrogen hat, vor Gott ein besserer Mensch? Der Hass gegenüber Esau wird hier erwähnt, weil das Maß voll war, nachdem all der Widerstand und die gottfeindliche Haltung in den Nachkommen Esaus, in Edom, offenbar geworden war. Doch die Liebe, womit Jakob geliebt wurde, war unverdient. Aber - und das dürfen wir aus der Thematik um die Erwählung unbedingt mitnehmen: Gott handelt durchaus mit seinen Erwählten anders. Gott hält seine Versprechen, seine Bündnisse. Gott ist treu - auch wenn wir manchmal untreu werden. Das sollte uns Zuversicht geben, aber unbedingt auch Ansporn für unsere Nachfolge und Treue sein.

Weiter mit Maleachi: Gott sagt: Esaus Gebirge habe ich zu einer Wildnis gemacht - und sein Erbteil den Schakalen der Wüste gegeben. Gott begegnet seinem Volk voller Liebe. Sein Volk entgegnet ihm mit einer kalten Schulter: "Worin hast du uns geliebt?" - und nun kommt Gott und zeigt diesen Vergleich: "Sieh doch auf deinen Bruder Esau - und vergleiche dich selber - erscheint nicht mein Verhalten deinem Bruder Esau gegenüber wie Hass? Sieh doch, wie ich dir begegnet bin: Ich habe dich, Israel, zum meinem Volk gemacht - ich habe dich, Israel, mit deinem Namen gerufen - ich habe dir die Bündnisse, die Verheißungen geschenkt, führte dich aus der Knechtschaft Ägyptens. Ich schenkte dir ein Land, das von Milch und Honig fließt. Ich sandte dir meine Propheten - ich gab dir die Bibel. Ich wohnte in eurer Mitte, ich setzte euch zum Licht der Nationen. Ich habe euch, Israel, in meine Hände eingezeichnet - ich habe euch je und je geliebt Israel. Ich habe dich aus lauter Güte zu mir gezogen und du? Du zeigst mir die kalte Schulter. Israel, erkennst du nicht deine bevorzugte Stellung? Siehst du nicht, wie ich dich liebe? Merkst du nicht, wie viel mir an dir gelegen ist?

Und wie steht es mit uns? Merken wir nicht, wie Gott uns gesegnet hat? Wie gut es uns geht? Wir haben die Freiheit, Gottes Wort zu verkündigen - noch geht das, auch wenn an vielen Orten Christen verfolgt und unterdrückt werden. Wir wohnen in einem Land des Überflusses und die Meisten können sich immer noch viel mehr leisten als sie brauchen. Doch wie oft murren wir über Unannehmlichkeiten oder kleine Probleme, wie schlechtes Wetter, Schwierigkeiten bei der Arbeit, Zoff mit dem Nachbarn. Wie oft lieben wir Gott nur so ganz wenig?

Ein weiterer Punkt: Gottes Ehre. In Kap. 1,6 - 2,9 – Gottes Ehre steht auf dem Spiel, weil sich Israel so von Gott abwendet – und wir lesen in Mal. 1,6 „ein Sohn soll seinen Vater ehren und ein Knecht seinen Herrn“, da fragt der Herr „Bin ich nun Vater? wo ist meine Ehre? Bin ich nun Herr? Wo ist die Furcht vor mir?, spricht der Herr der Heerscharen zu euch, ihr Priester, die ihr meinen Namen verachtet“ Gottes Ehre steht auf dem Spiel. Das müssen wir auch in unserem Leben bedenken. Wenn wir uns Christen nennen und gleichzeitig in Sünde leben, dann machen wir seinem Namen Unehre. Die Welt spottet, der Teufel lacht über dich – und auch über den ewigen Gott. Und Gott sieht dies alles mit an. Gott fragt „habt ihr mich geehrt? Habt ihr mir Wertschätzung entgegen gebracht? Bin ich nicht zu euch gewesen wie ein liebender Vater? Voller Erbarmen?“ Lesen wir doch einmal solche Bibelstellen, wo der Vater, das Vaterherz Gottes uns gezeigt wird – in Psalm 103,13, da heißt es: „Wie sich ein Vater über Kinder erbarmt, so erbarmt sich der Herr über die, welche ihn fürchten.“ Gottes Vaterherz ist voller Erbarmen – und voller Erbarmen hat er Israel gezogen, geliebt und geführt. In 5. Mose 1,31 lesen wir „der Herr, dein Gott hat dich getragen, wie ein Mann seinen Sohn trägt“ oder Jesaja 63,16: „Du aber, o Herr, bist unser Vater, dein Name ist unsere Erlösung von Ewigkeit her“. Dieser Vater, der sich hier offenbart, der sich Israel zeigt, ist nicht irgendwer – er ist der Herr der Heerscharen – er ist der Gott – und dieser Gott wird von Israel mit Spott und Hohn überschüttet.

Dann heißt es weiter: „Doch ihr sagt: "Womit haben wir deinen Namen verächtlich gemacht?“ – da gibt der Herr zur Antwort: „Damit, dass ihr auf meinem Altar verunreinigtes Brot darbringt. Aber ihr fragt: "Womit haben wir dich verunreinigt?“ – „Damit, dass ihr sagt, der Tisch des Herrn ist verachtenswert“ – Sie fangen an, über Gott und den Gottesdienst zu spotten – ja sie gehen sogar so weit, dass sie lahme oder kranke Tiere darbringen, was sie nicht einmal gegenüber ihrem Statthalter wagen würden und sie denken sich nichts dabei. Gott hat Ihnen ganz klar gesagt, wie die Gottesdienste gefeiert werden sollten: ER sollte im Zentrum stehen und der Mittelpunkt sein. Das Beste sollte gebracht werden. Er sollte verherrlicht werden. Die Lämmer, die Tiere, die geschlachtet werden, sie sollen IHN hinweisen, das makellose Opferlamm Jesus Christus. Über all das setzt sich Israel einfach hinweg. Sie feiern Gottesdienst wie sie wollen, nach ihrem eigenen Gutdünken. Während sie Gottesdienst feierten waren sie voller Unmoral und Treulosigkeit – selbst die Priester kümmerten sich nicht mehr um Gottes Wort. Da sagt der Herr (Vers 10): „Es soll doch lieber gleich jemand von euch die Türen des Tempels zuschließen, damit ihr nicht vergeblich mein Altarfeuer anzündet." Für Gott sind solche Gottesdienste vergeblich.

Maleachi 2,10.17
Gegen Mischehen und Ehescheidung
2 10 Haben wir nicht alle einen Vater? Hat nicht ein Gott uns geschaffen? Warum handeln wir treulos aneinander, um den Bund unserer Väter zu entweihen?
Der Tag Jahwes - Gericht für Juda
17 Ihr ermüdet den HERRN mit euren Worten. Doch ihr sagt: Womit ermüden wir ihn? — Damit dass ihr sagt: Jeder, der Böses tut, ist gut in den Augen des HERRN, und an solchen hat er Gefallen; oder: Wo ist der Gott des Gerichts?

Weiter fragt der Herr in Kapitel 2 Verse 10-16 „Israel, wo ist deine Treue geblieben?“ Können uns erinnern an den Tag unserer Wiedergeburt? Oder wenn wir es damals noch nicht ganz so deutlich erfahren haben, wissen wir noch, mit welchem Eifer und Feuer wir im Glauben angefangen haben? Wie ist das, wenn wir singen: „Ich bin entschieden, zu folgen Jesus“? – Das ist ein Gebet – sind wir uns dessen bewusst? In Vers 10, heißt es da: „Haben wir nicht alle einen Vater? Hat uns nicht ein Gott erschaffen? Warum sind wir denn so treulos aneinander und entweihen den Bund unserer Väter?“ Gott hat mit Israel einen Bund gemacht“ –welchen Bund? Es gibt verschiedene Bünde im AT, z.B. der Noah-Bund, dann der Bund mit Abraham, der Bund mit Jakob. Hier ist der Bund mit Mose am Sinai gemeint. Wir leben heute im neuen Bund. Gott hält seine Bündnisse, doch Israel entweihte ihn und wie steht es mit unserer Treue?
Weiter heißt es "Juda hat treulos gehandelt und einen Gräuel verübt in Israel und Jerusalem, denn Juda hat das Heiligtum des Herrn entweiht, das er liebt und hat die Tochter eines fremden Gottes geheiratet." Wie hat Gott Israel gesegnet, mit ihm einen Bund gemacht am Sinai, ihnen das Gesetz gegeben, sie zu einem erwählten Volk gemacht. Er legte ihnen Segen und Fluch vor, das könnt ihr nachlesen in 5. Mose ab Kap. 27 bis 30. "Erwählet euch heute, wohin ihr gehen wollt" – das sind die Abschiedsworte des Mose – und genau diesen Bund hat Israel gebrochen. Gott klagt Israel an, weil sie den Tempel entweiht haben. Wir wissen aber auch, dass das NT sagt, dass wir als Kinder Gottes ein Tempel des Heiligen Geistes sind (1. Kor. 3,16; 1. Kor. 6,19). Beachten wir das oder entweihen wir diesen Tempel Gottes und machen dem Herrn dadurch Unehre? Israel lebte zur Zeit Maleachis jedenfalls in geistlicher wie auch in körperlicher Hurerei. Doch sie bedeckten den Altar des Herrn mit Tränen, mit Weinen und Seufzen, so dass er sich nicht mehr zu ihnen oder der Opfergabe wenden kann und sie nicht mit Wohlgefallen annehmen mochte. Entweder waren es geheuchelte Tränen oder manche meinen es sei das Weinen und die Tränen der verlassenen jüdischen Frauen, weil der Herr auf ihr erneutes "warum" sagt: „weil der Herr Zeuge war, zwischen dir und der Frau deiner Jugend, der du untreu geworden bist, obwohl sie deine Gefährtin und die Frau deines Bundes ist“ Israel tat so, als wenn alles in bester Ordnung wäre. Sie gingen zum Gottesdienst und schleppten einen Rucksack mit Sünden rum. Den konnten und wollten sie nicht ablegen das nennt der Herr geistliche Hurerei. Sie haben die sogar die Frechheit, zu sagen (Mal 2,17): „Womit ermüden wir den Herrn?", was so viel heißt wie "Womit haben wir dem Herrn Mühe gemacht?“ Dann sagt der Herr: „Damit, dass ihr sagt, wer Böses tut, ist gut in den Augen des Herrn" Kann man sich eine größere Verdrehung der Wahrheit noch vorstellen? Und dann kommt der Gipfel, als wenn es nicht genug wäre, noch was obendrauf: "Wo ist der Gott des Gerichts?" Kann man sich vorstellen, wie es im Herz des himmlischen Vaters aussieht? Nein, das können wir sicher nicht. Doch der Zeitpunkt rückt näher, wo Gott sagt „jetzt hab’ ich genug gesagt“ – und er fängt an, zu schweigen.

Maleachi 3,1.6-7.13-16
3 1 Siehe, ich sende meinen Boten, damit er den Weg vor mir her bereite. Und plötzlich kommt zu seinem Tempel der Herr, den ihr sucht, und der Engel des Bundes, den ihr herbeiwünscht, siehe, er kommt, spricht der HERR der Heerscharen.
6 Nein, ich, der HERR, ich habe mich nicht geändert; aber ihr, Söhne Jakob, ihr habt nicht aufgehört. 7 Seit den Tagen eurer Väter seid ihr von meinen Ordnungen abgewichen und habt [sie] nicht beachtet. Kehrt um zu mir! Und ich kehre um zu euch, spricht der HERR der Heerscharen. Ihr aber sagt: »Worin sollen wir umkehren?«
13 Eure Worte sind anmaßend gegen mich, spricht der HERR. Ihr aber sagt: Was bereden wir gegen dich? 14 Ihr sagt: Nichts [bringt es], Gott zu dienen. Und was ist der Gewinn, dass wir für seinen Dienst sorgen und dass wir in Trauer einhergehen vor dem HERRN der Heerscharen? 15 Und nun, wir preisen die Frechen glücklich: Sie kamen sogar [noch] voran, als sie gottlos handelten; ja, sie versuchten Gott und kamen davon.
16 Da redeten die miteinander, die den HERRN fürchteten, und der HERR merkte auf und hörte. Und ein Buch der Erinnerung wurde vor ihm geschrieben für die, die den HERRN fürchten und seinen Namen achten.

Wir wissen aus der Bibel, dass Sünde immer Konsequenzen nach sich zieht. Vertragsbruch hat nicht nur in der Welt Folgen, sondern auch in der Gemeinde Jesu. Du hast mit Gott einen Vertrag gemacht, als du ihm dein Leben schenktest – du bist Gottes Eigentum. Du gehörst nicht mehr dir – aber wenn du dennoch dir selber lebst, brichst du den Vertrag. Auch Israel brach den Vertrag, nicht einmal, zweimal, jedenfalls so viele Male, dass Gott nichts mehr anderes übrig, als zu sagen „Es wird das Gericht kommen". In Mal. 3,2-3 könnt ihr das zu Hause nachlesen. Doch zuvor kommt etwas: Ein Bote, der gesandt wird, den Weg zu bereiten. Wir erinnern uns an die heutige Textlesung von Norbert aus Matthäus 11,10: "Dieser ist es, von dem geschrieben steht: "Siehe, ich sende meinen Boten vor deinem Angesicht her, der deinen Weg vor dir bereiten wird." ", so sagt es Jesus. Nach dem NT ist dies Johannes der Täufer. Doch ist er derselbe, der im nächsten Satz als Engel des Bundes, der plötzlich zu seinem Tempel kommt, an einem Tag, den man kaum ertragen kann? Hier sehen wir eine dieser Schwierigkeiten bei prophetischen Büchern. Die Botschaft ist an das Volk Israel gerichtet. Es sind Prophetien enthalten, die sich für sein Volk mittlerweile bereits erfüllt haben - damals noch Zukunft, für uns jetzt Vergangenheit, es sind Ereignisse darin, die neben Israel auch die Gemeinde betreffen, Ereignisse, die sich teilweise schon erfüllt haben und solche, die noch bevorstehen. Manchmal sind direkt nebeneinander, vielleicht sogar in einem einzigen Satz Prophetien in Bezug auf das erste Kommen oder auch auf das zweite Kommen Jesu enthalten. Obwohl es eine Teilerfüllung von Kap. 3,1 gegeben hat, steht der Rest des 3. Kapitels in Maleachi noch aus. Im letzten Vers wird der Prophet Elia angekündigt. Johannes der Täufer kam in dem Geist und der Kraft Elias, war aber nicht dieser verheißene Elia. In dem Text aus Matthäus 11, sagt Jesus in Vers 14: "Und wenn ihr es annehmen wollt: der ist Elia, der kommen soll." Dies war ein Zeugnis des Glaubens und beinhaltet nicht die Erfüllung der Prophetie Maleachis. Wenn die Juden Christus angenommen hätten, wäre Johannes dieser Elia gewesen.

In Mal. 3,6 sagt der Herr „denn ich, der Herr, ich verändere mich nicht“ – Gott bleibt immer der gleiche – er ändert sich nicht – deine Lebenssituationen können misslich sein, du kannst Nöte haben in deinem Leben – Gott ändert sich nicht. Er sagt damit auch: „und deshalb seid ihr, Kinder Jakobs, nicht zugrunde gegangen“ – es ist Gottes Treue über deinem Leben, die dich getragen hat und die dich auch tragen wird morgen und übermorgen – wenn du Nöte hast in deinem Leben, die du selber verschuldet hast, oder auch unverschuldet: Gott ist treu – er ändert sich nicht. Und deshalb wirst auch du nicht zugrunde gehen! Nimm diese Zusage auch über deinem Leben. Vers 7 zeigt uns mit noch einmal das liebende Vaterherz: „Kehrt um! So will ich mich zu euch kehren.“ Und die Antwort des Volkes ist wie immer anmaßend: "Worin sollen wir umkehren?" „Seit den Tagen eurer Väter seid ihr von meinen Satzungen abgewichen“ – also eure Väter gingen schon Wege, die nicht gut waren, und ihr geht doch in diesen Wegen weiter – aber bitte: „Kehrt um! Kehrt um!“

Und wieder kommt so eine freche Erwiderung des Volkes: Sie haben die Frechheit, zu sagen (Kap. 3,14,15): "Nichts [bringt es], Gott zu dienen. Und was ist der Gewinn, dass wir für seinen Dienst sorgen und dass wir in Trauer einhergehen vor dem HERRN der Heerscharen? Und nun, wir preisen die Frechen glücklich: Sie kamen sogar [noch] voran, als sie gottlos handelten; ja, sie versuchten Gott und kamen davon." Erneut eine totale Verdrehung des Rechts und der Wahrheit, eine Verspottung des ewigen Gottes, ein unverschämter Missbrauch seiner Liebe. Dieser Vers 15 ist der letzte Satz, sind die letzten Worte gottloser Menschen im Alten Testament – ist das nicht erschütternd? So endet das AT mit diesen Aussprüchen gottloser Menschen – aber es ist nicht der Schlusspunkt. Zu diesem will ich jetzt auch kommen:

Ab Vers 16, nachdem diese Spötter gespottet haben, ist die Rede von einer kleinen Gruppe, einem Überrest: „Da besprachen sich die miteinander, welche den Herrn fürchteten und der Herr achtete darauf und hörte es und ein Gedenkbuch wurde vor ihm geschrieben, für die, welche den Herrn fürchteten und seinen Namen hoch achteten“ Und der Herr achtete darauf und er sagt (Verse 17 und 18): "Und sie werden mir, spricht der HERR der Heerscharen, zum Eigentum sein an dem Tag, den ich machen werde. Und ich werde sie schonen, wie ein Mann seinen Sohn schont, der ihm dient. Und ihr werdet wieder [den Unterschied] sehen zwischen dem Gerechten und dem Ungerechten, zwischen dem, der Gott dient, und dem, der ihm nicht dient."

Mit diesen Versen wird uns ein Ausblick gegeben auf den, der da kommen soll, auf den im gesamten AT angekündigten Erlöser. Mit dieser Hoffnung geht das kleine Häuflein, die kleine Schar, in ein 400-jähriges Schweigen Gottes. Sie tragen diese Hoffnung in ihrem Herzen mit – und diese Hoffnung hat z.B. eine Hanna im Tempel – diese Hoffnung trug ein Simon im Tempel, eine Hoffnung, die diesem alten Mann noch erfüllt wurde.

Die Botschaft Maleachis, ist wie bei so vielen Prophetenbüchern eine Botschaft des Gerichts. Wir finden aber auch in diesem Buch den treuen Überrest, den es immer gegeben hat. Das Buch Maleachi zeigt uns in ganz besonderer Weise das liebende Vaterherz. Es zeigt uns Gottes Liebe, seine Geduld und seine Treue. "Gott ist treu", das ist nicht bloß ein frommer Spruch, ich darf euch bezeugen, dass ich dies selbst schon oft erlebt habe und immer wieder neu erleben darf. Wir denken besonders in der Weihnachtszeit voller Dankbarkeit an Jesu Geburt, sein erstes Kommen, und feiern dies mit Freuden. Wir sehnen uns mit der gleichen Hoffnung dieses Überrestes danach, dass er wiederkommen wird und uns in die Gemeinschaft mit ihm und dem himmlischen Vater führt. Gott lässt sich prüfen und segnet den Gehorsam. Es lohnt sich, Gott zu dienen. Ja, es macht einen Unterschied, ob man Gott dient und ihn ehrt oder ob man ihn und seine Gebote missachtet. Gott ist unveränderlich, er bleibt sich selbst treu und er hält, was er verspricht. Der Mensch dagegen ist unbeständig, von Natur aus gegen Gott gerichtet und er bleibt oft nur mit Mühe "in der Spur". Doch ebenso, wie er Gott ungehorsam sein kann, kann er auch wieder umkehren. Gott hat versprochen, dass er sich dem Sünder ebenfalls wieder zuwendet. Mögen diese Worte aus Maleachi auch für uns zum Segen sein. Denken wir darüber nach und halten uns – in aller Schwachheit – an dem Gott der Bibel fest – Er wird unsere Treue belohnen.
Amen.

Adaptierte Predigt nach Samuel Rindlisbacher (Missionswerk Mitternachtsruf): "Schritte durch die Bibel - Das Buch Maleachi" (04.12.2011).


 

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Jesus - der Weg, die Wahrheit und das Leben - (Johannes 14,1-6)
(EFG Würzburg - Sonntag, 26.08.2012)
 

Entscheidungen und Ansichtssachen
Wenn ihr heute zum Gottesdienst gekommen seid, dann habt ihr zumindest schon zwei Entscheidungen getroffen: Die Entscheidung, überhaupt hierher zu kommen und die Entscheidung, was ihr anziehen sollt. Für die meisten Leute ist der regelmäßige Gottesdienstbesuch eher eine Geschmacksfrage oder Ansichtssache. Ebenso beim Anziehen: Das rote oder das blaue Kleid? Rock oder Hose? Die gestreifte oder die getupfte Krawatte anziehen? Je nach Hemd- oder Sakkofarbe versteht sich. Auch da gibt es mehrere Möglichkeiten und Variationen. Und wie geht es mittags weiter? Zu Hause essen oder Essen gehen? Fleisch, Fisch oder vegetarisch? Alles eine Frage des Geschmacks und ebenfalls Ansichtssache. Da kann man keinem so einfach dreinreden.
Ja und wie ist das, wenn es um Glaube und Religion geht? Da gibt es ja so viele Möglichkeiten, Religionen und Philosophien. Gibt es ein Leben nach dem Tod? Gibt es einen Himmel und wie kommt man dahin? Gibt es Gott überhaupt? Und was für einen Gott meinen wir damit? Ist das vielleicht nicht auch bloß Ansichtssache?

Entscheidungen im Hinblick auf die Ewigkeit
Jeder von uns kommt in seinem Leben irgendwann an einen Punkt, wo er sich entscheiden muss. Ich meine nicht die Auswahl des Menüs im Restaurant oder die Urlaubsplanung. Es geht mir um die wesentliche Weichenstellung in unserem Leben. Die weit wesentlicher ist als beispielsweise die Berufswahl, die Wahl des Ehepartners oder die Entscheidung, ein Haus zu bauen – obwohl diese Entscheidungen mit zu den wichtigsten im Leben gehören. Es geht um nicht mehr und nicht weniger als um das Leben selbst, das Leben hier und besonders das Leben in der Ewigkeit. Wir kommen an solche Wegegabelungen manchmal allein dadurch, dass wir unter das Wort Gottes kommen. In einem Gottesdienst, bei der Predigt, durch ein Traktat, eine Evangelisation oder das Zeugnis eines Gläubigen. Manchmal bekommen wir aber auch solche Gedanken in besonderen Lebenslagen: In Not, in Mangel, in Angst, in Trauer. Leider verfliegen diese Gedanken aber wieder, wenn wir ihnen nicht bewusst nachgehen oder wenn es uns wieder besser geht.

Vor kurzem sind innerhalb von zwei Monaten, Anfang Juni bzw. Anfang August, zwei meiner Bekannten aus dem Dorf, in dem ich aufgewachsen bin, verstorben. Der erste starb mit 53 Jahren an Bauchspeicheldrüsenkrebs. Der zweite mit 55 Jahren an einem Herzinfarkt. Der erste hatte gerade mal 10 Wochen Zeit, über sein weiteres Leben oder das Leben danach nachzudenken. So lange wusste er erst von seiner Erkrankung. Der zweite wurde ganz plötzlich „aus dem Leben gerissen“. Nachdem ich zunächst von der schweren Erkrankung des ersten Bekannten gehört habe, wollte ich ihn in der Palliativstation besuchen, um ihm von Jesus zu erzählen. Aber da war er gerade spazieren gegangen und so ging ich wieder. Bei meinem zweiten Versuch, ihn zu besuchen, war er bereits verstorben. Im Nachhinein habe ich erfahren, dass ihm jemand anders das Evangelium gesagt hat. Ob er es angenommen hat, weiß ich nicht. Ich habe mir jedenfalls ein Herz gefasst und in einem Brief an Angehörige, Freunde und Bekannte nicht nur mein Mitgefühl ausgedrückt, sondern auch etwas über das Angebot eines Lebens in der Ewigkeit mitgeteilt. Wegen eines Termins in Berlin konnte ich an der Beerdigung selbst nicht dabei sein. Einer der Briefempfänger war derjenige, der fast auf den Tag genau zwei Monate später verstarb. In diesem Brief habe ich auch drei Stellen aus dem Johannes-Evangelium zitiert. Eine lese ich euch vor. Ihr kennt sie ja (Joh. 11,25.26a): „Jesus spricht: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt; und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben.“

Bei der Beerdigung des zweiten Bekannten, an der ich dann teilnahm, hat mich die Aussage eines früheren Schulkollegen betroffen gemacht, der ja auch einen solchen Brief bekommen hat. Er meinte, er glaube auch an eine höhere, ordnende Macht. Aber ob man die jetzt Gott, oder Allah oder Buddha oder sonst wie nennt, spiele für ihn keine besondere Rolle.

Am Grab sind dann alle vereint: Angehörige, Freunde, Bekannte, die alte Clique. Leute, die glauben, Leute, die nicht glauben und Leute, die nicht wissen, was sie angesichts des Todes glauben sollen. Alle wissen, dass sie sterben müssen. Und dann? Dann kommt ein großes Fragezeichen? Diese äußerst wichtige Angelegenheit wird genauso zu einer Ansichtssache erklärt und es gibt vielerlei Möglichkeiten. Da kann jeder denken, da soll jeder glauben, was er will. Jeder soll nach seiner Façon selig werden. Es spielt ja keine Rolle, man weiß ja eh nichts Genaues. Die meisten denken, dass man nichts über das Danach wissen kann, manche hoffen auf ein Wiedersehen in der Ewigkeit, viele denken „das war’s“ - dieses eine, dieses einzige Leben, an das man sich so klammert, das man möglichst in vollen Zügen genießen muss. Gewissheiten sind jedoch relativ selten. Das ist jedenfalls meine Erfahrung aus vielen Gesprächen mit Leuten, auch mit solchen, die einer Kirche angehören.

Welche Antworten können wir da geben; was sollen wir sagen, wenn uns jemand fragt?

Das entscheidende Thema
Auf diese alles entscheidende Frage möchte in dieser Predigt eine Antwort geben, eine Antwort unseres Herrn Jesus. Das Thema der Predigt lautet: „Jesus – der Weg, die Wahrheit und das Leben – Trost, Warnung und Auftrag“.

Worum geht es hier?
Darin will ich zeigen, dass es nur einen Weg zum ewigen Leben gibt: Jesus Christus. Nur wer diesen Weg geht, wird gerettet.“ Das Ganze ist gegliedert in drei Punkten:

1. Jesus gibt uns das ewige Leben – ein großer Trost und eine Ermutigung für alle Gläubigen – hier geht es um den eigentlichen Predigttext; 2. Jesus ist der einzige Weg zum Heil – eine ernste Warnung an alle, die andere Wege gehen; und 3. Jesus allein ist die Wahrheit, die alle Menschen kennen müssen – Sein Herzensanliegen ist zugleich ein Auftrag für uns.

Die Situation
Ich beschreibe erst kurz die Situation, in die der heutige Predigttext im Johannesevangelium hineinspricht: Es ist der Vorabend der Kreuzigung. Jesus hatte mit seinen Jüngern im Obersaal in Jerusalem das Passahmahl gehalten. Von den Juden wurde er bereits verworfen und er bereitete die Jünger auf seinen Abschied und Tod vor. Der Verräter Judas wurde offenbart und ging hinaus. Jesus sprach von seiner Verherrlichung und davon, dass er weggehen wird. Die Jünger, die doch drei Jahre mit Jesus zusammen gelebt haben und von ihm so gründlich unterrichtet wurden, haben immer noch viele Fragen. Sie fragten ihren Herrn mehrmals nach dem richtigen Weg. Sie verstanden manches falsch, obwohl er ihnen so oft Wegweisungen gab. So fragte ihn zuvor auch Petrus „Herr, wohin gehst du?“ Er wollte mit Jesus gehen und sogar sein Leben lassen, damit er ihm folgen könne. Wir wissen, dass Petrus ihn aber erst dreimal verleugnen würde. Diese Ereignisse waren äußerst verwirrend für die Jünger und sie waren total schockiert. Jesus kannte ihre Herzen. Jesus kennt das Herz eines jeden Menschen. Ich lese jetzt den Predigttext:

Predigttext: Joh. 14,1-6
1 Euer Herz erschrecke nicht! Glaubt an Gott und glaubt an mich! 2 Im Haus meines Vaters sind viele Wohnungen; wenn nicht, so hätte ich es euch gesagt. Ich gehe hin, um euch eine Stätte zu bereiten. 3 Und wenn ich hingehe und euch eine Stätte bereite, so komme ich wieder und werde euch zu mir nehmen, damit auch ihr seid, wo ich bin. 4 Wohin ich aber gehe, wisst ihr, und ihr kennt den Weg. 5 Thomas spricht zu ihm: Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst, und wie können wir den Weg kennen? 6 Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater als nur durch mich!

1. Jesus gibt uns das ewige Leben - ein großer Trost und eine Ermutigung für alle Gläubigen

„Euer Herz erschrecke nicht“ oder „seid doch nicht erschüttert“ beruhigt Jesus seine Jünger. Die Jünger waren durch die Ereignisse aufs Höchste beunruhigt, besonders Petrus, der stark sein will und doch erst einmal kläglich versagen wird. Jesus hatte schon mehrfach angekündigt, dass er weggehen würde, dass die Juden dorthin nicht kommen und dass die Jünger ihm jetzt nicht folgen könnten. Sie waren natürlich erschüttert, wenn ihr Herr sie mit all den Problemen, die sie auf sich zukommen sahen, so ganz alleine ließ.

Jesus zeigt ihnen aber einen Ausweg: „Glaubt an Gott“, „Glaubt an Gott und glaubt auch an mich“. Jesus hatte durch viele Zeichen und Wunder gezeigt, dass er der Christus ist. Petrus selbst hatte bekannt: „Du hast Worte ewigen Lebens; und wir haben geglaubt und erkannt, dass du der Christus bis, der Sohn des lebendigen Gottes!“ (Joh. 6,68.69). Jesus ist der Sohn Gottes, ja Jesus ist selbst Gott. „Ich und der Vater sind eins“ (Joh. 10,30). Aus eigener Kraft können die Jünger die Hindernisse nicht überwinden, nur wenn sie auf Gott blicken, den sie nicht sehen und auf Jesus, der bald nicht mehr sichtbar unter ihnen sein wird, nur dann können sie wieder Hoffnung schöpfen.

Die Blickrichtung der Jünger ist dabei ganz wesentlich. Würden sie bei den erwarteten Schwierigkeiten stehen bleiben, könnten sie schon verzweifeln. Jesus geht ans Kreuz, sie selbst würden verfolgt und zerstreut werden. Sie werden Kämpfe in der Welt und die Angriffe Satans erleben. Wie geht es einem, wenn man einen Berg voller Probleme und Schwierigkeiten vor Augen hat? Wie geht es einem, wenn man nur auf die Probleme starrt? Ist die natürliche Reaktion da nicht Angst oder Panik? Wie gehen wir selbst damit um?

„Glaubt an Gott und glaubt an mich“, sagt Jesus. Gibt es da eigentlich einen Unterschied? Auch dieser Vers zeigt, dass Jesus den Anspruch erhebt, Gott gleich zu sein. In gleicher Weise, wie ihr an Gott glaubt, so glaubt auch an mich. Der Glaube an ihn bewahrt vor einem aufgeregten oder erschütterten Herzen.

Jesus geht über das irdische Leben hinaus. Er zeigt den Jüngern ein Ziel: Am Ende werden sie bei ihm und endgültig „zu Hause“ sein. Jesus spricht vom Vaterhaus, in dem viele Wohnungen sind, Platz genug für alle Gläubigen. Wenn es nicht so wäre, hätte Jesus es doch gesagt. Es ist so viel Platz für alle, die Jesus lieb haben, weil diese auch der Vater liebt. Für so viel unsinniges Zeug wird heute geworben und dabei laut auf die Pauke gehauen. Aber das Beste, was wir bekommen können, ist völlig umsonst. Sagt den Leuten doch, dass im Himmel noch jede Menge Wohnungen frei sind! Keine Mietwohnungen, wo du vielleicht später wieder rausgekündigt wirst. Mit garantiertem Bleiberecht. Die Schlüssel können jetzt schon bei Jesus abgeholt werden. Dort wo Jesus ist, sollen später auch seine Jünger sein. Er bereitet den Jüngern und damit auch allen, die ihm künftig folgen werden, eine Stätte.

Jesus wird weggehen und die Jünger können ihm jetzt noch nicht gleich folgen. Das wirft natürlich Fragen für die Jünger auf. „Wohin?“ fragt Thomas, „wohin gehst du, Herr?“. „Wir wissen den Weg nicht“. Und die Frage kommt auf: „Was dann?“. „Wie geht’ weiter?“. „Wie geht es uns dann ohne dich?“. Jesus hatte schon oft davon gesprochen, dass er gehen wird (Kap. 8; Kap. 13) und eigentlich müssten die Jünger durch die verschiedenen Hinweise Jesu Weg kennen. Er wird ihnen gleich noch deutlicher sagen, dass er zum Vater geht.

Jesus sagt auch, dass er wiederkommen wird. Vers 3 ist eine der Stellen, die von der Entrückung der Heiligen am Ende der Zeit sprechen, wenn Christus zurückkommt, um die Seinen im Himmel zu sammeln. So sicher, wie er wegging, so wird er auch wiederkommen.

Jesus hat seine Jünger mal gefragt: „Was glaubt ihr denn, wer ich bin?“ Wir kennen ja bereits die Antworten von Petrus und von Thomas (Ausruf in 20,28: "Mein Herr und mein Gott!"). Dieser nun folgende, ganz bekannte Vers 6 zeigt deutlich, dass Jesus Christus selbst der Weg zum Vater, der Weg zum Himmel ist. Hier kommt eine der bedeutsamen „Ich bin“-Aussagen, die 23-mal im Joh.-Evangelium vorkommen. Die Ähnlichkeit mit dem Gottesnamen in 2. Mo. 3,14 "Ich bin, der ich bin" oder "Ich werde sein, der ich sein werde" ist natürlich nicht zufällig. (Die Juden wussten das) Jesus verbindet diese Aussagen mit Bildern, die sein rettendes Verhältnis gegenüber der Welt ausdrückten. Er sagt "Ich bin das Brot des Lebens" - "Ich bin das Licht der Welt" - "Ich bin die Tür der Schafe" - "Ich bin der gute Hirte" - "Ich bin die Auferstehung und das Leben" - "Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben" - "Ich bin der wahre Weinstock".

Jesus zeigt den Weg nicht nur, er ist der Weg. Die Erlösung liegt in einer Person, in Jesus. Wer ihn annimmt, der hat zugleich die Erlösung. Es gibt so viele Antworten auf die Frage, was denn eigentlich ein Christ ist. Christ-sein bedeutet Christus haben. Jesus ist nicht einfach einer von vielen Wegen. Er ist der einzige Weg. „Niemand kommt zum Vater als nur durch“ ihn. Der Weg zu Gott sind weder die Zehn Gebote, noch die Goldene Regel, noch Sakramente, noch Kirchenmitgliedschaft – der einzige Weg zu Gott ist Christus allein. Heute sagen viele, dass es nicht wichtig ist, was du glaubst, solange du es ehrlich meinst. Sie sagen, dass sich in allen Religionen das Gute findet und dass sie schließlich alle in den Himmel führen. Doch Jesus hat gesagt: „Niemand kommt zum Vater als nur durch mich.“

Außerdem ist er „die Wahrheit“. Er ist nicht einer, der nur die Wahrheit lehrt – das tut er natürlich auch - sondern er selbst ist die Wahrheit. Er ist die menschgewordene Wahrheit (1,14). Wer Christus hat, der hat die Wahrheit. Sie ist nirgends anders zu finden.

Christus ist „das Leben“. Er ist die Quelle des Lebens, sowohl geistlich als auch ewig. Wer ihn annimmt, hat ewiges Leben, weil er das Leben ist. „Und das ist das Zeugnis, dass uns Gott das ewige Leben gegeben hat, und dieses Leben ist in seinem Sohn. Wer den Sohn hat, der hat das Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, der hat das Leben nicht. Das habe ich euch geschrieben, damit ihr wisst, dass ihr das ewige Leben habt, die ihr glaubt an den Namen des Sohnes Gottes.“ (1. Joh. 5,11-13).

Jesus sagt, dass niemand zum Vater kommt, als nur durch ihn (14,6). Er sagt aber auch, dass niemand zu ihm kommen kann, es sei denn, dass ihn der Vater zieht (6,44). Dies sind auch Hinweise auf das geheimnisvolle Zusammenwirken von Vater, Sohn und – wenn wir Kap. 3 mit hineinnehmen – des Heiligen Geistes im Werk der Erlösung.

Was bedeutet das für uns?
Auch wir glauben an den einen Gott, der für uns nicht sichtbar, aber spürbar ist, weil er uns in Jesus Christus und dem in uns wohnenden Heiligen Geist ganz nahe ist.

Auch unsere eigene Kraft reicht nicht aus (vgl. Jahreslosung aus 2. Kor. 12,9: "Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig") - Wie können die Jünger, wie können wir auf etwas schauen, was wir nicht sehen? Das geht nicht mit den Augen, sondern nur mit einem glaubenden, vertrauenden Herzen.

Auch wir müssen unser Herz nicht erschüttern lassen. Wenn wir uns nicht nur von den Ereignissen leiten lassen, von Problemen, Schwierigkeiten oder Nöten – in unserem Umfeld, oder wenn es uns selber trifft: Schwierigkeiten am Arbeitsplatz oder keine Arbeit, oder Krankheit oder der Verlust von Angehörigen; wenn wir manchmal nicht mehr weiterwissen, wenn wir nicht hinter die Dinge blicken können. Dann – aber nicht nur dann – dann hilft, dann trägt uns dieser Glaube. An einen liebenden Gott, an einen liebenden Herrn Jesus. Das was wir sehen, bringt oft nur Erschütterungen: „In der Welt habt ihr Angst“ oder auch „Bedrängnis“, sagt Jesus, „doch seid getrost, ich habe die Welt überwunden!“ (16,33), „und auch ihr werdet die Welt überwinden, euch freuen und nicht mehr traurig sein – weil ich euch wiedersehen werde, weil der Vater euch liebt, weil ihr mich liebt“ (nach 16,22-26). Gott sieht alles, auch deine Situation, er weiß um deine Probleme. Er kennt dein Herz, er hört deine Gebete und er erhört sie auch. Vielleicht ändert er deine Situation nicht so, wie du möchtest, oder nicht sofort. Dann hilft er dir sie zumindest tragen. Nicht durch deine, sondern durch seine Stärke. Er führt er dich damit jedenfalls an Sein Ziel und dahin, was dir nach Seinem Willen am besten dient.

Auch wir gehen unserer himmlischen Heimat entgegen. Wir wissen über diesen Ort nicht sehr viel. Doch er ist unvorstellbar schön.

Die Jünger waren beunruhigt und wurden getröstet. Das ist ein ganz wunderbarer Trost, wenn man Gewissheiten hat. Gewissheiten, die den meisten Menschen fehlen, weil es eine allgemein verbindliche Wahrheit angeblich nicht mehr gibt oder weil jede individuell gefundene Wahrheit gleich gut sein soll. Damit sind dann alle Religionen gleich gut. Dennoch suchen die Menschen immer wieder nach einer Wahrheit, die sie zufrieden stellt und die ihnen hilft, wenn’s schwierig wird, wenn’s ernst wird. Gerade am offenen Grab oder spätestens wenn’s ans eigene Sterben geht, bricht diese Frage nach dem Sinn des Lebens oder dem richtigen Weg wieder auf. Die Menschen suchen einen Kompass, eine Orientierung, einen Wegweiser. Etwas, das ihnen sagt, welche Wege in dieser Fülle der Möglichkeiten für sie gut sind, bei welchen sie sich verlaufen oder welche gar ins Verderben führen.

2. Jesus ist der einzige Weg zum Heil - eine ernste Warnung an alle, die andere Wege gehen

„Mancher Weg erscheint dem Menschen richtig, aber zuletzt führt er ihn doch zum Tod.“ (Spr. 14,12). Gott kennt dieses Problem der Menschen natürlich. Er weiß, dass sie durch allerlei Philosophien hin- und hergerissen sind. Paulus beschreibt dies in 1. Tim. 2,4: „… welcher will (also Gott will), dass allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.“ Dafür hat er seinen eingeborenen Sohn, Jesus Christus, in den Tod gegeben, ihn die Strafe für unsere Sünden tragen lassen, „damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“ (3,16).

Die meisten Menschen wollen sicher nicht moralisch verwerflich oder böse sein. Viele leben nach der Devise „tue recht und scheue niemand“. Sie führen ihr Leben nach der „goldenen Regel“: „Was du nicht willst, dass man dir tu’, das füg’ auch keinem anderen zu.“ Tief in ihrem Innersten suchen sie nach etwas, was ihrem Leben Sinn gibt. Manche suchen diesen Sinn, indem sie fleißig und tüchtig rackern, viel erreichen, etwas für ihre Familie oder für die Nachwelt hinterlassen. Aber hilft das für die Ewigkeit? Da aber der eigentliche Sinn unseres Lebens ist, Kinder Gottes zu werden und wir dieses Anrecht nur im Glauben an Jesus empfangen (1,12) gelangen sie nicht hin zu diesem Sinn.

Wenn heute von Sünde die Rede ist, denken die meisten Menschen an etwas Unmoralisches, Lug und Betrug oder gar Mord. Manche vielleicht noch an die Sahnetorte zuviel. Aber die Sünde, an der alle zugrunde gehen, ist ihre Beziehungsstörung zu Gott. Ohne eine solche Beziehung, die nur durch Jesus möglich ist, bleibt ihre Sünde der Gottlosigkeit, können sie Ihn nicht ehren, sich Ihm nicht zuzuwenden, Ihn nicht lieben. Die Bibel sagt, dass alle Menschen gesündigt haben. Ihre Sünde ist, dass sie nicht an den Herrn Jesus glauben (16,9).

Wir leben heute in einer durch und durch säkularisierten Gesellschaft, wo der Glaube nur noch Privatsache sein darf, über den man möglichst nicht öffentlich redet, wo jeder Glaube gleich gut ist. Wir können vielleicht sogar öffentlich über irgendeinen Gott reden, einen Gott, der für alle gilt und den doch keiner so richtig kennt. Nur über Jesus nicht. Nein Jesus sollten wir hier gefälligst raushalten. An Jesus scheiden sich die Geister, an Jesus scheiden sich in vor allem die Menschen.

3. Jesus allein ist die Wahrheit, die alle Menschen kennen müssen - Sein Herzensanliegen ist zugleich Auftrag für uns

Was nützt es, wenn es einen Weg zum Heil gibt, aber viele nicht davon wissen, weil keine Wegweiser aufgestellt sind. „Wie sollen sie aber an den glauben, von dem sie nichts gehört haben? Wie sollen sie aber hören ohne Prediger?“ (Röm. 10,14). Lasst uns solche Wegweiser sein, lasst uns auf Jesus Christus hinweisen und ihn verkündigen, durch unsere Worte, unsere Taten, unseren Wandel, durch unsere Liebe. Der Apostel Petrus schrieb: „Seid jederzeit bereit zur Verantwortung jedem gegenüber, der Rechenschaft von euch über die Hoffnung in euch fordert, aber mit Sanftmut und Ehrerbietung! Und habt ein gutes Gewissen …“ (1. Petr. 3,15-16). Sowohl diese Stellen als auch das, was Jesus selbst gesagt hat, mahnen uns ganz deutlich, dass wir diese Wahrheit verkünden müssen. So wie Jesus der Weg zum Vater ist, sollen wir Wegweiser sein. Wir müssen den Leuten einfach sagen, was geschrieben steht: „Und in keinem andern ist das Heil, auch ist kein andrer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, durch den wir sollen selig werden.“ (Apg. 4,12). Dass wir diesen Heiland und Retter haben, macht uns nicht stolz oder überheblich, sondern vor allen Dingen demütig. Derjenige, der uns rettete und nur der allein, der kann auch die Anderen retten. Deshalb müssen wir die Wahrheit sagen und zwar die ganze Wahrheit.

Dazu lese ich auch einige Verse aus dem 2. Korintherbrief: "weil nämlich Gott in Christus war und die Welt mit sich selbst versöhnte, indem er ihnen ihre Sünden nicht anrechnete und das Wort der Versöhnung in uns legte. So sind wir nun Botschafter für Christus, und zwar so, dass Gott selbst durch uns ermahnt; so bitten wir nun stellvertretend für Christus: Lasst euch versöhnen mit Gott! Denn er hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm [zur] Gerechtigkeit Gottes würden." (2. Kor. 5,19-21).

Zum Schluss
Euer Herz erschrecke nicht! Es komme, was mag! Es komme, was immer mag! Fürchtet euch nicht, wenn ihr manches, was jetzt noch verborgen ist, nicht gleich einordnen könnt. Glaubt nur, und vertraut! Auf Gott, auf Jesus, auf den Heiligen Geist, der in uns wohnt. Wir wandeln noch im Glauben; das Schauen kommt später. Wir sind Fremdlinge auf Erden, unser Bürgerrecht ist im Himmel. Deshalb leben wir nicht so, als ob dieses irdische Leben das Einzige wäre. Wir werden mit Jesus bei Gott wohnen. Darauf dürfen wir uns jetzt schon freuen.

Jesus ist bei seinem und unserem himmlischen Vater. Er verwendet sich für uns, er hat alles in der Hand. Jesus selbst kommt wieder und wird uns holen. Dabei spielt es keine Rolle, ob er dies bereits zu deinen Lebzeiten tut oder ob du erst noch uns Grab musst und später leiblich auferstehen wirst. Jesus ist der Weg und die Wahrheit und das Leben – Er ist selbst das Leben und er schenkt uns dieses Leben. Dies gibt uns, die wir an ihn glauben Trost, Freude und ist eine starke Ermutigung für unser Leben hier auf Erden und eine zuversichtliche Hoffnung für unser Leben in der Ewigkeit beim Herrn.
Amen.


 

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Das Gemeindegebet und Gottes Wille für alle Menschen - (1. Timotheus 2,1-6a)
(EFG Würzburg - Sonntag, 06.06.2010)
 

Predigttext: 1. Timotheus 2,1-6a (Schlachter, Version 2000)
1 So ermahne ich nun, dass man vor allen Dingen Bitten, Gebete, Fürbitten und Danksagungen darbringe für alle Menschen, 2 für Könige und alle, die in hoher Stellung sind, damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen können in aller Gottesfurcht und Ehrbarkeit; 3 denn dies ist gut und angenehm vor Gott, unserem Retter, 4 welcher will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.
5 Denn es ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, der Mensch Christus Jesus, 6 der sich selbst als Lösegeld für alle gegeben hat.

Briefzweck. Paulus gibt seinem engen und vertrauten Mitarbeiter Timotheus in zwei Briefen eine Reihe von Ratschlägen. Dieser noch relativ junge Bruder dient der Gemeinde in Ephesus als Seelsorger und Lehrer. Während der 2. Brief wegen der Anstrengungen des geistlichen Kampfes zur Ausdauer im Dienst anspornt, geht es hier im 1. Brief um Irrlehren, öffentliches Gebet, die Stellung der Frau sowie um Voraussetzungen für Älteste und Diakone.

Inhalt. Der Text hat wenigstens 3 große Themen: Das Gemeindegebet (Verse 1,2), den Willen Gottes, Menschen zu retten (Verse 3,4), in Versen 5 und 6 die Mittlerschaft Jesu und seine Erlösungstat. Ausgehend von der Absicht Gottes, Menschen zu retten, eignet sich der Text auch gut für eine Predigt über Weltmission. Dieses Thema liegt mir auch sehr am Herzen. Da ich letztes Jahr aber schon einmal über den Missionsbefehl gepredigt habe, beschränke ich mich heute im wesentlichen auf die ersten zwei Verse - auch aus zeitlichen Gründen. In den Gebeten steckt schließlich auch viel Missionarisches drin.

Schwerpunkt. Die Worte "vor allen Dingen" in Vers 1 zeigen uns die herausragende Bedeutung und den Schwerpunkt dieser Stelle als Aufforderung zum Gebet. Nachdem Paulus seinen Auftrag an Timotheus zur Abwehr der Irrlehrer abgeschlossen hat, geht er nun weiter zum Thema Gebet. Man ist sich allgemein einig, dass dieser Abschnitt mit öffentlichem Gebet zu tun hat, obwohl hier nichts steht, was man nicht auch auf das persönliche Gebet in der Stille anwenden könnte.

Aspekte des Gebets. Paulus nennt hier vier Aspekte unseres Redens zu und mit Gott: "Bitten", "Gebete", "Fürbitten" und "Danksagung". Das sieht alles ziemlich ähnlich aus und geht wohl auch häufig ineinander über. Statt "Bitten" steht in anderen Übersetzungen das Wort "Flehen". Darunter wird im Allgemeinen ein ernstliches und anhaltendes Bitten verstanden, hier wohl eher ein besonderes Bitten für bestimmte Nöte. Diese Art von Gebet soll einem Mangel abhelfen. Wenn uns etwas fehlt, flehen wir Gott an, dass er uns damit versorgt. Wir wissen, dass schon so viele verloren gegangen sind und wir bitten für die Menschen unserer Generation, dass sie gerettet werden sollen.

Das Wort "Gebet" kann als allgemeiner Oberbegriff über alles andere gesehen werden, es wird aber, anders als "Bitten" in der Schrift nur in Verbindung mit Gott gebraucht. Es ist ein Grundbegriff der Anbetung und Verehrung Gottes, das alle Arten der respektvollen Annäherung umfasst. Letztlich ist das Gebet für Verlorene auch mit Anbetung verknüpft, da die erlösten Sünder Gott für ihre Rettung lobpreisen.

Bei "Fürbitten" verwenden wir uns vor Gott für andere. Ein solches evangelistisches Gebet ist nicht kalt, abgehoben oder unpersönlich; es drückt Einfühlungsvermögen, Sympathie, Mitgefühl und Beteiligung aus. Wir sehen das Elend und den Schmerz der Sünder und sehen ihre nahende Verdammung voraus. Deshalb - rufen wir Gott um ihre Errettung an.

"Danksagung" ist das, was allein unserem Gott gebührt. Wir erinnern uns an die Gnade und Freundlichkeit unseres Herrn und schütten unser Herz in Dankbarkeit vor ihm aus. Wir sollen Gott für sein Heilsangebot dankbar sein und auch für unser Vorrecht, die Verlorenen mit dieser Botschaft erreichen zu dürfen. Manche von ihnen reagieren tatsächlich mit Glauben und Buße.

Danksagung, Anbetung und Lobpreis sind auch die Bestandteile des Gebets, die es in alle Ewigkeit geben wird.

Wofür beten? Paulus ermahnt, wofür wir vor allen Dingen beten sollen: "für alle Menschen", für Könige und alle, die in hoher Stellung sind. Diese höher gestellten Persönlichkeiten gehören natürlich auch zu "allen" Menschen, doch werden sie hier besonders herausgestellt. Wenn es auch bei Gott im Hinblick auf die Errettung kein Ansehen der Person gibt, will er, dass wir uns im Gebet besonders auch um die Herrschenden und Führungspersönlichkeiten verwenden, die ansonsten im evangelistischen Gebet vernachlässigt werden können. In Römer 13 werden wir daran erinnert, dass die Regierungen von Gott eingesetzt sind und uns zum Besten dienen. Das gilt für Könige, das gilt auch für unsere Obrigkeit.

Tyrannen. Wenn hier "Könige" steht, müssen wir uns daran erinnern, dass diese Verse zur Zeit Neros geschrieben wurden. Obwohl die Christen unter diesem Schreckensherrscher zu leiden hatten, wurden sie aufgefordert, für ihre Regierung zu beten. Weil solche tyrannischen Herrscher meist abfällig mit dem Herrn und den Gläubigen umgingen, begegnete man ihnen häufig mit Bitterkeit und Feindseligkeit. Den Ephesern wurde geboten, für die Errettung des boshaften Lästerers und grausamen Verfolgers Nero zu beten. Die Aufforderung, für Könige und alle in hoher Stellung zu bitten, beschränkt sich nicht allein darauf, dass diese weise und gerecht regieren sollen, sondern auch, dass sie Buße wegen ihrer Sünde tun und um ihres ewigen Heils willen, dem Evangelium glauben.
Natürlich dürfen wir Gott bitten, uns vor Verfolgung und Gewalttat zu bewahren, doch weiß Gott allein, welche Wege er mit uns gehen will und wie unser Zeugnis für andere seiner Verherrlichung dienen kann.

Oder auf unsere Zeit angewendet: Regierende haben mit dem Alltag eines Gläubigen wenig zu tun und scheinen oft weit entfernt. Deshalb ist man ihnen gegenüber gleichgültig. Solche Nachlässigkeit verstößt aber gegen Gotts ausdrückliches Gebot und ist deshalb Sünde, zumal solche Führer großen Einfluss und Verantwortung haben.

Verantwortliche in unserem Land. Wie haben zwar keinen König, der uns regiert, doch können wir in Deutschland selbstverständlich auch unsere Obrigkeit vor Gott bringen: Unsere Bundesregierung, die Bundeskanzlerin Merkel, den alten und den künftigen Bundespräsidenten. Wir können für Abgeordnete, Gerichte, die Polizei, die Menschen in den Verwaltungen, für Oberbürgermeister und Stadträte beten. Wenn wir der Auffassung sind, dass manche dieser Menschen Dinge tun, die nach unserer Meinung gottlos sind und seinem Willen zuwiderhandeln, dann muss uns das erst recht ins Gebet treiben.

Wir dürfen für unsere Sicherheit, den Frieden, für langes Leben und Gesundheit der Regierenden beten. Wir dürfen dafür beten, dass Regierende und Abgeordnete sich wieder auf Gott besinnen; dass sie Gesetze überdenken, die Gottes Willen entgegenstehen - ich denke dabei an Abtreibungen, den Schutz gleichgeschlechtlicher Beziehungen, an die ansatzweise erkennbare Unterdrückung biblischer Wahrheiten durch Antidiskriminierungsgesetze. Aber wir müssen zuallererst und ganz besonders für ihre Errettung beten, denn dies ist ja schließlich Gottes Wille.

Ruhiges und stilles Leben. In dem Text wird uns ein weiterer Grund fürs Gebet genannt: "damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen können in aller Gottesfurcht und Ehrbarkeit". Das heißt nicht, dass wir ein bequemes, ein leichtes Leben führen können. Jesus hat sogar Leiden und Verfolgungen um seinetwillen angekündigt. Dennoch bezieht sich dieses "ruhige Leben" auch auf die Abwesenheit von äußeren Störungen. Der Begriff "still" oder auch "friedlich" meint eher innere Störungen. Wenn wir unsere Liebe für jedermann deutlich zeigen und voller Mitgefühl und Sorge für die Verlorenen beten, werden wir eventuell vorhandene Feindseligkeiten schwächen. Wir dürfen dann einen inneren und äußeren Frieden genießen. Wir werden jedenfalls nicht dazu angestiftet, den nationalen Frieden zu stören, auch wenn wir in Bezug auf die Wahrheit und unserer Hingabe keine Kompromisse eingehen dürfen.

Gottseligkeit und Ehrbarkeit. Um dieses ruhige und stille Leben zu erlangen, müssen wir nach Gottseligkeit und Ehrbarkeit streben. Das sind zwei Seiten derselben Medaille - zwei Seiten unseres Lebenswandels vor Gott und den Menschen. Je nach Übersetzung steht statt "Gottseligkeit" manchmal auch "Frömmigkeit" oder "Gottesfurcht" da. Diese Begriffe drücken jedenfalls die rechte Verehrung Gottes aus. Gläubige sollen für die Majestät, die Heiligkeit, Liebe und Verherrlichung Gottes leben. Gottseligkeit bezieht sich auf eine anständige und angemessene Einstellung; Ehrbarkeit dagegen auf anständiges und angemessenes Verhalten. Gläubige sollten von ihrer Verpflichtung zur Moral gekennzeichnet werden. Ihre heiligen Motive müssen sich in einem heiligen Verhalten widerspiegeln. Beides steuert zu einem ruhigen und stillen Leben bei.

Ergänzend möchte ich hinzufügen, dass beispielsweise "Gottesfurcht" für uns kein Angst einflößender Begriff sein soll. Was ist denn die Grundlage unserer Beziehung zu Gott? Zuerst natürlich seine Liebe zu uns und wir antworten hierauf mit unserer Liebe zu IHM. "Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus" (1. Joh. 4,18). Hier geht es vielmehr um Gottes Ehre, dass wir uns IHM stets in der IHM gebührenden Haltung nahen. Das sollten wir jedesmal auch bedenken, wenn wir Beten oder Gottesdienst feiern.

Betet. Wir sind aufgefordert zu beten, viel zu beten, anhaltend, ausdauernd, ja ohne Unterlass zu beten. Das heißt natürlich nicht, dass wir keine Gebetspausen einlegen dürfen, wenn wir gerade etwas anderes tun, tun dürfen oder von Gott dazu aufgefordert werden. In diesem Gebet, wo es nach dem Zusammenhang um Rettung von Menschen geht, sollen alle eingeschlossen sein. Wir beten allzu oft eng nur für unsere eigenen Wünsche und Bedürfnisse. Manchmal gehen sie kaum über unsere Familienangehörigen oder den Freundeskreis hinaus. Das ist verständlich, denn diese Menschen stehen uns nahe und liegen uns besonders am Herzen. Doch dürfen wir nicht versuchen, den Ruf des Evangeliums oder unsere Gebete nur auf einen von uns auserwählten Kreis zu beschränken.

Alle. Dieses kleine und doch so bedeutsame Wörtchen "alle" in diesem Text ist mir sofort "ins Auge gesprungen".
Beten "für alle Menschen", "für alle in hoher Stellung", "welcher will, dass alle Menschen gerettet werden", "der sich selbst als Lösegeld für alle gegeben hat".
Da ist zunächst einmal keiner ausgeschlossen. Gott bietet sein Heil allen Menschen an. Das Angebot steht und wird nicht nach Lust und Laune zurückgenommen. Gott lügt nicht, Gott verändert sich nicht. Hier wird uns in Vers 4 schließlich gesagt, dass Gott will, dass jeder errettet wird. Gott hat keinen Gefallen am Tod des Gottlosen, sondern er sich freut sich, wenn Sünder von ihrem bösen Weg umkehren und leben (Hes. 18,23; 33,11). Es wird Freude im Himmel sein über jeden einzelnen Sünder, der Buße tut (Luk. 15,7).
Dieses Wort "alle" und das Angebot für alle steht ja so häufig im Wort Gottes: "Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben." (Joh. 3,16) - "machet zu Jüngern alle Völker" (Matth. 28,19) - "gehet hin in alle Welt, predigt das Evangelium aller Kreatur" (Mark. 16,15) - "derselbe Herr, reich für alle, die ihn anrufen" und "jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden" (Röm. 10,12.13).
"Christus ist das Sühnopfer für unsere Sünden, aber nicht nur für die unseren, sondern auch für die der ganzen Welt." (1. Joh. 2,2). Christi Blut ist ausreichend für alle Sünder, für alle Sünden für alle Zeit. Aber es wird natürlich nur für diejenigen wirksam, die Buße tun und an Ihn glauben. Die Schrift spricht nirgendwo von "Allversöhnung", sie bezeugt vielmehr, dass Viele verloren gehen. Jesus selbst hat dies häufig genug erwähnt. Auch in diesem Text, wo es darum geht, was Gott will, ist nicht von seinem Ratschluss, sondern von seinem sehnlichsten Wunsch die Rede.

Gottes geduldiges Wesen. Was sagt uns denn dieses "alle" über unseren Gott, über sein Wesen? Es sagt uns sehr viel - von seiner Barmherzigkeit, von seiner Güte, von seiner Liebe zu uns Menschen. Zu uns Menschen, die ihn verspotten, die seine Feinde sind, die ihn hassen, die seinen Sohn ans Kreuz geschlagen haben. Gott sagt immer wieder, durch alle Zeit: "Komm! - Komm her zu mir! Ich vergebe dir. Ich will dich retten!" Wie lange spricht Gott schon dieses "komm zu mir"? Bereits im Alten Testament forderte er auf, ihn zu suchen: "wenn ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, so will ich mich von euch finden lassen" (Jer. 29,14a). Er hat lange über die Zeit der Unwissenheit hinweggesehen (Apg. 17,30); er hat "vorzeiten vielfach und auf vielerlei Weise geredet zu den Vätern durch die Propheten, in diesen letzten Tagen hat er zu uns geredet durch den Sohn" (Hebr. 1,1) und er gebietet den Menschen, dass alle an allen Enden Buße tun (Apg. 17,30). Allen Spöttern zum Trotz, verzögert er seine Verheißungen nicht, sondern er ist langmütig gegen uns, weil er nicht will, dass (irgend) jemand verlorengehe (2. Petr. 3,3-4.9). Solch eine Geduld hat unser Gott.

"Und seht in der Langmut unseres Herrn die Rettung" (2. Petr. 3,15; rev.Elb). ...
"und die Geduld unseres Herrn erachtet für eure Rettung " (Luther-Übersetzung).
Gott kommt nicht zu spät, sondern wird pünktlich handeln. Er erduldet endlose Lästerungen gegen seinen Namen sowie Rebellion, Mord und das fortwährende Brechen seines Gesetzes, während er geduldig wartet und sein Volk beruft und erlöst. Gott wartet, bis sie errettet sind. Dann erst übt er Gericht.

Gebet für Ungläubige. Und wir Christen sollten während dieser Gedulds- und Gnadenzeit den Beitrag leisten, den Gott uns verordnet hat: Für die Menschen zu beten und ihnen das Evangelium verkündigen. Das Gebet "für alle Menschen" ist für uns sowohl ein Vorrecht als auch eine Verpflichtung. Es ist ein Vorrecht, dass Gott uns hört, wenn wir für unsere Mitmenschen bitten. "Das Gebet eines Gerechten vermag viel, wenn es ernstlich ist." (Jak. 5,16).

Es ist aber auch Verpflichtung, denn aufgrund der uns zuteil gewordenen Gnade der Errettung sind wir es auch allen schuldig, ihnen die Frohe Botschaft von der Erlösung in Jesus Christus zu bringen. Paulus in Röm. 1,14: "Ich bin ein Schuldner der Griechen und der Heiden, der Weisen und der Unverständigen."

Es ist Gottes Wille, dass Menschen gerettet werden, doch er rettet sie nicht gegen ihren Willen. Gott bevölkert nicht den Himmel mit Leuten, die überhaupt nicht hinein wollen.
Wenn wir für die Errettung Ungläubiger beten, können wir sicher sein, dass Gott sie auf irgendeine Weise ansprechen wird. Vielleicht hat er es auch schon getan und sie bekommen erneut eine Gelegenheit. Vielleicht gibt ihnen jemand ein Traktat oder sie hören im Radio oder Fernsehen das Evangelium. Vielleicht gibt ihnen ein Freund oder Nachbar ein persönliches Zeugnis. Gott kann Menschen auf ganz wundersame Weise die Wahrheit vor Augen führen. Nach Hiob 33,15 kann Gott auch in einem Traum, im Nachtgesicht zu Menschen sprechen.

Wir wissen nicht, wie Gott das machen wird, doch dürfen wir davon überzeugt sein, dass er jedesmal, wenn wir für einen Nichtchristen beten, auch zu ihm reden wird. Vielleicht nicht sofort, vielleicht muss dieser Mensch durch bestimmte Ereignisse auch erst aufnahmebereit gemacht werden. Manchmal durch Schicksalsschläge. Manche Herzen sind ja wirklich steinhart. Es liegt aber dann in der Verantwortung dieses Menschen, ob er der Einladung des Evangeliums folgen möchte oder nicht.

Weil das so ist, weil wir so viel Gutes von ihm empfangen haben, weil auch wir sein Wort gehört haben, sein Geist in unsere Herzen gedrungen ist und wir und zu ihm, zu seinem Sohn Jesus Christus bekehrt haben und uns in der Wiedergeburt das neue Leben geschenkt worden ist - weil das so ist, lasst uns dankbar im Gebet für alle Menschen eintreten und sie vor den Thron Gottes bringen. Wir können natürlich für die vielen Unerlösten bitten, für die, die noch nichts vom Evangelium gehört haben, für diejenigen, die es gehört haben aber ablehnen. Wir können aber auch ganz konkret werden: Für den Chef, von dem ich mich manchmal ungerecht behandelt fühle; für den Lehrer, der mir vielleicht sogar schlechte Noten gibt; für den Nachbarn der immer nur rumschimpft; für die Arbeitskollegin, die Unwahres und schlecht über mich redet.
Wir sollen auch für diejenigen beten, die Christen verfolgen, unterdrücken, ja sogar ermordet haben. Wir sollen auch für unsere Feinde beten, für diejenigen, die uns hassen. Ohne Gott, ohne die Hilfe des Heiligen Geistes kann das kein Mensch.

Und bei all dem dürfen wir den Dank nicht vergessen. Dank, dass wir in einem Land leben dürfen, in dem unsere Glaubensfreiheit sogar im Grundgesetz verankert ist. Dass wir trotz mancher Ablehnung und gelegentlicher Feindseligkeiten - die jedoch bisher nicht von staatlicher Seite ausgehen - uns frei versammeln können, dass wir sogar hinaus auf die Straße gehen und die Menschen ansprechen dürfen. Dass wir sie in unsere Gemeinden einladen dürfen und sie ohne Angst kommen können. Dank, dass wir uns in dieser Freiheit für Menschen einsetzen können, die um Christi willen in anderen Ländern verfolgt werden. Dass wir Geld, Bibeln und Sachmittel schicken, dass wir Missionare unterstützen oder selbst welche aussenden. Dass wir Petitionen unterschreiben und vor allen Dingen immer wieder für sie beten können. Allein - im stillen Kämmerlein, in der Gemeinde - oder in einer übergemeindlichen Gebetsaktion. Und natürlich, dürfen wir vor allem danken für unsere eigene Errettung.

Gottes Güte. Gott ist gut, er ist gnädig. Ja Gott ist auch gerecht, er ist heilig, er ist erhaben und allmächtig. Doch er ist alles in allem. In seiner Gerechtigkeit bleibt er der liebende Gott. Er spielt keine seiner Eigenschaften gegen eine andere aus. Er ist nicht heute mal der liebe und morgen ein böser Gott, so wie sich viele Menschen ihre Götzen vorstellen und diese besänftigen wollen. "Alle gute Gabe und alle vollkommene Gabe kommt von oben herab, von dem Vater des Lichts, bei dem keine Veränderung ist noch Wechsel des Lichts und der Finsternis" (Jak. 1,17). Ja, "der HERR ist groß und hoch zu loben und mehr zu fürchten als alle Götter" (1. Chr. 16,25; Ps. 96,4). Doch "seine Gnade währt von Ewigkeit zu Ewigkeit über denen, die ihn fürchten" (Ps. 103,17). "Weil wir nun wissen, dass der Herr zu fürchten ist, suchen wir Menschen zu überzeugen und bitten diese als Botschafter an Christi statt: Lasst euch versöhnen mit Gott" (2. Kor. 5,11.20).

Gott ist für uns letztlich unbegreiflich, aber er ist der einzige, dem wir ganz und gar vertrauen dürfen.

Doch letzten Endes soll unsere Motivation im Wesen und Handeln des dreieinigen Gottes begründet sein, der in Jesus Mensch geworden und sich selbst für alle zur Erlösung gegeben hat.

Er sei gepriesen in Ewigkeit.
Amen.


 

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„Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast.“ - (2. Timotheus 3,1-5.14-17)
(EFG Würzburg - Sonntag, 07.06.2009)
 

Predigttext - 2. Tim. 3,1-5.14-17 (Schlachter, Version 2000): 1 Das aber sollst du wissen, dass in den letzten Tagen schlimme Zeiten eintreten werden. 2 Denn die Menschen werden sich selbst lieben, geldgierig sein, prahlerisch, überheblich, Lästerer, den Eltern ungehorsam, undankbar, unheilig, 3 lieblos, unversöhnlich, verleumderisch, unbeherrscht, gewalttätig, dem Guten feind, 4 Verräter, leichtsinnig, aufgeblasen; sie lieben das Vergnügen mehr als Gott; 5 dabei haben sie den äußeren Schein von Gottesfurcht, deren Kraft aber verleugnen sie. Von solchen wende dich ab!
14 Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast und was dir zur Gewissheit geworden ist, da du weißt, von wem du es gelernt hast, 15 und weil du von Kindheit an die heiligen Schriften kennst, welche die Kraft haben, dich weise zu machen zur Errettung durch den Glauben, der in Christus Jesus ist. 16 Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Belehrung, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, 17 damit der Mensch Gottes ganz zubereitet sei, zu jedem guten Werk völlig ausgerüstet.

 

Vorbemerkungen. Wir haben hier den letzten Brief vor uns, den der Apostel Paulus schrieb. Er schrieb ihn etwa im Jahr 67 am Timotheus, einen seiner engsten und vertrautesten Mitarbeiter, der der Gemeinde in Ephesus diente. Paulus sitzt in einer Gefängniszelle in Rom in Erwartung seiner Hinrichtung durch das Schwert. Doch statt in Resignation zu verfallen, zollt Paulus noch einmal seinem Herrn und Retter Jesus Christus Tribut mit den Worten: „Denn ich weiß, wem ich mein Vertrauen geschenkt habe, und ich bin überzeugt, dass er mächtig ist, das mir anvertraute Gut zu bewahren bis zu jenem Tag“ (2,12). Der Brief ist deshalb auch eine geisterfüllte Kraftquelle in Form eines letzten Willens oder Testamentes.
Timotheus’ Vater war ein Grieche, seine Mutter Eunike war eine Jüdin. Diese und seine Großmutter Lois wurden aber beide Christen. Timotheus wurde bereits von klein auf im Wort Gottes unterwiesen und durch die Begegnung mit Paulus kam er zum Glauben an das Evangelium.

Die Verderbnis der Endzeit. Paulus gibt in den ersten Versen des Kapitels 3 eine Beschreibung von Bedingungen und Zuständen, die auf der Welt kurz vor der Wiederkehr des Herrn herrschen. Zwar bezeichnen wir mit den „letzten Tagen“ auch das gesamte gegenwärtige Zeitalter seit dem ersten Kommen des Herrn Jesus, doch nehmen diese schlimmen Zustände an Häufigkeit und Intensität immer mehr zu, je näher die Wiederkunft Jesu heranrückt. Ich habe jedenfalls den Eindruck, dass diese Steigerung nicht mehr bloß linear und gleichmäßig erfolgt, sondern dass sie immer mehr zunimmt. Die Gottlosigkeit hat ja heute weltweit ein Ausmaß erreicht, das es so bisher noch nicht gegeben hat: Kriegsgräuel, Ausbeutung, Brutalität, Massenmord an Ungeborenen, nicht nur Ablehnung, sondern teilweise richtiger Hass auf Gott und besonders auf Jesus Christus und seine Anhänger. Auch in unserem Land werden mittlerweile ganz massiv Christen angegriffen, die für ihre Überzeugungen einstehen, wenn auch zunächst nur verbal. Christliche Veranstaltungen werden gestört, und damit auch die Ausübung staatlich garantierter Rechte behindert, nur damit dort nichts gesagt wird, was ihre Bosheit offenbaren könnte. Christen sind ja so intolerant. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ihr Gott Sünde ja auch nicht toleriert. Doch Christen tun niemanden was böses – es sei denn, sie halten an der Wahrheit fest. Die will aber keiner mehr hören.

Leider nehmen’s viele Christen auch nicht mehr so genau mit der Wahrheit. Wir haben uns vielfach an den skandalösen Pluralismus gewöhnt und berufen uns dabei auch noch auf die Einheit. Das fängt beim Halten der zehn Gebote an, geht weiter mit der Ablehnung des Schöpfungsglaubens und der Jungfrauengeburt, es folgt zunächst vorsichtige, dann immer unverhohlenere Kritik am Wort Gottes – es ist nicht mehr alles gültig oder zeitgemäß, jeder muss für selbst entscheiden, was ihm dieses Wort bedeutet – dann wird das Wort sinnentstellt und verhunzt, in eine angeblich gerechte oder für Fernstehende verständliche Sprache gepresst. Als nächstes streicht man die Hölle und verschweigt auch noch die Sündhaftigkeit des Menschen, damit das Evangelium „annehmbar“ bleibt; schließlich wird sogar das notwendige Erlösungswerk Jesu am Kreuz ganz weggelassen, da ja eine ewige Strafe so gar nicht auf einen Gott der Liebe passt. Angekommen sind wir jetzt im Dialog der Religionen, wo man um des lieben Friedens willen den Anspruch Jesu, allein der Weg, die Wahrheit und das Leben zu sein, schließlich ganz weglässt. So bleiben wir tolerant, damit die Welt nicht an uns Anstoß nimmt. Wir entschuldigen dies mit der Aussage: „Hauptsache, sie haben Jesus“ und vergessen dabei, dass er selbst sagte: „Es werden nicht alle, die zu mir sagen: Herr, Herr!, in das Himmelreich kommen, sondern die den Willen tun meines Vaters im Himmel.“ Der immer mehr um sich greifende Abfall in vielen Bereichen der Christenheit ist deshalb ebenfalls ein ganz herausragendes Kennzeichen dieser letzten Zeit.

Ähnlich wie in Römer 1 die Gottlosigkeit der Heiden oder der Nationen beschrieben wird, zeigt Paulus hier das erbärmliche Verhalten der Namenschristen in den letzten Tagen. Ja es sind tatsächlich Leute, die sich Christen nennen, die den Namen Jesu im Mund führen, nicht gottlose Heiden. Hier steht nämlich, dass sie den äußeren Schein von Gottesfurcht haben. Äußerlich erscheinen sie sehr religiös oder fromm, doch durch ihren gottlosen Wandel wird schließlich auch sichtbar, dass sie in der Lüge leben. Statt durch Liebe zum Herrn sind sie durch Liebe zu sich selbst gekennzeichnet. Der lange Sündenkatalog spricht Bände – es ist eine einzige Schande. Von solchen Leuten soll Timotheus sich abwenden.

Und hier müssen auch wir sehr sorgsam sein: Nach Statistiken sollen derzeit etwa zwei Milliarden Christen auf der Erde leben, vermutlich sind es aber nicht zwei Milliarden wiedergeborene und errettete Christen. Wir wissen’s nicht – nur Gott kennt die Herzen. Aber wenn wir glauben, dass der Herr Jesus jederzeit auf die Erde zurückkommen könnte, dann müssen wir auch erkennen, dass der Abfall jetzt Hochkonjunktur hat.

Die Bedeutung der Heiligen Schrift. Dies soll aber bei uns nicht so sein, deshalb ermahnt Paulus: „Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast“ und ich ergänze, ... falls du das Richtige gelernt hast. Nicht dass du schon bei Verführern und Irrlehrern in die Schule gegangen bist. Das Richtige? – Das ist für jeden nachprüfbar am Wort Gottes, der Bibel. Immer wieder erinnert Paulus Timotheus daran, dass er beständig in der Lehre des Wortes Gottes bleiben soll. Die Schrift, und zwar die ganze Heilige Schrift musst du kennen, nicht bloß deine Lieblings-Bibelverse. Allein diese von Gott inspirierten Schriften sind dein großer Rückhalt, wenn die Irrlehren immer mehr überhand nehmen. Sie sind auch das, was der Gläubige neben beständigem Gebet in den letzten Tagen am meisten benötigt. Die Schrift ist es auch, auf die sich eure Lehrer und auch diese Predigt stützen und an der sie sich prüfen lassen müssen. Das Wort Gottes ist auch das Schwert des Geistes. Es gehört zu unserer geistlichen Waffenrüstung und ist unsere einzige Angriffswaffe gegen die Listen des Teufels. Der Teufel hat ja Jesus in der Wüste auch mit Worten aus der Schrift versucht, die er natürlich aus dem Zusammenhang gerissen hat. Jesus antwortete mit dem „es steht aber geschrieben“ stets mit dem richtigen Wort, das auf diese Situation auch anwendbar war.

Die Kenntnis der Heiligen Schrift hat grundlegende Bedeutung für unser Leben, für unsere Beziehung zu Gott, für unseren Glauben und für unsere Errettung. In ihr finden wir den Heilsweg, sie weist uns auf den Erlöser Jesus Christus hin und sie ist Richtschnur für ein gottesfürchtiges, ein gottgefälliges Leben. Schon allein der Anteil des Wortes Gottes an unserer Wiedergeburt zeigt deutlich, weshalb die Bibel so vehement angegriffen wird. Das wird bei aller Geringschätzung der Bibel heute von vielen vergessen. Jesus sagte zu Nikodemus „wer nicht von Neuem geboren wird, kann das Reich Gottes nicht sehen“ (Joh. 3,3) und ergänzte „wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, so kann er nicht in das Reich Gottes eingehen!“ Nicht religiöse Übungen, das Halten der zehn Gebote, nicht gute Werke, auch nicht eine christliche Erziehung bringen uns in den Himmel, sondern allein die Wiedergeburt aus Wasser und Geist. Der von Gott getrennte, geistlich tote Mensch muss den Geist aus Gott, also den „Heiligen Geist“ empfangen. Und „Wasser“? Das steht sinnbildlich für das Wort Gottes. Darauf weisen mehrere Bibelstellen hin: z.B. Eph. 5,26, Joh. 15,3 oder 1. Petr. 1,23. Daraus sehen wir, dass mit dem „Wasser“ das Wort Gottes gemeint ist, und dass der Mensch, der ohne Gott lebt, nur durch das Wort Gottes wiedergeboren wird zu neuem und unvergänglichem Leben. Dies geschieht allein durch das Wirken des Heiligen Geistes, darum spricht Jesus letztlich von der Wiedergeburt aus Wort und Geist. Wir müssen also ganz bewusst und persönlich das Wort Gottes (Wasser) annehmen und in unser Herz aufnehmen, damit wir den Geist Gottes empfangen können. Das nennt die Bibel dann Bekehrung. Ich sage nicht, dass der Besitz oder das Lesen einer Bibel heilsnotwendig ist, aber du musst das Wort kennen, damit du dich überhaupt nach diesem Heil ausstrecken kannst. Du musst Gottes Willen hierzu kennen – und wenn’s Gott dir nicht persönlich eingibt, in Gedanken, Träumen oder einer Vision, dann musst du’s selbst lesen oder hören können. Zunächst vielleicht nicht unmittelbar in der Bibel, vielleicht in einem Traktat, einem evangelistischen Buch oder in einer Predigtkassette. Oder du hast es natürlich von deinen Eltern gehört. Doch wenn das zu deiner Rettung geführt hat, musste das Wort Gottes darin vorkommen und dies stammt ja dann aus der Bibel. „So kommt der Glaube aus der Predigt, das Predigen aber durch das Wort Christi.“ Wasser und Geist – Wort und Geist. Das Evangelium, das Wort vom Kreuz – es ist Gottes Kraft. Die heiligen Schriften haben die Kraft, dich weise zu machen und zur Errettung durch den Glauben, der in Christus Jesus ist.

Timotheus hat diese Lehre, wie man durch den Glauben an Jesus Christus errettet wird, wie man ein Leben zur Ehre Gottes führt, von Kindesbeinen auf gehört und gelernt. Von seiner Mutter, von seiner Großmutter und später im „Aufbaustudium“ bei Paulus. Es wurde ihm anvertraut, es war ihm dadurch vertraut, es ist ihm zur Gewissheit geworden. Hast du dies auch so von frühester Jugend auf gelernt? Von deinen Eltern, in der Sonntagsschule, in der Jugendgruppe, im Hauskreis und im Gottesdienst? Und ist dir dieser Glaube auch zur Gewissheit geworden? Oder zweifelst du noch? Oder hast du vielleicht etwas noch nicht verstanden?

Das ging aber auch schon ganz anderen Leuten so. Ihr habt vielleicht schon mal von dem berühmten englischen Prediger Spurgeon gehört. Der geriet als junger Mann auch in eine solch große Glaubensnot, obwohl er in einem frommen Elternhaus erzogen wurde. Als er zu dieser Zeit an einem stürmischen Novembersonntag so ziellos durch die Gegend lief, verschlug es ihn in eine kleine Kirche. Da sprach gerade so ein einfacher Laienprediger ohne große Redekunst – also jemand, so ähnlich wie ich – und zitierte aus Jesaja 45,2, wo Gott spricht: „Wendet auch zu mir, aller Welt Enden, so werdet ihr selig.“ Nach einer Weile wandte er sich plötzlich an den bedrückt dasitzenden Spurgeon und rief: „Junger Mann, du siehst sehr elend aus, und du wirst elend bleiben und sterben, wenn nicht noch heute dem Wort Gottes gehorchst. – Blicke auf Jesus!“ Spurgeon erkannte augenblicklich, dass Gottes Geist zu ihm persönlich sprach. Er schaute von sich weg, weg von seinen Zweifeln und schaute auf Jesus. Da wusste er, dass er errettet war und jubelte voller Freude. Ihr wisst ja, was für ein großer Prediger Spurgeon später geworden ist.

Wenn dich Zweifel plagen, wenn es noch an Verständnis fehlt, dann bleib’ nicht allein mit deinem Problem. Sprich mit jemandem darüber: Mit deinen Eltern, mit einem Freund oder einer Freundin, mit einem Leiter oder mit sonst jemandem aus der Gemeinde. Vor allem aber, sprich mit Jesus, bete zu ihm, dass er dir hilft. „Ich habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht aufhöre“, sagte er zu Petrus. Er hilft dir auch bei deinen Zweifeln, bei deinem Unglauben. Das gilt übrigens nicht nur für die Jungen, sondern auch für die Älteren. Niemand muss mit seinen Zweifeln, seinen Kämpfen allein bleiben – niemand muss sich verstellen, weil ja dann die Anderen vielleicht komisch reden oder schauen. Glaube ist auch Vertrauenssache und wenn du dich jemandem anvertraust, erzählt der das auch nicht anderen weiter.

Von wem hast du denn gelernt? Ich habe ja schon einige Beispiele genannt und wir haben gehört, von wem Timotheus gelernt hat. Waren das Menschen, deren Leben von der Echtheit ihres Glaubens Zeugnis abgab? Menschen, die Gott mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft lieben, die Gottes Wort stets in ihrem Herzen tragen? Haben sie dir seine Worte eingeschärft, wie es in 5. Mose, Kap. 6 heißt, und reden sie davon, wenn sie zu Hause oder unterwegs sind, beim Hinlegen oder beim Aufstehen? Natürlich tun sie, tun wir das nicht ständig. Natürlich haben wir auch andere Themen und manchmal auch Sorgen und Nöte. Natürlich sind diese Menschen, wie wir alle, manchmal schwach und sündigen. Egal, ob es deine Eltern, jemand in der Sonntagsschule, ein Jugendleiter oder sonst jemand ist. Wir alle haben Schwächen. Trotzdem muss unser Glaube echt sein, damit er andere hierzu anstacheln und überzeugen kann. Ungeheuchelter und echter Glaube. Echte Liebe entsteht nur in echtem und nicht in vorgetäuschtem Glauben. Wir sind echt, wenn wir mit aller Kraft versuchen, unseren Glauben zu leben und den Worten auch Taten folgen zu lassen. Wenn wir Fehler zugeben, Buße tun, Gott und denjenigen, an dem wir sonst noch schuldig geworden sind, um Vergebung zu bitten. Egal, wer eure Lehrer sind oder waren, sie sollten vertrauenswürdig und im Glauben ein Vorbild sein. Nur durch unser gutes Zeugnis und unseren Wandel sind auch andere bereit, uns nachzueifern.

Als Kind gläubiger Eltern heranzuwachsen von Jugend auf, die großen Wahrheiten des Glaubens vermittelt zu bekommen – das ist ein ganz großes Geschenk, eine große Gnade, eine große Chance, aber auch eine große Verantwortung. „Wem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen; und wem viel anvertraut ist, von dem wird man umso mehr fordern.“. Ich gehöre zwar zu dieser Gemeinde, aber ich bin leider kein Kind dieser Gemeinde, ich bin da nicht hineingewachsen. Sonntagsschule, Jugendtreff und so weiter, das kenn ich nur vom Hörensagen. Was da genau abläuft, hab’ ich nie erlebt. Deswegen hab’ ich überhaupt keine Ahnung von christlicher Jugendarbeit. Ich bin sehr spät als Erwachsener zum Glauben gekommen, davon hab’ ich hier ja auch Zeugnis gegeben. Ich will nur damit sagen, nutzt diese Gelegenheit, die der Herr euch gegeben hat, wenn er euch schon als Kind gläubigen Menschen anvertraut hat.

Die ganze Schrift, alle Schrift, jede Schrift – egal nach welcher Übersetzung du liest – sie ist von Gott eingegeben, von seinem Geist inspiriert. In meiner Übersetzung steht hier „Alle Schrift ist von Gott eingegeben“, das ist ziemlich eindeutig. Ich weiß nicht, was bei dir steht, da gibt’s verschiedene Übersetzungen. In der Luther-Bibel steht z.B. „alle Schrift, von Gott eingegeben“, in der Einheitsübersetzung: „jede von Gott eingegebene Schrift“. Hier steht jedenfalls nicht „falls eine Schrift wirklich von Gott eingegeben ist, dann ist sie nützlich“ usw. Wenn man’s drauf anlegt, könnte man bei manchen Übersetzungen auch der Auffassung sein, dass nicht die ganze Heilige Schrift eingegeben ist.

Wenn Paulus hier von der ganzen „Schrift“ spricht, dann meint er zunächst einmal das vollständige Alte Testament, aber auch die Teile des Neuen Testaments, die damals schon existierten. So zitiert er z.B. in 1. Tim. 5,18 eine Stelle aus Luk. 10,7 („ein Arbeiter ist seines Lohnes wert“) mit dem Hinweis „denn es spricht die Schrift“. Und auch Petrus spricht in 2. Petr. 3,15-16 von den Briefen des Paulus als „Schrift“, die Paulus nach der Weisheit, die ihm gegeben ist, geschrieben hat. Hier meint er natürlich die durch den Heiligen Geist gegebene Weisheit. Wenn hier „von Worten, die der Heilige Geist lehret“ die Rede ist, dann bedeutet das, dass die inspirierten menschlichen Autoren WORTE gebrauchten, die der Heilige Geist lehrte. Das ist mit Verbalinspiration gemeint. Dabei wurde der individuelle Schreibstil der Verfasser nicht zerstört. Es gibt einen Stil des Paulus, einen Stil des Petrus, einen Stil des Johannes. Aber jedes Wort das verwendet wurde, vom Heiligen Geist „eingegeben“, die Schrift von Gott „eingehaucht“. Auch hierzu Petrus: „Und das sollt ihr für das Erste wissen, dass keine Weissagung in der Schrift geschieht aus eigener Auslegung. Denn es ist noch nie eine Weissagung aus menschlichem Willen hervorgebracht; sondern die heiligen Menschen Gottes haben geredet, getrieben von dem heiligen Geist.“ (2. Petr. 1,20.21).

Dass wir heute die 66 Bücher von 1. Mose bis zur Offenbarung als zum Kanon der Bibel gehörig und somit als die gesamten von Gott inspirierten Schriften ansehen dürfen, haben wir auch nicht menschlicher Weisheit zu verdanken. Wir dürfen ganz sicher sein, dass Gott bei den Auswahlkriterien der kanonischen Schriften auch durch seinen Geist darüber gewacht hat, wie es an vielen Stellen geschrieben steht (1. Petr. 25).

Wir müssen unbedingt daran festhalten, dass die ganze Bibel das Wort Gottes ist und nicht bloß, dass darin auch etwas von Gottes Wort zu finden ist. Aller Abfall beginnt mit der Leugnung dieser Tatsache. Die Bedeutung der Schrift ist durch ihren wörtlichen Sinn gegeben, den man durch Anwendung der grammatisch-historischen Auslegungsmethode unter Erleuchtung des Heiligen Geistes herausfindet (Joh. 16,13). Den wörtlichen Sinn kann ich, wenn ich den Urtext ordentlich übersetze auch in den anderen Sprachen finden, ob deutsch, englisch oder sonst was. Gerade deshalb kann die von einer feministischen Ideologie durchtränkte sogenannte „Bibel in gerechter Sprache“ oder auch eine in eine angeblich für Jugendliche besonders verständliche „Volxbibel“ gar keine Bibel sein, da die Worte derart verändert wurden, dass der ursprüngliche Sinn gar nicht mehr zutage tritt.

Die Schrift, die Bibel ist nützlich. Aber bevor wir zum Nutzen kommen, müssen wir erkennen, dass sie Gottes Wort ist. Würde da nicht der Nutzen für uns genannt, dann hätte sie trotzdem Geltung für uns. Wenn wir nur nach Gott fragen, wenn es uns nach unserem menschlichen Ermessen nützlich erscheint, dann basteln wir uns einen Wunscherfüllungs-Gott, einen Lückenbüßer-Gott, einen Götzen. Aber Gott, der uns keine Rechenschaft schuldig ist, achtet uns so hoch, dass der das, was er tut, auch begründet und erklärt. Weil er uns nach seinem Bilde als Menschen mit Verständnis und Einsichtsfähigkeit geschaffen hat. Ist das nicht toll?

Die Bibel ist nützlich zur Lehre. Ja Lehre und biblische Unterweisung tut Not in der heutigen Zeit. Viele pfeifen heute auf die Lehre und setzen auf Erlebnisse, auf Sich-gut-Fühlen und Glückserlebnisse. Doch Hosea schreibt (Kap. 4,6): „Mein Volk geht aus Mangel an Erkenntnis zugrunde; denn du hast die Erkenntnis verworfen, darum will ich auch dich verwerfen, dass du nicht mehr mein Priester seiest; und weil du das Gesetz deines Gottes vergessen hast, will auch ich deiner Kinder vergessen!“ Und Paulus wiederum an Timotheus im 1. Brief: „Hab acht auf dich selbst und auf die Lehre; beharre in diesen Stücken! Denn wo du solches tust, wirst du dich selbst selig machen, und die dich hören.“ Ja ich muss ganz deutlich sagen: „Es steht geschrieben ...“ – wir brauchen Lehre, wir brauchen biblische Unterweisung. Lehre hat nichts zu tun mit Gesetzlichkeit, ebenso wenig wie die heute verstandene Toleranz etwas mit Liebe zu tun hat. Es ist vielmehr vollkommen lieblos, Geschwister aus Feigheit in die Irre gehen zu lassen oder ihnen gar heuchlerisch nach dem Mund zu reden.

Die Bibel belehrt uns, das heißt, Gott zeigt uns darin alle Dinge, die wir wissen müssen, sie überführt uns, sie zeigt uns Dinge in unserem Leben, die Gott nicht gefallen, sie zeigt uns auch den Weg, wie wir da wieder heraus kommen. Sie unterweist uns in der Gerechtigkeit, womit sie uns lehrt, gottesfürchtig zu leben. Die Bibel ist die einzige unfehlbare und autoritative Richtschnur für den christlichen Glauben und seine praktische Umsetzung. Du musst sie kennen und regelmäßig, am besten täglich darin lesen. Nicht nur überfliegen, sondern studieren. Durch das Wort Gottes kann der „Mensch Gottes vollkommen“ oder reif werden. Er ist „völlig zugerüstet“ mit allem, was er benötigt um „jedes gute Werk“ zu vollbringen, denn wir sind Gottes Werk, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, zu welchen Gott uns zuvor bereitet hat, dass wir darin wandeln sollen. Bei Reife denken wir an reif gewordene Menschen, aber auch an reife Frucht. Bei Frucht denken wir daran, dass der Herr Jesus uns aufgefordert hat, viel Frucht zu bringen. „Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast!“ – Das ist Gottes Bitte, das ist sein Rat, das ist sein Gebot. Bleibe in IHM, bleibe in Jesus, bleibe bei seinem Wort, halte es fest – „Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast und was dir zur Gewissheit geworden ist“ – bleibe und bring viel Frucht.
Amen.


 

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“Gehet hin in alle Welt!“ - (Markus 16,9-20)
(EFG Würzburg - Sonntag, 15.02.2009)
 

Predigttext: Mark. 16,9-20

Prioritäten in der Endzeit. Wir behandeln ja schon seit längerem in der Bibelstunde eschatologische Themen, also die Lehre von den letzten Dingen. Dabei geht es um das zweite Kommen unseres Herrn Jesu, um Entrückung, um die große Trübsal, um Zeichen, die zu beachten sind, um das Erscheinen des Antichristen, um das Ende der Welt und um Gerichte. Das sind Themen, die immer sehr gefragt sind, besonders aber auch, weil sehr viel darüber spekuliert wird. Die Gemeinde Jesu lebt mittlerweile seit 2000 Jahren in der Naherwartung der Wiederkunft Jesu. Als Endzeit im weiteren Sinn gilt ja das Zeitalter der Gemeinde seit Pfingsten. Wir sollten bekanntlich nicht über Zeiten und Zeitpunkte über den Tag des Herrn mit seinen kommenden Gerichten spekulieren, aber wir sollen die Zeichen der Zeit beachten. Wir sind aufgefordert, ja vom Herrn selbst dringend ermahnt, wachsam im Blick auf seiner Wiederkunft zu sein.

Viele Christen sind der Auffassung, dass sich das Zeitalter der Gemeinde dem Ende zuneigt. Die Erwartung des Endes der Endzeit erscheint aufgrund verschiedener Entwicklungen nicht unbegründet, auch wenn es schon immer Kriege, Seuchen, Erdbeben und Gottlosigkeit in großem Ausmaß gegeben hat. Auf diese Gründe gehe ich hier nicht weiter ein, aber ich frage mich, ob wir – die Christenheit - wirklich auch heute ernstlich erwarten, dass der Herr Jesus jederzeit wiederkommen kann? Glauben wir das, was wir bekennen und leben wir auch so, wie wenn wir das glauben? Ich hab’ mich oft gefragt, was ich wohl tun würde, wenn ich wüsste, dass der Herr, sagen wir mal nicht sofort, aber vielleicht in einem Monat oder in einem halben Jahr wiederkäme? Wie lebt die Gemeinde heute im Hinblick auf die Naherwartung Jesu, wie lebt ein Christ im Hinblick auf seinen eigenen Tod? Was sollte uns dabei ganz besonders wichtig sein? Wo setzen wir unsere Prioritäten, wo setzt Gott seine Prioritäten? Leben wir in der Nachfolge Jesu und wären wir unter Umständen wirklich bereit, allem abzusagen, was wir haben, um seine Jünger zu sein?

Manche Christen haben es sich in der Welt mittlerweile ganz schön gemütlich eingerichtet, sie sind nicht mehr Gast auf Erden, sondern suchen hier ihre bleibende Heimat statt im Himmel. Aber dabei wirken sie dennoch sehr fromm. Während draußen die Welt in der offensten und schamlosesten Auflehnung gegen Gott lebt, sich Millionen von Menschen dem Trunk, dem Vergnügen oder ihren Geschäften hingeben, Politik und Gesellschaft in vollkommener Unwissenheit, Ratlosigkeit und Verzweiflung unaufhaltsam dem Gericht Gottes entgegen eilen, leben sie selbst auf der Insel der Glückseligen. Statt hinauszueilen und zu helfen, streben sie danach, möglichst selbst noch viel mehr Erfahrungen mit Gott zu machen, sie bitten, dass der Herr hauptsächlich sie reichlich beschenken möge, sie streiten über Lehrfragen und Nebensächlichkeiten und ringen immer wieder um die Gewissheit, dass sie wirklich zu den Erlösten gehören würden.
Natürlich dürfen wir Gott darum bitten, uns zu beschenken und zu segnen, natürlich sollen wir um die Wahrheit ringen und möchten Gewissheit, weil wir auch manchmal Zweifel haben. Aber ist es denn damit getan, wenn wie uns die meiste Zeit nur um uns kümmern? Sollte uns nicht vielmehr die Frage auf dem Herzen brennen, was Gott gerade in dieser Zeit von uns möchte, wo er seine Prioritäten setzt. Wir sollten uns nicht um die Antwort drücken, auch wenn diese Antwort für uns selbst zunächst unbequem sein könnte.

Predigttext
Mark. 16,9-20 Erscheinung des Auferstandenen. 9 Als aber Jesus auferstanden war früh am ersten Tag der Woche, erschien er zuerst Maria Magdalena, von der er sieben böse Geister ausgetrieben hatte. 10 Und sie ging hin und verkündete es denen, die mit ihm gewesen waren und Leid trugen und weinten. 11 Und als diese hörten, dass er lebe und sei ihr erschienen, glaubten sie es nicht. – 12 Danach offenbarte er sich in anderer Gestalt zweien von ihnen unterwegs, als sie über Land gingen. 13 Und die gingen auch hin und verkündeten es den andern. Aber auch denen glaubten sie nicht. – 14 Zuletzt, als die Elf zu Tisch saßen, offenbarte er sich ihnen und schalt ihren Unglauben und ihres Herzens Härte, dass sie nicht geglaubt hatten denen, die ihn gesehen hatten als Auferstandenen.
Aussendung der Jünger – Himmelfahrt. 15 Und er sprach zu ihnen: Gehet hin in alle Welt und predigt das Evangelium aller Kreatur. 16 Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden. – 17 Die Zeichen aber, die folgen werden denen, die da glauben, sind diese: In meinem Namen werden sie böse Geister austreiben, in neuen Zungen reden, 18 Schlangen mit den Händen hochheben, und wenn sie etwas Tödliches trinken, wird's ihnen nicht schaden; auf Kranke werden sie die Hände legen, so wird's besser mit ihnen werden. – 19 Nachdem der Herr Jesus mit ihnen geredet hatte, wurde er aufgehoben gen Himmel und setzte sich zur Rechten Gottes. 20 Sie aber zogen aus und predigten an allen Orten. Und der Herr wirkte mit ihnen und bekräftigte das Wort durch die mitfolgenden Zeichen. (Amen.)

Damit endet das Markusevangelium. Manche moderne Theologen bestreiten bei diesen letzten Versen 9 bis 20 die Urheberschaft durch Markus, weil die Verse in zwei wichtigen alten Manuskripten dieses Evangeliums fehlten. Neben einer Reihe gewichtiger Argumente, dass sie doch zum Text gehören, bin ich davon überzeugt, dass unser Herr sein Wort bewahrt, wie er es in Matth. 24,15 zugesagt hat. Auch steht der Inhalt dieser Verse in Übereinstimmung mit anderen inspirierten Schriften, dem Matthäus- und Lukasevangelium, der Apostelgeschichte oder dem Hebräerbrief.

Der Herr ist auferstanden. Der Abschnitt beginnt knapp mit den Worten „als aber Jesus auferstanden war.“ In Matthäus, Kap. 28, spricht ein Engel zu den Frauen „er ist nicht hier; er ist auferstanden, wie er gesagt hat.“ Er erinnert an Jesu Worte, dass er nach seiner Auferstehung vor den Jüngern hingehen wird nach Galiläa. Auch bei Markus weist der Engel ein paar Verse vorher darauf hin. In vielen Bibelstellen des Alten und Neuen Testaments wird diese Auferstehung vorausgesagt. Der auferstandene Herr erscheint der Maria Magdalena (oder auch Maria von Magdala), zwei Jüngern auf dem Weg nach Emmaus und den „Elf“. Er erscheint den Jüngern noch einmal als Thomas dabei war. In 1. Kor. 15 steht, dass er darüber hinaus mehr als 500 Brüdern zusammen erschienen ist. Der Auferstehungsglaube beruht auf den Berichten vieler Augenzeugen, nicht auf zweifelhaften Gerüchten. Die Auferstehung Jesu ist wohl das am häufigsten und am genauesten untersuchte historische Geschehen und sie wurde bis heute nicht widerlegt. Sie ist eine Tatsache und nicht ein bloßer Glaubenssatz. Natürlich haben diejenigen damit Probleme, die alles nur naturwissenschaftlich erklären wollen. Das gilt aber genauso für die Schöpfung oder für Gott überhaupt.
Selbst die Jünger, vor deren Augen Jesus viele Zeichen und Wunder getan hatte, denen er vorausgesagt hatte, was sie erwartet – sie konnten es nicht glauben. Sie waren traurig über den Tod ihres Herrn und sie weinten. Hatten sie sich in ihm getäuscht? War er doch nicht der verheißene Messias? Erst als sie ihn wirklich sahen, dann erst konnten sie glauben, dann erst wurde ihnen offenbar, dass er es war. Der Herr Jesus schalt ihren Unglauben. Wie oft musste er schon zu ihnen sagen: „O ihr Kleingläubigen!“. Zu Thomas sagte er: „Du glaubst, weil du mich gesehen hast.“ – „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!“ – Das sagt er auch heute noch zu uns. Glaubst du das? – Ist Christus nicht auferstanden, so wäre unsere Predigt vergeblich, ebenso unser Glaube. Wenn wir nur in diesem Leben auf Christus hoffen, so sind wir die elendsten unter allen Menschen. Aber wir wissen, dass der Herr wahrhaft auferstanden ist. Hallelujah.

Gehet hin in alle Welt und predigt das Evangelium. Ja, wenn wir das glauben, wenn wir Jesus aufgenommen haben, weil er uns angenommen hat, dann sind wir Erlöste, dann sind wir Errettete. Was machen wir nun mit dieser frohen Botschaft für uns? Natürlich wir danken wir dafür: „... und saget Dank allezeit für alles Gott und dem Vater in dem Namen unseres Herrn Jesu Christi“ heißt es in Epheser 5. Ist nun diese frohe Botschaft allein für uns bestimmt? Natürlich nicht. Was möchte Gott, dass wir tun? Was ist seine Priorität?

Er lässt uns darüber nicht im Unklaren. Ich zitiere ein paar Verse:
- „Sucht den HERRN, solange er zu finden ist; ruft ihn an, während er nahe ist! Der Gottlose verlasse seinen Weg und der Übeltäter seine Gedanken; und er kehre um zu dem HERRN, so wird er sich über ihn erbarmen, und zu unserem Gott, denn bei ihm ist viel Vergebung.“ (Jes. 55,6-7)
- „Meinest du, dass ich Gefallen habe am Tode des Gottlosen, spricht der Herr, und nicht vielmehr, dass er sich bekehre von seinem Wesen und lebe?“ (Hes. 18,23)
- Gott will, „dass allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Denn es ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, nämlich der Mensch Christus Jesus, der sich selbst gegeben hat für alle zur Erlösung, dass solches zu seiner Zeit gepredigt würde.“ (1. Tim. 2,4-6)
Die Bibel zeigt uns vom Anfang bis zum Ende, im Alten wie auch im Neuen Testament, dass Gott die Menschen trotz ihres Ungehorsams immer noch liebt, dass er ihr Bestes im Sinn hat, dass er sich von denen finden lässt, die ihn ernsthaft suchen und dass er sie retten will. Deshalb gab er zu unserer Errettung das Beste, nämlich seinen Sohn ans Kreuz und in den Tod: „Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“ (Joh. 3,16).

Die Priorität Gottes ist nicht die Lösung der riesigen Probleme der Menschheit, sondern die Lösung des eigentlichen Problems jedes Menschen, seine Verlorenheit wegen seiner Sünden. Er hat zu den Vätern geredet durch die Propheten, in diesen letzten Tagen hat er zu uns geredet durch den Sohn (Hebr. 1,1.2). Er hat lange über die Zeit der Unwissenheit hinweggesehen; nun aber gebietet er den Menschen, dass alle an allen Enden Buße tun und er hat schon einen Tag festgesetzt, an dem er den Erdkreis durch Jesus Christus richten wird (Apg. 17,30.31).

„Gehet hin in alle Welt und predigt das Evangelium aller Kreatur“ schreibt Markus oder „machet zu Jüngern alle Völker“ heißt es nach der Luther-Übersetzung bei Matthäus. Das ist der Auftrag oder der Missionsbefehl, den Jesus vor seiner Himmelfahrt seinen Jüngern gegeben hat. Matthäus ergänzt noch: „Und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe.“ Jesus hatte ja schon einmal seine Jünger beauftragt, das Evangelium vom Reich Gottes zu predigen (Matth. 10, Mark. 6, Luk. 9 und 10). Sie sollten aber weder zu den Nationen noch zu den Samaritern gehen, sondern zu den „verlorenen Schafen des Hause Israel.“ Dieses Reich war dort, wo immer sich Menschen der Herrschaft Gottes unterstellten. Es war in der Person des Königs „mitten unter“ ihnen anwesend. Jesus kehrte in den Himmel zurück, nachdem er vom Volk Israel abgelehnt worden war. Das Reich existiert heute, während seiner Abwesenheit, in den Herzen aller, die sein Königtum anerkennen.
Dieser ursprüngliche, nur auf Israel begrenzte Auftrag ist jetzt durch den weltweiten Missionsauftrag überholt. Der Missionsauftrag ist ein ganz gewaltiger Auftrag, sozusagen ein Dauerauftrag, der natürlich auch uns heute gilt. Oder sind diejenigen, zu denen Jesus geredet hat, damit seinerzeit fertig geworden? Der Missionsauftrag gilt auch uns, weil es immer noch Gottes Wille ist, dass möglichst viele Menschen gerettet sind, das sind aber nur die, die dem Evangelium gehorsam sind. Der Auftrag gilt, weil da kein andrer Name ist, in dem sie gerettet werden können. Der Auftrag gilt, weil der Glaube aus der Predigt durch das Wort Christi kommt und weil sie den nicht anrufen können, an den sie nicht glauben und weil sie nicht an den glauben können, von dem sie nichts gehört haben. Darum müssen wir predigen, damit sie hören können. „So sind wir nun Botschafter an Christi statt, denn Gott ermahnt durch uns; so bitten wir nun an Christi statt: Lasst euch versöhnen mit Gott!“ (2. Kor. 5,20).
Der Auftrag gilt, weil Gott Liebe ist und wir in seiner, in Jesu Liebe bleiben sollen. Das bleiben wir, wenn wir seine Gebote halten und seinen Auftrag ausführen. Der Auftrag gilt, weil wir als Reben am Weinstock Jesu viel Frucht bringen sollen – er gilt, weil Freude im Himmel ist, über jeden Sünder, der Buße tut. Er gilt, weil Gott sich über viele Anbeter freut, nicht nur über dich und mich, nicht nur über Deutsche, Europäer oder Amerikaner, sondern über Anbeter aus allen Nationen. Der Auftrag gilt, weil die Zeit drängt, weil jetzt noch Gnadenzeit ist, der Herr noch geduldig ist, dass niemand zugrunde gehen muss – aber wir wissen nicht, wie lange noch. Der Auftrag gilt, weil wir uns für so viel an uns erwiesener Gnade dankbar erweisen wollen, weil wir Gott von ganzem Herzen lieben sollen und ebenso unsere Nächsten wie uns selbst. Den Bruder, die Schwester, den Freund, den Feind, den Geretteten, der Verlorenen. – Hast du immer noch Zweifel, dass Gott auch dich ruft?
Der Auftrag gilt auch, weil wir die Werke tun sollen, die Jesus tat. Er sagte voraus, dass diejenigen, die an ihn glauben, die Wunder tun würden, die auch er getan hatte, und sogar noch „größere als diese“. In der Apostelgeschichte lesen wir von Heilungswundern der Jünger. Doch wir lesen auch von größeren Wundern – wie die Bekehrung von 3000 Menschen am Pfingsttag. Zweifellos gehört zu dem, was der Herr mit „größere Werke“ bezeichnete, auch die weltweite Verkündigung des Evangeliums, die Rettung so vieler Menschen und der Bau der Gemeinde. Es ist ein „größeres Werk“, Menschen zu retten, als nur ihren Leib zu heilen.

Wenn wir das Evangelium predigen, sprechen wir von dem „allgemeinen, universalen“ Angebot der Erlösung, das allen Menschen gilt. Wir wissen aber, dass nicht alle, die es hören, dem Evangelium gehorsam sind und das Heilsangebot annehmen. Lass dich aber deswegen nicht davon abhalten, es zu verkündigen, denn durch das Wort schafft Gott den Glauben. Er ist es, der die Erwählten, durch die Kraft des Heiligen Geistes „willig“ macht, die Erlösung durch Jesus Christus zu begehren und zu ihm zu kommen. Diese „besondere, wirksame“ Einladung schließt die Verantwortung des Menschen in Gottes Plan jedoch nicht aus. Die Menschen werden nur errettet, wenn sie diesen Ruf hören, vor Gott ihre Sünde bekennen, sich von ihr abwenden und sich Gott zuwenden, Jesus Christus als ihren Retter und Herrn annehmen und allein auf das Werk Jesu zu vertrauen. Gott hat sicher noch andere Möglichkeiten, die wir gar nicht alle kennen, seine Erwählten zu rufen. Lest beispielsweise hierzu bloß mal in Hiob 33,14-29. Aber bedenke allein mal, wie viel Frucht ein Kind Gottes noch bringen kann, wenn es diesen Ruf bereits früh hört und nicht erst wenn es schon sehr alt ist.

Zum Taufbefehl hier nur soviel: Wir glauben und lehren, dass die Wassertaufe nicht heilsnotwendig ist; die Wiedergeburt geschieht nicht durch die Wassertaufe. Auch Markus sagt, dass der verloren geht, der nicht glaubt und nicht derjenige, der nicht getauft wird. Die Taufe ist ein nach außen dokumentiertes Zeugnis des Glaubens und der Glaube ist Voraussetzung für die Taufe, weshalb auch keine unmündigen Säuglinge getauft werden.

Bedeutung der Zeichen. Wenn wir den Missionsauftrag nicht bloß auf die Jünger Jesu, sondern auch auf uns beziehen, wie verhält es sich dann mit den mitwirkenden Zeichen? Es gibt unter manchen Christen die Auffassung, dass diese Zeichen auch uns folgen müssen, wenn wir es glauben. Diese Sichtweise mag auf den ersten Blick durchaus folgerichtig sein, doch möchte ich hier aufzeigen, dass es sich bei uns nicht immer und nicht ganz genau so verhalten muss, ohne diese Möglichkeit grundsätzlich auszuschließen.
Die Bibel ist in sich harmonisch und widerspricht sich nicht. Deshalb dürfen wir uns nicht auf vereinzelte, aus dem Zusammenhang gelöste Schriftstellen stützen, sondern wir müssen das Gesamtzeugnis der Schrift beachten und alle Aussagen zu einem bestimmten Thema berücksichtigen. Bei „historischen Berichten“, müssen wir beachten, ob es sich hierbei um eine Lehraussage handelt oder die Schrift nur das berichtet, was tatsächlich geschehen ist, ohne dass sie sagt, ob das Ereignis der Normalfall oder beispielhaft ist.
Jesus weist auf Zeichen hin, die den Glaubenden folgen werden. Verschiedene Ausleger meinen, dass diese Zeichen in erster Linie für das apostolische Zeitalter bestimmt waren, bevor die ganze Bibel in geschriebener Form zugänglich war. Jesus selbst heilte „allerlei“ Seuchen und Krankheiten im Volk (Matth. 9,35) und trieb auch Dämonen aus, wie bei Maria Magdalena. Er rief die Zwölf zu sich und gab ihnen Macht über die unsauberen Geister und dass diese ebenfalls allerlei Seuchen und Krankheiten heilen sollten (Matth. 10,1). Auch bei der Aussendung der siebzig Jünger in Luk. 10,9 gebot er ihnen, bei der Verkündigung des Evangeliums vom Reich Kranke zu heilen. Krankenheilung begleitete auch Petrus und die anderen Apostel in ihrem Dienst. Durch sie geschahen viel Zeichen und Wunder im Volk und die herbeigebrachten Kranken wurden alle gesund (Apg. 5,12-16). Die Zeichen bestätigten Jesus als Messias und Sohn Gottes, sie bestätigten die durch ihn bevollmächtigen Apostel und sie bestätigten das Wort als neue Offenbarung Gottes. Sowohl nach diesem Markustext als auch nach Hebr. 2,3.4 dienen die Zeichen und Wunder zur Bestätigung des Wortes oder des Zeugnisses der Predigt.
Wenn wir fragen, ob es diese Zeichen heute noch gibt und ob wir diese Zeichen noch brauchen, nachdem das ganze Wort heute offenbart ist, macht diese Frage Gott nicht klein und bestreitet nicht, dass Gott jederzeit Wunder tun und Kranke heilen kann – wenn er es will. Ihm ist alles möglich. Gott bleibt derselbe, bei ihm ist keine Veränderung seines Wesens. Aber wir erkennen aus der Schrift auch, das er zu verschiedenen Zeiten auch auf verschiedene Weise gehandelt hat – immer aber mit dem gleichen Ziel: der Rettung der Erlösten und ihrer Reinhaltung. Paulus schreibt den Korinthern in 2. Kor. 12,12, dass unter ihnen Zeichen der Apostel geschehen sind. Und im 1. Brief, Kap. 12 schreibt er doch überdeutlich, dass nicht alle Wundertäter sind, nicht alle die Gabe haben, gesund zu machen, nicht alle mit mancherlei Sprachen reden. Diese Gaben kommen von Gott und es ist der Heilige Geist, der sie austeilt – und er teilt sie so aus, wie er es will. Wenn das Bedürfnis nach Zeichen da ist, wenn es Not gibt oder das Evangelium hart verfolgt wird, dann dürfen wir auch Wunder erbitten und erwarten. Im Übrigen ist uns der Weg, den Kranke in der Gemeinde beschreiten sollen, in Jakobus 5 ganz genau beschrieben.
Gottes Priorität sind nicht die Zeichen. Er ist es, der sie wirkt, er ist der Souverän. Und wenn er will, geschehen sie auch. Es geht ihm vielmehr um die Unerlösten, um die, die von Jesus nichts wissen. Jesu Auftrag und Gottes Priorität lautet „gehe hin“, „predige das Evangelium“. „Gehe hin; denn ich will dich ferne unter die Heiden senden!“

Nachfolge im Gehorsam und Bitte um Arbeiter für die Ernte. Ja, wir geben oft und gerne Zeugnis von unserem Herrn – in der Familie, im Freundes- und Bekanntenkreis, am Arbeitsplatz, bei uns völlig Unbekannten, bei den verschiedensten Gelegenheiten. Wir schämen uns des Evangeliums von Christus nicht; denn es ist Gottes Kraft zur Errettung für jeden, der glaubt. Dafür gehen wir sogar in die Fußgängerzone oder wirken mit bei ProChrist. Das ist richtig und das ist auch gut so. Aber wie sollen die an Jesus glauben, die noch nie von ihm gehört haben, wenn kein Prediger da ist? Wie sollen die vom Evangelium bisher Unerreichten errettet werden, wenn wir ihnen die frohe Botschaft nicht bringen. Wie oft dürfen Menschen in unserem Kulturkreis das Evangelium hören? Einmal, zweimal, zehnmal oder viele Male mehr? Wie viel Energie wenden wir auf, um immer und immer wieder die gleichen Menschen damit zu füttern, während der Rest der Welt nach Gottes Wort hungert. Ist es Gottes Fehler, dass nur so wenige das Evangelium hören – oder ist es der Fehler der Gemeinde?
Warum verbreitet Gott eigentlich seinen Rettungsplan auf diese Weise? Warum tut er es durch uns unvollkommene Menschen? Hätte er es nicht viel sicherer machen können, dass er z.B. jedem Menschen einen Traum oder eine Vision geschickt hätte und dieser sich dann für oder gegen Gott entscheiden könnte? Wir wissen es nicht, Gottes Gedanken sind eben höher als unsere Gedanken. Die Bibel sagt uns nichts zu dem Thema „was wäre wenn ...?“, sie sagt uns nichts über das „hätte“. Sie sagt uns aber sehr viel darüber, was war, was ist, was sein wird. Und Gottes Wort sagt: „Gehe hin und predige das Evangelium!“ – Ich denke, das hat auch etwas mit Beziehungen zu tun, mit Beziehungen zwischen Gott und Mensch und mit Beziehungen untereinander. Liebe hat sowieso immer etwas mit einer Beziehung zu tun. Wir lernen Gott und wir lernen einander besser kennen, wenn wir erkennen, dass wir zusammengehören. Füreinander einstehen, sich gegenseitig helfen, das verbindet. Wir sind Teil einer dauerhaften weltweiten Rettungsaktion Gottes – wir sind Gerettete und Retter. Also, natürlich ist Jesus der Retter, aber vielleich sind wir sowas wie Rettungsassistenten. Liebe zu Gott, Liebe zu den Geschwistern, Liebe zu den Unerlösten – das kann man nicht befehlen. Wenn wir dereinst mit allen Gläubigen aller Zeiten vor IHM stehen, dann sind wir uns nicht fremd, dann haben wir uns alle in Christi Liebe gefunden.

Mission ist eine Aufgabe der Gemeinde, es ist aber auch Aufgabe jedes Einzelnen. Wir können Mission oder einzelne Missionare unterstützen – vor allem durch unsere Gebete, aber auch mit finanziellen Mitteln. Doch wenn keiner mehr geht – wenn wollen wir dann noch unterstützen? Ich denke da besonders auch an die Ablösung schon sehr alter Missionare und Missionarinnen. Bitten wir deshalb den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter in seine Ernte sende. Wer ist der Herr der Ernte? Jesus selbst sendete seine Jünger aus, so dass wir in dieser Angelegenheit sicher zu ihm beten sollen. Auch wenn der Arbeiter wenige sind und die Not hier groß ist, soll nur gehen, wer auch gesandt ist. Um diese Bitte ehrlich vortragen zu können, müssen die Gläubigen auch bereit sein, selbst zu gehen, wenn der Herr ruft. Vielleicht fühlst du dich angesprochen, vielleicht sollst du gehen, vielleicht hat Gott für dich eine andere Aufgabe. Reagiere jedenfalls nicht vorschnell aus einer emotionalen Stimmung heraus. Aber wenn sich im Gebet, im Gespräch mit den Ältesten oder vielleicht auch durch besondere Umstände herausstellt, dass du wirklich gerufen bist, dann bereite dich darauf vor, zu gehen.
Amen.


 

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Gottes Botschaft – eine unbequeme Wahrheit - (Römer 9,14-23)
(EFG Würzburg - Sonntag, 31.08.2008)
 

Predigttext: Röm. 9,14-23

Lesung
1. Joh. 4,7-10.16 (Die Liebe Gottes und die Liebe zum Bruder): 7 Ihr Lieben, lasst uns einander lieb haben; denn die Liebe ist von Gott, und wer liebt, der ist von Gott geboren und kennt Gott. 8 Wer nicht liebt, der kennt Gott nicht; denn Gott ist die Liebe. 9 Darin ist erschienen die Liebe Gottes unter uns, dass Gott seinen eingebornen Sohn gesandt hat in die Welt, damit wir durch ihn leben sollen. 10 Darin besteht die Liebe: nicht dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt hat und gesandt seinen Sohn zur Versöhnung für unsre Sünden.
16 Und wir haben erkannt und geglaubt die Liebe, die Gott zu uns hat. Gott ist die Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.

 

Die ganze Wahrheit ist stets unbequem. Es gibt eine uns allen bekannte Botschaft, in der es um die Beziehung Gottes zu den Menschen, um eine durch Menschen verursachte Katastrophe und um die Lösung dieses Problem geht. Die Botschaft stammt direkt von Gott und sie heißt Jesus Christus. Jesus Christus ist die Antwort auf die Probleme der Menschheit. Es ist eigentlich eine frohe Botschaft, wir nennen sie auch Evangelium. Um den Inhalt dieser Botschaft gibt es jedoch immer wieder heftige Kontroversen. Je nach Intention des Predigers oder Evangelisten wird sie unter verschiedener Schwerpunktsetzung vermittelt. Dadurch wird diese Botschaft mal mehr, mal weniger annehmbar. Sie wird mit Freuden aufgenommen, ignoriert, abgelehnt oder gar bekämpft. Wenn man die ganze Botschaft, die ganze Wahrheit sagt, wird sie auf jeden Fall bekämpft. Denn es handelt sich hier um eine unbequeme Wahrheit.

Gott ist Liebe – und was sonst noch? Jeder Christ kennt Joh. 3,16: „Denn so hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verlorengeht, sondern ewiges Leben hat". Und darüber hinaus kennen viele Menschen aus der Lesung die Stellen „Gott ist Liebe“. Stellen, denen man eigentlich nur zustimmen kann, die keinen Anstoß erregen und die bei entsprechender Interpretation von Angehörigen aller Religionen angenommen werden können, sogar ein humanistisch gebildeter Atheist kann damit leben. Man könnte diese Stellen von der Bibel gelöst auch so übersetzen: „Tue recht und scheue niemand.“ Man könnte die Stellen auch so verstehen: „Wenn du liebst, bist du in Gott, egal was für einen Gott du anbetest – auch wenn dein Gott die Natur ist.“ Wenn’s wirklich einen Gott gibt, der ist ja so gut, der ist ja so total lieb, der hat sogar einen Rettungsanker für alle ausgeworfen. Jesus Christus heißt der, der ist für die ganze Welt gestorben, der rettet auch mich. Die Menschen haben aus dem Gott, der Liebe ist, den „lieben Gott“ gemacht, der mal fünfe gerade sein lässt und letztlich keinen verdammt. Gott ist Liebe, ja das ist die Wahrheit, aber ist er sonst nichts? Ist er allein Liebe? Hat er aufgehört, gerecht und heilig zu sein?

Predigttext
Röm. 9,14-23 (Gottes freie Gnadenwahl): 14 Was sollen wir nun hierzu sagen? Ist den Gott ungerecht? Das sei ferne! 15 Denn er spricht zu Mose (2. Mose 33,19): „Wem ich gnädig bin, dem bin ich gnädig; und wessen ich mich erbarme, dessen erbarme ich mich.“ 16 So liegt es nun nicht an jemandes Wollen oder Laufen, sondern an Gottes Erbarmen. 17 Denn die Schrift sagt zum Pharao (2. Mose 9,16): „Eben dazu habe ich dich erweckt, damit ich an dir meine Macht erweise und damit mein Name auf der ganzen Erde verkündigt werde.“ 18 So erbarmt er sich nun, wessen er will, und verstockt, wen er will. 19 Nun sagst du zu mir: Warum beschuldigt er uns dann noch? Wer kann seinem Willen widerstehen? 20 Ja, lieber Mensch, wer bist du denn, dass du mit Gott rechten willst? Spricht auch ein Werk zu seinem Meister: Warum machst du mich so? 21 Hat nicht ein Töpfer Macht über den Ton, aus demselben Klumpen ein Gefäß zu ehrenvollem und ein anderes zu nicht ehrenvollem Gebrauch zu machen? 22 Da Gott seinen Zorn erzeigen und seine Macht kundtun wollte, hat er mit großer Geduld ertragen die Gefäße des Zorns, die zum Verderben bestimmt waren, 23 damit er den Reichtum seiner Herrlichkeit kundtue an den Gefäßen der Barmherzigkeit, die er zuvor bereitet hatte zur Herrlichkeit.

Gottes Botschaft besteht natürlich nicht nur aus der Aussage „Gott ist Liebe“ und aus Johannes 3,16. Sie fängt beim 1. Buch Mose an und hört mit dem Buch der Offenbarung auf und wer dieser Botschaft etwas hinzufügt oder davon etwas wegnimmt, der steht unter Gottes Gericht (Offb. 22,18.19; 5. Mose 4,2; 13,1; Spr. 30,6; Jer. 26,2). Natürlich kann man nicht jedesmal alles ansprechen, was die Bibel zu einem bestimmten Thema sagt – es kommt auf die jeweilige Situation an. Aber wenn es die Situation erfordert, muss man auch das Unangenehme, die ganze Wahrheit sagen. Das gilt gegenüber Ungläubigen, gegenüber Namenschristen und – dies ist nicht immer einfach – auch untereinander, in der Gemeinschaft der Gläubigen.

Persönliches Leid. Es gibt natürlich auch Menschen, die an einen Gott der Liebe nicht glauben können, weil sie sich nicht vorstellen können, wie ein solcher Gott das teils unfassbare Leid in der Welt zulassen kann, der scheinbar Gerechte wie Ungerechte willkürlich und oft auf grausame Weise sterben lässt. Dies ist nicht das Thema dieser Predigt. Aber hierzu kurz nur so viel: Der von Gott geschaffene und geliebte Mensch hat sich freiwillig der Sünde zugewandt, wodurch Leid, Not und Tod in der Welt kamen. Der Mensch und die Schöpfung stehen seither unter dem Fluch Gottes und harren auf Erlösung. Die Rettung kam durch Jesus Christus aber die vollkommene Erlösung von diesem Fluch erfolgt erst, wenn Jesus wiederkommt. Gott warnt die Menschheit unter anderem auch durch Katastrophen, Schrecknisse und Leid. Persönlich erlebtes Leid muss aber nicht mit individueller, besonderer Schuld im Zusammenhang stehen.

Definiere Gott. Bei einer Evangelisation, die ja unter dem Motto stand „Gott ist da!“, fragte mich jemand: „Wo ist denn Gott?“ und ein Anderer: „Definieren Sie mir doch mal Gott!“.
Wir könnten alles mögliche über Gott erzählen, darüber, was er in seinem Wort uns zu sagen hat, darüber, wie er sich uns offenbart, über seine Eigenschaften, seine Größe, seine Allmacht, seine Güte, seine Liebe. Aber wir können niemals Gott definieren. Es wäre ein Gott, dem wir durch unsere Definition Grenzen setzten, das wäre ein Götze. Wenn wir etwas über Gott sagen können, dann dies: Dass Gott für uns unbegreiflich ist. Er ist unbegreiflich, weil wir endlich sind und Gott unendlich, weil das Endliche das Unendliche nicht „erfassen“ kann. Aber dennoch müssen wir uns bei der Frage „Wie ist Gott?“ nicht mit theologischem Geplapper genügen und einen Altar errichten für den unbekannten Gott. Wir dürfen, ja wir sollen eine Vorstellung von diesem Gott haben, ohne dass wir uns ein Bildnis, ein Abbild von ihm machen, was er uns in seinen Geboten untersagt hat.

Gott selbst sagt sehr viel über sich: Er ist ewig, er ist unendlich, er ist unveränderlich, er ist unbedingt, das heißt ohne eine andere Ursache, er ist allwissend und weise, er ist allmächtig und erhaben, er ist allgegenwärtig, er ist einer, der einzige Gott, eins im Wesen und drei in Person – Vater, Sohn und Heiliger Geist, er ist allgenügsam, er ist gütig und er ist treu, er ist gerecht und er ist barmherzig, er ist heilig, er ist souverän, er ist gnädig und er ist Liebe. Er ist ein Geheimnis.
Er ist nicht der Nützlichkeitsgott, der sich heute so großer Beliebtheit erfreut und die Aufmerksamkeit der Menschen auf sich zieht, weil er die Fähigkeit besitzt, ihnen für die verschiedensten Unternehmungen Erfolg zu schenken und darum von allen, die etwas von ihm wollen, umschmeichelt wird. Er ist die himmlische Majestät, Gott, der allmächtige Vater, Schöpfer des Himmels und der Erde, der allein weise Gott und unser Heiland. Er thront über dem Erdkreis, er hat die Himmel wie ein Tuch ausgebreitet und wohnt darin wie unter einem Zelt. Er ist nicht ferne von uns, er lässt sich von denen finden, die ihn suchen, die ihn ernstlich suchen. Gott erkennen kann man nicht durch Studium allein. Man erfährt ihn durch Weisheit, von der ein natürlicher Mensch nichts weiß, denn sie muss geistlich wahrgenommen werden. Gott zu erkennen ist die leichteste und zugleich schwerste Sache der Welt.

Johannes: „Gott ist Liebe“. Der Apostel Johannes schrieb vom Geist getrieben: „Gott ist Liebe“, und manche haben seine Worte als eine definitive Aussage über das Wesen Gottes aufgefasst. Das ist aber ein Irrtum. Johannes hat mit seinen Worten eine Tatsache bezeugt, aber niemals eine Definition angeboten. Die Liebe mit Gott gleichsetzen zu wollen, ist absolut falsch – dieser Fehler wurde zum Ursprung ungesunder Religionsphilosophie und einer Flut von nebelhafter Poesie, die nicht mit der Bibel übereinstimmen. Hätte Johannes gesagt, dass Liebe das ist, was Gott ist, müssten wir annehmen, dass Gott das ist, was Liebe ist. Wenn Gott buchstäblich Liebe ist, dann ist Liebe buchstäblich Gott, und wir müssten die Liebe als den einzigen Gott anbeten, den es gibt. Wenn Liebe mit Gott gleich ist, dann ist Gott nur mit Liebe gleich, und Liebe und Gott wären identisch. Auf diese Weise aber zerstören wir das Konzept der Persönlichkeit Gottes und leugnen alle seine Eigenschaften – mit einer Ausnahme, und diese Ausnahme setzen wir an Gottes Stelle.

Ist Gott wörtlich „Liebe“? Wir müssen lernen, die Heilige Schrift richtig zu verstehen. Wir müssen der Sklaverei der Worte entfliehen und uns stattdessen treu an ihre Bedeutung halten. Wir sagen, dass Gott Liebe ist. Wir sagen, dass Gott Licht ist. Wir sagen, dass Christus die Wahrheit ist. Genauso, wie man von einem Mann sagt: „Er ist die Freundlichkeit selbst.“ Liebe ist eine wesentliche Eigenschaft Gottes, sie etwas, das auf Gott zutrifft, aber sie ist nicht Gott. Sie drückt die Art aus, wie Gott in seinem Wesen ist, ebenso wie die Worte Heiligkeit, Gerechtigkeit, Treue und Wahrheit. Gott ist unwandelbar, daher handelt er immer sich selbst entsprechend, und weil er eine Einheit im Wesen ist, stellt er nicht eine seiner Eigenschaften für eine ander zurück. Weil Gott unbedingt ist, hat seine Liebe keinen Anfang, weil er ewig ist, hat sie auch kein Ende. Weil er unendlich ist, kennt sie keine Grenzen, weil er heilig ist, ist seine Liebe makellos rein.

Wenn wir Gott kennen und um anderer willen von ihm sprechen, müssen wir versuchen, von seiner Liebe zu reden. Wenn wir von der herrlichen Liebe Gottes reden, wird vielleicht irgend jemand, der vorher noch nichts von ihr wusste, dadurch ermutigt, nach oben zu blicken und Hoffnung zu schöpfen! Aber hier fängt ja schon ein großes Problem bei der Evangelisation an, selbst dann, wenn die übrigen beiden Hürden schon überwunden sind: 1. Der Glaube, dass es einen Gott überhaupt gibt und 2. dass die Bibel Gottes Wort, Gottes Wahrheit ist. Wer braucht den überhaupt Hoffung? Doch nur jemand, der nach einem Ausweg aus seiner Misere sucht, nach einem Ausweg aus seiner Schuld.

Eine unbequeme Wahrheit: Alle sind Sünder. Nach der Bibel sind wir alle Sünder, ob wir es nun eingestehen wollen oder nicht. Gott sagt „Da ist keiner, der gerecht ist, auch nicht einer.“ (Röm. 3,10) „Sie sind allesamt Sünder und ermangeln des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten“ (Röm. 3,23). Oh, das ist schlimm, wenn du jemandem sagst, dass er in Gottes Augen ein Sünder ist. „Ich bin doch ein anständiger Mensch“ heißt es, „da gibt es doch so viel Schlimmere“. „Ich hab‚ doch noch nie jemand was getan, ich gehe sogar regelmäßig zur Kirche, ich bin sogar als Kind getauft worden.“ „Gut“, sage ich und frage nach „haben Sie Jesus, haben Sie ihm Ihre Schuld bekannt, haben Sie Vergebung erfahren?“ „Wieso Jesus haben, was heißt hier Schuld?“ kommt es zurück. Schuld, das ist heute ein Reizwort, keiner will Schuld haben. Ja Mensch, du bist schuldig, denn was man von Gott erkennen kann, das ist dir offenbar; denn Gott hat es dir offenbart. „Denn Gottes unsichtbares Wesen, das ist seine ewige Kraft und Gottheit, wird seit der Schöpfung der Welt ersehen aus seinen Werken, wenn man sie wahrnimmt, so dass du keine Entschuldigung hast. Denn obwohl die Menschen von Gott wussten, haben sie ihn nicht als Gott gepriesen noch ihm gedankt, sondern sind dem Nichtigen verfallen in ihren Gedanken, und ihr unverständiges Herz ist verfinstert“. (Röm. 1,19-21). Das ist deine Schuld, Mensch, und wenn du biblische Lehre und die Rettung von Jesus nicht kennst, dann bist du gleichwohl schuldig geworden.

Manchmal wird gesagt, man soll nicht gleich „mit der Tür ins Haus fallen“, man soll nicht gleich von Verdammnis reden und von der Hölle sollte man am Besten gar nicht reden. Dabei hat niemand so oft von der Hölle gepredigt wie Jesus. Nun vielleicht wird die frohe Botschaft dann eher zur Drohbotschaft, aber über Sünde und Schuld müssen wir unbedingt reden. Wir können nicht bloß darüber reden, dass Gott uns ein Geschenk macht, das wir nur anzunehmen brauchen, dass wir mit Jesus ein ganz tolles Leben führen können.

Ohne Sündenerkenntnis kein Bekenntnis. Wir müssen ganz klar wissen: Ohne Sündenerkenntnis gibt es kein Bekenntnis. Wer keine Schuld hat, braucht Jesus nicht. Wer seine Schuld und seine Verlorenheit nicht tief in seinem Herzen erkennt, der hat das Wesentliche verpasst, wenn er in einer Evangelisation nur ein Übergabegebet nachspricht. Vielleicht, weil er durch die Musik oder die sanfte Predigt in ein Stimmungshoch gekommen ist. Eine emotionale Stimmung reicht nicht aus, ein Gefühl trägt nicht durch. Es trägt nicht durch, wenn’s ernst wird im Leben – und dass es ernst wird im Leben eines Christen, das sagt die Bibel mehr als einmal. Aber Jesus hilft uns da durch, ja er trägt uns durch. Durch dieses irdische Leben bis hinein in die Ewigkeit. Wer gerettet werden will, muss die Wahrheit über die Sünde kennen, muss wissen, dass Gott die Sünde hasst, aber auch, dass Gott hier in seinem Sohn Jesus Christus eine Lösung anbietet.

Rettung nur in Christus. Rettung, die gibt es allein nur in Jesus Christus. Da wird Gottes Botschaft schon wieder unbequem. „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben“, sagt Jesus, und „niemand kommt zum Vater als nur durch mich.“ (Joh. 14,6). Was für eine Anmaßung!, Was für ein unerhörter Anspruch!, sagt die Welt. In Apg. 4,12 steht: „Und in keinem andern ist das Heil, auch ist kein andrer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, durch den wir sollen selig werden.“ Wir missionieren nicht in erster Linie, um der ganzen Welt zu verkündigen, dass unser Gott so viel besser ist, als die in allen anderen Religionen angebeteten Götter oder Götzen. Gott geht es nicht um Selbstbeweihräucherung nach dem Motto: „Seht her, bin ich nicht super, habe ich nicht eine ganz tolle Lösung für die Welt gefunden.“ Das könnten viele andere ja so stehen lassen und sagen: Nun bei unserer Religion glauben wir dieses und die Christen glauben halt jenes. Es geht in erster Linie um Rettung für die Menschen, allein durch Jesus Christus – und dieser Alleinvertretungsanspruch wird rigoros abgelehnt.

Ablehnung von Gottes Wort durch Christen. Sogar viele Gläubige wünschen sich heute leider, dass manche Sätze gar nicht mehr in der Bibel stehen sollten. Beispielsweise wenn es um den Schöpfungsbericht geht, um Gemeindeordnung, um Gemeindezucht, um die Ordnung in den Familien, um schwule und lesbische Liebe, ja sogar, wenn es um den Alleinvertretungsanspruch Christi geht. Erlösung geschieht nun nicht mehr durch Christus, sondern durch die Vernunft des Menschen. Dabei wird dann allerlei umgedeutet und herumgedeutelt. In der Bibel stehen dann nur irgendwelche geistlichen Wahrheiten, die dann jeder auf seine Situation anwenden muss. Dann sind nicht nur die Gleichnisse, sondern fast alles bildhaft, oder es sind bloß Mythen. Es gilt dann oft auch nur für die jeweilige Zeit. Dabei wird unsere Kultur zum Maßstab der Bibelauslegung. Besonders die ethischen und moralischen Ordnungen haben ja heute überhaupt keine Gültigkeit mehr. In unserer postmodernen Welt ist das Christentum längst nicht mehr die ethische Basis der Gesellschaft.

Unverdienter Himmel. Eine weitere unbequeme Wahrheit ist, dass man sich den Himmel nicht verdienen kann. Man kann ihn sich nicht einmal ein bisschen mitverdienen. Dies ist für sehr viele Menschen unannehmbar. Man kann sich den Himmel nicht verdienen durch gute Werke, durch Sakramente oder sonstige Gnadenerweise der Kirche, durch stetiges neues unblutiges Opfer Jesu in der Eucharistie. Wem das vollkommene und ein für allemal erbrachte Opfer Jesu nicht genügt, der ist aus der Gnade gefallen, weil er auf Gesetzes Werke vertraut. Wie in allen heidnischen Religionen sind dies fehlgeschlagene Versuche des Menschen, Gott mit menschlichem Bemühen und Weisheit erreichen zu wollen. Hätten wir unsere Errettung verdient oder mitverdient, dann wäre Gnade nicht mehr Gnade, sondern gerechter Lohn.

Nicht alle kommen in den Himmel. Eine weitere unbequeme Wahrheit ist die Tatsache, dass nicht alle in den Himmel kommen, ja dass die meisten verloren gehen. Es gibt einen Faschingsschlager „Wir kommen alle, alle, alle in den Himmel … weil wir so brav sind!“ Was für eine Gotteslästerung, was für eine Unverschämtheit. Jesus sagt: „Gehet ein durch die enge Pforte. Denn die Pforte ist weit, und der Weg ist breit, der zur Verdammnis führt, und viele sind’s die darauf wandeln. Und die Pforte ist eng, und er Weg ist schmal, der zum Leben führt; und wenige sind’s, die ihn finden.“ (Matth. 7,13). Jesus ist für die Sünden der ganzen Welt gestorben und Gott will nicht, dass jemand verloren geht. Aber dies ist sein Wunsch, nicht sein Ratschluss. Er fordert uns auf, ihn zu suchen und zu glauben, dann zieht er uns auch zu seinem Sohn. Dennoch werden die meisten Menschen ihr Ziel verfehlen. Das macht uns sehr traurig, besonders, wenn es um Menschen geht, die wir gut kennen, mit denen wir eine Beziehung haben oder, falls sie bereits gestorben sind, mit denen wir verbunden waren.

Prädestination. In diesem Zusammenhang müssen wir auch die Prädestination ansprechen, weil es eine biblische Lehre ist. Sie lehrt, dass unser endgültiges Schicksal in Gottes Händen liegt. Von Ewigkeit her, bevor wir überhaupt existierten, entschied Gott, einige Glieder der menschlichen Rasse zu retten und andere verloren gehen zu lassen. Sie sich einfach selbst in ihrer Sündhaftigkeit zu überlassen. Gott kann als Herrscher des Universums tun, was immer ihm gefällt. Wir wissen gleichzeitig aus seinem Wort, dass er niemals etwas Falsches oder Ungerechtes tun wird. Wenn Gott wirklich Gott ist, dann muss er souverän sein. Davor müssen wir uns nicht fürchten, sondern es sollte uns zur Anbetung führen. In seiner Unumschränktheit hat Gott bestimmte Menschen erwählt, ihm zu gehören. Gleichzeitig muss sich ein Mensch in eigener Verantwortlichkeit durch einem ausdrücklichen Willensakt dafür entscheiden, sich retten zu lassen. Wie können wir diese Wahrheiten miteinander vereinbaren? Tatsächlich können wir das nicht. Für den menschlichen Geist besteht hier ein Widerspruch. Doch die Bibel lehrt beide Wahrheiten, deshalb sollten wir sie glauben und anerkennen, dass die Schwierigkeiten bei unserem begrenzten Verstand liegen.

Manche versuchen, Gottes Souveränität und unseren freien Willen dadurch in Übereinstimmung zu bringen, dass Gott erwählte, weil er vorhersah, wie wir uns entscheiden würden. Nach dieser Ansicht werden nur die, die erwählt sind, jemals im Glauben auf das Evangelium reagieren. Das Problem mit dem freien Willen ist allerdings, dass der natürliche Mensch kein Verlangen nach Gott hat und sich nicht für Christus entscheidet, es sei denn, er wird zuvor wiedergeboren. Auch wird damit die Tatsache übersehen, dass Gottes Vorherwissen entscheidend ist. Es ist nicht einfach so, dass er im voraus weiß, wer dem Heiland vertrauen wird, sondern dass er das Ergebnis im voraus bestimmt, indem er gewisse Menschen zu sich zieht. Obwohl Gott einige Menschen zur Erlösung erwählt, erwählt er niemanden zur Verdammnis. Die gesamte Menschheit wäre durch die eigenen Sünden dem ewigen Tod verfallen, und nicht durch willkürliche Bestimmung Gottes. Er könnte uns alle verurteilen. Wir würden gerechtermaßen nur das bekommen, was wir verdient haben. Wenn Menschen jedoch gerettet werden, dann durch die souveräne, erwählende Gnade Gottes.
Für die Erretteten sollte dies Ursache für unablässiges Wundern sein: „Warum hat der Herr ausgerechnet mich erwählt?“ Gleichzeitig sollte die Wahrheit der Erwählung nicht von Unerretteten als Ausrede für ihren Unglauben missbraucht werden und sagen „ich kann doch nichts daran machen.“ Sie können nur herausfinden, ob sie erwählt sind, wenn sie ihre Sünden bereuen und den Herrn Jesus als Erlöser annehmen. Wenn du heute von Gottes Wort ergriffen bist, wenn er zu deinem Herzen spricht: Dann kehr um, komm zu Jesus und dann zögere nicht, du weist nicht, ob und wieviel weitere Gelegenheiten du noch hast.
Auch sollte die Wahrheit der Erwählung uns nicht dazu verleiten, nicht mehr zu evangelisieren. Da wir unmöglich wissen können, wer letztlich erwählt und errettet ist, sagen wir das Evangelium allen Menschen, bei denen wir die Möglichkeit dazu haben. Gott benutzt sein Wort – der Glaube kommt aus der Predigt – und er gebraucht uns zur Verbreitung seines Wortes – wie sollen sie hören ohne Prediger? Gottes Angebot der Erlösung ist eine echte Einladung an alle Menschen. Menschen lehnen das Evangelium wegen der Härte ihres Herzens ab, und nicht weil Gottes allgemeine Einladung etwa nicht so gemeint war.

Gott ist gerecht. Gott ist gerecht. Gott ist nicht verpflichtet irgend jemand zu retten. Er ist auch nicht verpflichtet, alle zu retten, wenn er einige rettet. Ist das gerecht? Ist das fair? Paulus sagt uns in dem Predigttext, dass Gott stets gerecht ist: „Ist denn Gott ungerecht? Das sei ferne!“ Wir sollten aufpassen, dass wir nicht unsere Vorstellung von Gerechtigkeit auf Gott übertragen. Gott ist nicht verpflichtet, alle Menschen gleich zu behandeln. Gott zeigt seine Gerechtigkeit und seinen Zorn in seinem Handeln an den Gottlosen, seine Barmherzigkeit und Gnade aber zeigt er an den Gläubigen. Wer Vergebung wirklich sucht, dem wird sie auch trotz größter Verfehlungen zuteil. Wer verloren geht – ja, sogar Satan persönlich – wird in alle Ewigkeit bekennen müssen, dass Gott richtig und gerecht gehandelt hat. Gott fügt niemals jemandem Unrecht zu. Nach der Schrift dürfen wir an Gottes souveräne Erwählung glauben und gleichzeitig dürfen wir die menschliche Verantwortlichkeit nicht leugnen. Manchmal geht es uns wirklich so, wir bringen zwei Dinge, die sich scheinbar widersprechen, nicht zusammen. Dann kommen wir mit menschlicher Logik nicht weiter. Wenn wir diesen scheinbaren Widerspruch nicht auflösen können, dann dürfen wir dennoch Gottes Wort, seiner Wahrheit glauben. Manchmal reicht unser Verstand wirklich nicht aus – denn Gottes Gedanken sind wirklich so viel höher als unsere Gedanken.

Gott ist Liebe. Gott ist Liebe, das ist eine Wahrheit; das ist die Wahrheit in Gottes Botschaft. Es ist die Wahrheit über die Beziehung Gottes zu den Menschen. Es ist eine frohe Botschaft. Gott ist Liebe, aber er ist noch viel mehr als das. Er ist vor allem auch heilig und Heiligkeit bedeutet Absonderung von Sünde, Heiligkeit hasst Sünde. Weil Sünde die gute Beziehung Gottes zu uns Menschen stört und im Extremfall sogar zerstört. Gottes Botschaft an die Menschen ist unbequem. Sie ist unbequem, wenn wir uns allein auf Gottes Liebe im Sinne einer Allversöhnung verlassen, ohne uns auf Ihn und seinen Rettungsweg in Jesus Christus einzulassen. Gott liebt uns. Und weil er uns liebt, warnt er uns auch. Doch dürfen wir voller Freude wie der Prophet Micha rufen: „Wo ist solch ein Gott, wie du bist, der die Sünde vergibt und erlässt die Schuld denen, die übriggeblieben sind von seinem Erbteil; der an seinem Zorn nicht ewig festhält, denn er ist barmherzig!“ (Micha 7,18)

Diesem Gott vertraue ich, auf ihn lasse ich mich ein, weil er ehrlich ist, weil er ein Gott ist, der nicht lügt, weil er mir nichts vormacht, mich nicht mit falschen Versprechungen ködert. Ihm vertraue ich, weil er mir nicht nur die schönen Seiten offenbart, sondern auch die schwierigen, weil er heilig, gut und gerecht ist. Ich vertraue ihm, weil er mir hilft, weil er nur mein Bestes im Sinn hat. Diesem Gott vertraue ich, weil er mich liebt, weil Gott die Liebe ist. Darum wollen wir Ihn auch lieben.
Amen.


 

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„Wollt ihr auch weggehen?“ - (Johannes 6,60-71)
(EFG Würzburg - Sonntag, 25.05.2008)
 

Predigttext: Joh. 6,60-71

Studium der Johannesbriefe in der Gemeinde. Wir haben uns seit Anfang April bis zur Bibelstunde am Mittwoch als gesamte Gemeinde sehr intensiv mit den drei Briefen des Apostels Johannes befasst. Wir haben viel gehört und gelernt über Gemeinschaft, das Wandeln in der Wahrheit, über die Liebe zum Herrn und die Liebe zu den Geschwistern. Wir haben gehört, dass der wahre Glaube Frucht trägt, dass wir Gottes Gebote halten, wenn wir Gott lieben und dass wir Versuchung und Sünde überwinden können. Aber auch, dass wir Vergebung unserer Sünden und Reinigung durch das Blut Jesu Christi erfahren dürfen. Wir wurden wieder an diese herrliche Tatsache erinnert, dass wir sogar Gottes Kinder sind, dass wir Gott zum Vater haben, wenn wir Jesus als seinen Sohn bekennen. Wir haben erfahren, wie das Leben eines Christen mit Jesus Christus gelingen kann. „Bleibt in Christus und lebt in der Liebe!“, das ist das „Generalthema“ des 1. Johannesbriefes und in Kap. 4, Vers 16 heißt es auch: „Gott ist Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.“

Predigttext. Wenn es in den letzten Wochen um das Bleiben ging, möchte ich heute darüber sprechen, dass es natürlich auch das Andere gibt, das Nichtbleiben, das Weggehen. Wenn wir heute sagen: „Weggehen vom Herrn, das kommt für mich ja überhaupt nicht in Frage!“, dann sagt uns Gottes Wort, dass wir alle dazu fähig sind, wegzugehen. In uns ist genug, um uns ebenso treulos zu machen wie Judas, wenn nicht die Gnade unseres Herrn uns halten würde. Ich lese hierzu den Predigttext aus dem Johannes-Evangelium, Kapitel 6, Verse 60 - 71: 60Viele nun seiner Jünger, die das hörten, sprachen: Das ist eine harte Rede; wer kann sie hören? 61Da Jesus aber bei sich selbst merkte, dass seine Jünger darüber murrten, sprach er zu ihnen: Ärgert euch das? 62Wie, wenn ihr nun sehen werdet den Menschensohn auffahren dahin, wo er zuvor war? 63Der Geist ist’s, der lebendig macht; das Fleisch ist nichts nütze. Die Worte, die ich zu euch geredet habe, die sind Geist und sind Leben. 64Aber es gibt einige unter euch, die glauben nicht. Denn Jesus wusste von Anfang an, wer die waren, die nicht glaubten, und wer ihn verraten würde. 65Und er sprach: Darum habe ich euch gesagt: Niemand kann zu mir kommen, es sei ihm denn vom Vater gegeben.
66Von da an wandten sich viele seiner Jünger ab und gingen hinfort nicht mehr mit ihm. 67Da fragte Jesus die Zwölf: Wollt ihr auch weggehen? 68Da antwortete ihm Simon Petrus: Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens; 69und wir haben geglaubt und erkannt: Du bist der Heilige Gottes. 70Jesus antwortete ihnen: Habe ich nicht euch Zwölf erwählt? Und einer von euch ist ein Teufel. 71Er redete aber von Judas, dem Sohn des Simon Iskariot. Der verriet ihn hernach und war einer der Zwölf.“

Die Reaktion der Jünger. Der Predigttext berichtet von der Reaktion der Jünger Jesu, denen er sich als das Brot aus dem Himmel, das Brot des Lebens und damit als der Sohn Gottes offenbart hatte. Dies geschah, nachdem Jesus am Galiläischen Meer auf wundersame Weise aus fünf Gerstenbroten und zwei Fischen weit über 5.000 Leuten satt machte – bei den 5.000 wurden ja nur die Männer gezählt. Eine große Volksmenge folgte ihm nach: Ungläubige, die nur staunen und noch mehr Wunder erleben wollten. Diese wundersüchtige Menge wollte ihn sogar zu ihrem König machen, der dann die verhassten Römer aus dem Land verjagen sollte. Als er ihnen entschwand, suchten sie ihn und fanden ihn in Kapernaum. Jesus hatte aber auch Feinde, die ihm nach dem Leben trachteten, beispielsweise weil er an einem Sabbat einen Kranken geheilt hatte. Es gab viele Jünger, die ihm und seiner Lehre glaubten. Aus diesen erwählte er zwölf und beauftragte sie ausdrücklich als Apostel, als seine Vertreter seine Botschaft zu überbringen. Diese gemischte Schar sah die Zeichen, die er tat, erlebte die Wunder und hörte seine Lehre.
Jesus hält ihnen diese „harte Brotrede“. Das Brot, das sie zu essen bekamen und sie satt machte, ist gar nicht so wichtig, ebenso wenig wie das Manna, das die Väter in der Wüste gegessen haben und dann doch gestorben sind. Wichtig ist, das Brot zu essen, das aus dem Himmel herabgekommen ist und das lebendig macht. Er, Jesus selbst ist dieses Brot des Lebens. Das Brot, das er gibt, ist sein Fleisch. Wer nicht sein Fleisch isst und sein Blut trinkt, hat kein Leben in sich. Sein Fleisch ist die wahre Speise, sein Blut ist der wahre Trank. Wer sein Fleisch isst und sein Blut trinkt, der bleibt in ihm und er wird leben in Ewigkeit! Jesus redet in Gleichnissen, weil etwas Vergleichbares ja noch nie da gewesen war.
Das war hart. Das war ja unmöglich. Sogar viele von seinen Jüngern sprachen: Das ist eine harte Rede! Wer kann sie hören? Wer kann denn so etwas glauben? Vielleicht verstanden wirklich manche der Jünger das Gleichnishafte nicht. Diejenigen, die Jesus ablehnten konnten das Gleichnis sicher nicht verstehen. Jesus rief natürlich nicht zu Kannibalismus auf – ihn zu schlachten und aufzuessen. Auch heute noch denken einige, dass er lehren wollte, dass wir ihn in einer Eucharistiefeier zu uns nehmen sollten, dass nämlich auf wunderbare Weise das Brot und der Wein in den Leib und das Blut Christi verwandelt wird und wir zu unserer Errettung davon essen müssen. Doch das hat Jesus gar nicht gesagt. Der Zusammenhang macht deutlich, dass von ihm essen bedeutet, ihm zu glauben. Wenn wir den Herrn Jesus als unseren Retter annehmen, dann nehmen wir ihn im Glauben auf.
Viele, die behaupteten, Jesu Jünger zu sein und wohl verstanden, was er meinte, sagten dennoch „Diese Rede ist hart. Wer kann sie hören?“ „Wer kann hier bleiben und solch eine anstößige Lehre mit anhören?“ Sie murrten. Und Jesus fragte sie: „Ärgert euch das?“ Viele ärgerten sich wohl, weil er gesagt hatte, dass er vom Himmel gekommen ist. Nun fragte er sie, was sie denken würden, wenn sie sehen sollten, wie er in den Himmel zurück auffahren würde, denn er wusste, dass ihm dies nach der Auferstehung bevorstand. Sie ärgerten sich darüber, dass er sagte, dass die Menschen sein Fleisch essen müssten. Im wörtlichen Sinn, Fleisch zu essen, das hilft nicht zum ewigen Leben. Ebenso wenig, wie sich am Brot satt zu essen oder das Manna zu essen. Nur durch das Werk des Heiligen Geistes kann ein solches Leben entstehen. Und die Worte, die Jesus zu ihnen geredet hat, die sind Geist und die sind Leben. Wir müssen diese Worte Jesu glauben und ihn als unseren Herrn und Erlöser annehmen. Dann haben wir ewiges Leben. Jesus sagte auch, dass niemand zu ihm kommen kann, es sei ihm denn vom Vater gegeben. Das steht natürlich der Eitelkeit und dem Stolz derer entgegen, die sich den Himmel durch gute Werke selbst verdienen wollen. Auch das lehnten damals wie heute viele ab. Jesus sagte: „Aber es gibt einige unter euch, die glauben nicht“. Dies hat er nicht zu der Volksmenge gesagt, die sich bloß mit Brot und Fischen satt essen wollten, die mal was ganz Tolles erleben und über die vollbrachten Wunder staunen wollten. Dies hat er zu Leuten gesagt, die sich Jünger nannten. Er wusste von Anfang an, wer die waren, die nicht glaubten, und wer ihn verraten würde. Jesus weiß es auch jetzt in dieser Stunde, er kennt unsere Herzen, er kennt unseren Glauben oder auch unseren Unglauben. Glauben wir ihm oder lehnen wir ihn auch ab?

Ist Weggehen für uns möglich? Ist es „Abfallen“? Was ist eigentlich Weggehen? Weggehen kann ja nur jemand, der zuerst schon einmal da war. Wer also noch nie bei Jesus war, der kann nicht weggehen, der muss erst einmal ankommen. Die Frage „wollt ihr auch weggehen?“ richtet sich deshalb nur an solche, die echte Jünger Jesu sind. „Von da an wandten sich viele seiner Jünger ab und gingen hinfort nicht mehr mit ihm. Da fragte Jesus die die Zwölf: Wollt ihr auch weggehen?“, heißt es. Dies ist sicher keine rhetorische Frage des Herrn, also eine Frage, auf die keine Antwort erwartet wird oder deren Antwort immer „natürlich nicht!“ heißen wird. Daraus müssen wir schließen, dass auch wir von ihm weggehen können. Er fragt auch uns, die wir die frohe Botschaft schon so oft, schon so lange gehört haben und ihn angenommen haben. Wir können auch weggehen, wir können uns auch abwenden. Der Herr hat uns nicht festgebunden, obwohl er wünscht, dass wir uns an ihn binden. Wir sollen ihm freiwillig folgen. Manche sprechen zwar von einem „sanften Gnadenzwang“, aber das ist nur bildlich. Ein Gläubiger, der sein Herz dem Herrn zugewandt hat, fühlt sich natürlich zu ihm hingezogen. Aber niemand kann und wird gegen seinen Willen mit Jesus wandeln. Der Wille ist kein Wille mehr, wenn er keine Kraft mehr hat, etwas zu bestimmen. Die Gnade Gottes gibt uns die Kraft dazu. Wer Jesus folgen will, wird nicht dazu gezwungen. Christen werden nicht hinter Christus hergeschleppt.
Ist Weggehen „Abfall“? Ist damit gar der endgültige Abfall im Sinne von Hebräer 6 gemeint, wo eine Erneuerung zur Buße unmöglich ist. Da müssen wir schon genau hinschaun und nicht einfach Worte aus dem Zusammenhang reißen, zumal manche gleich lautenden Worte im Urtext unterschiedliche Bedeutung haben können. Wenn man in diesem Zusammenhang auf Abfall kommt, dann wohl eher wie im Sendschreiben an die Gemeinde in Ephesus in der Offenbarung, Kap. 2. Dort sagt der Herr: „Aber ich habe gegen dich, dass du deine erste Liebe verlassen hast. So denke nun daran, wovon du abgefallen bist, und tue Buße und tue die ersten Werke!“ Also muss Umkehr, das ist ja Buße und somit Rückkehr auch nach dem Weggehen grundsätzlich möglich sein. Aber dennoch bleibt es eine schwerwiegende und nicht ungefährliche Angelegenheit.
Unter Weggehen verstehe ich nicht, wenn man mal einen Gottesdienst, eine Bibelstunde, einen sonstigen Dienst, das Bibellesen oder was weiß ich für gute Gewohnheiten versäumt, auch dann nicht, wenn es aus Bequemlichkeit und somit ganz bewusst geschieht. Auch nicht, wenn jemand sündigt, die Sünde erkennt und bekennt und sich nach Kräften bemüht, diese Sünde zu lassen.
Unter Weggehen verstehe ich, wenn unser ganzer Wandel ein anderer wird. Er muss nicht einmal äußerlich sichtbar werden, zumindest nicht in der Welt. Aber irgendwie auffallen wird es uns mit der Zeit schon, wenn ein Bruder oder eine Schwester nicht mehr mit dem Herrn wandelt. Derjenige, der weggegangen ist, merkt es sicher zuerst. Denn die sanfte Stimme des Heiligen Geistes spricht ja zu ihm und sagt ihm, dass etwas nicht in Ordnung ist. Wir gehen weg, wenn uns der Herr Jesus nicht mehr am Herzen liegt, wenn er uns eigentlich egal ist, wenn uns so vieles andere lieber wäre als unser Herr. Wenn wir nur noch die äußere Form wahren, den schönen Schein oder vielleicht nicht einmal mehr das.

Warum sollten wir weggehen? Warum sollten wir von Jesus weggehen? Wir wissen doch, dass wir nur in Ihm das Leben haben, wenn wir in Ihm bleiben. Oder glauben wir auch nicht mehr? Jedenfalls nicht mehr alles. Lassen wir uns auch einfangen von neuen Lehren, die eigentlich ganz alte Verführungen Satans sind? „Gottes Wort, das kannst du nicht mehr so ganz ernst nehmen, das passt nicht in unsere heutige Zeit.“ „Die Bibel wurde auch nur von Menschen geschrieben.“ „Gott ist doch Liebe. Das sagst du ja selbst. Und er will doch, dass niemand verloren geht. Alle Religionen haben einen wahren Kern. Alle wollen doch Liebe und Frieden. Es geht doch auch ohne Jesus.“ Klingt das nicht verführerisch? Auch für dich? Sollten wir nicht Jesu Alleinvertretungsanspruch aufgeben und die Trennungen überwinden? Sollten wir nicht lieber gemeinsam am Weltfrieden arbeiten?
Oder was ist, wenn Sorgen und Nöte dich plagen? Wenn du krank bist, du Angehörige verloren hast und auch kein Gebet dich trösten konnte? Was ist, wenn dein Glaube angefochten ist. Du bist doch nicht Hiob. Ja der war fest, der harrte aus im Glauben und er wurde am Ende reich belohnt. Aber du? Du weißt nicht, wie es ausgeht. „Ach Herr, wie lange noch?“ Wo bleibt seine Antwort?
Was ist, wenn du einfach nicht fertig wirst, mit deiner Lieblingssünde, mit deiner Sucht, mit deiner Gewohnheit? Wenn du deinen Jähzorn nicht beherrschen kannst, wenn du deine Zunge wieder nicht im Zaum halten konntest, wenn du dich schon wieder über andere geärgert hast oder selbst zum Ärgernis geworden ist. Wenn du wieder einmal deine Überheblichkeit gezeigt hast. „Was, der soll ein Christ sein“, haben die Arbeitskollegen gesagt. Immer und immer wieder hast du gebetet, dass du ein anderer wirst, aber es hat einfach nicht geklappt. Jetzt bist du müde geworden und willst aufgeben. Bist enttäuscht.
Hat dich der Herr wirklich enttäuscht? Hat er dich enttäuscht, als er ans Kreuz gegangen, sein Blut vergossen hat und für dich in den Tod gegangen ist? „Niemand hat größere Liebe als die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde.“ Hat er nicht schon alles getan und alles gegeben?
Aber vielleicht liebst du die Welt doch wieder mehr als unseren Herrn. Vielleicht ist in deinem Glaubensleben bisher noch nichts weiter passiert. Die erwarteten Wunder sind ausgeblieben. Du gehst weder über Wasser noch schwebst nicht dauernd auf „Wolke 7“. War alles nur Betrug? Was hast du mittlerweile nicht schon alles verpasst?
Oder vielleicht hast du auch bloß vorher die Kosten nicht überschlagen. Hat dir niemand gesagt, dass es für die Nachfolge auch Bedingungen gibt? Du hast dich vielleicht voller Begeisterung und freudiger Erwartung irgendwann mal bekehrt und erwartest, dass jeder Tag voller Freude ist. Ja, jeden Tag kann Freude sein: „Sei nicht bekümmert; denn die Freude am Herrn ist eure Stärke.“ Aber Nachfolge hat auch einen Preis. Es kostet dich dein ganzes altes Leben. Es bedeutet, dass du alles verlassen musst um des Herrn willen, wenn er dir das sagt. Es kann Anfeindungen, Entbehrungen, Spott, Verfolgung und Not bedeuten. Das sollte dir bei deiner Bekehrung auch gesagt werden. Aber trotz alledem, heißt es auch, dass du stets in Gottes Hand bist, dass er dich segnet, dich tröstet und dir hilft und dass du bei ihm in ewiger Herrlichkeit sein wirst.

Wohin sollen wir gehen? Petrus fragte: „Herr, wohin sollen wir gehen?“ Petrus hielt es wohl gar nicht für möglich, irgendwohin sonst zu gehen. Wohin waren denn die übrigen Jünger gegangen? Zurück! Sie waren natürlich zurückgegangen. Dorthin, wo sie vorher schon waren. Wir können auch zurückgehen.
Wir könnten zurück in die Welt, zu unseren alten Gewohnheiten oder vielleicht zurück zu den Schweinen, wie der verlorene Sohn. Aber es muss ja nicht gleich etwas sittlich oder moralisch Verwerfliches sein, wir könnten ja wieder unsere eigene Gerechtigkeit aufrichten. Also, eigentlich sind wir doch ganz in Ordnung. Ich tue recht und scheue niemand. Ich kann doch ein anständiger Mensch bleiben, auch wenn ich nicht mehr jeden Sonntag zum Gottesdienst gehe. Die sind ja sowieso nicht anders als alle anderen. Die nutzen mich ja bloß aus mit ihrem Getue um meinen Dienst. Was in der Bibel steht, weiß ich ja schon längst und die Stille Zeit könnte ich ja viel besser nutzen. Und Zeit fehlt uns ja ohnehin ständig. Außerdem gibt es viel interessantere oder wichtiger Themen als das mit dem Glauben. Und wenn’s mal wirklich Probleme gibt, dann geh’ ich halt wieder zurück. Ich bin ja ein Kind Gottes. Der Herr wird mir schon helfen – Hoffentlich!

Weggehen hat Konsequenzen – Was erwartet uns? Jetzt sind wir an einem Punkt angelangt, wo es sehr ernst wird. Es ist auch ein Punkt, wo es sehr viel Unsicherheit und Verwirrung gibt und auch sehr viel Not. Hier geht es auch um theologisch äußerst umstrittene Themen wie Gottes Souveränität, Erwählung und freie Gnadenwahl oder freier Wille des Menschen, Bewahrung und ewige Errettung der Kinder Gottes oder Verlust des Heils, Verbrennen der Werke aber Rettung oder Verwerfung eines fruchtlosen Gläubigen. Wenn man sich mit diesem Predigtthema befasst, stolpert man förmlich über entsprechende Stellen: „Wer nicht in mir bleibt, der wird weggeworfen wie eine Rebe und verdorrt, und man sammelt sie und wirft sie ins Feuer und sie müssen brennen.“ (Joh. 15,6). Ich werde hierzu sicher manche Antwort schuldig bleiben, aber ich will eine Antwort geben, mit der wir leben können und die uns hilft, wenn wir in Gewissensnöten sind. Wenn wir uns im Himmel wiedersehen wird es letztlich egal sein, welche Seite recht hatte.
Zunächst aber möchte ich einige Konsequenzen aufzeigen, die es hat, wenn wir wirklich vom Herrn weggehen.
Wenn wir weggehen, ist unser Herr betrübt, ja er ist traurig. Derselbe Petrus, der sagt „Herr, wohin sollen wir gehen?“, wird ihn später verleugnen. Im Lukas-Evangelium, Kapitel 22, Vers 61 steht „Und der Herr wandte sich um und sah Petrus an.“ Kannst du dir diesen Blick des Herrn vorstellen. Kannst du dir vorstellen was er empfindet, er, der für dich gelitten und sein Blut vergossen hat? Petrus wurde gottlob wiederhergestellt: „Simon Jona, hast du mich lieb?“, fragt ihn Jesus dreimal. „Ja, Herr, du weißt es“ antwortet Petrus, und dann: „Weide meine Lämmer! Weide meine Schafe!“ Ich weiß nicht so recht, ob Petrus hier vom Herrn weggegangen ist, er hatte einfach Angst. Aber er ist ihm ansonsten immer treu geblieben. Sein Märtyrertod wird in Joh. 21,19 vorhergesagt, jedoch im Neuen Testament selbst nicht berichtet.
Wenn wir den Herrn verlassen und weggehen, dann sündigen wir. Ich hab’ mal in einem Buch über zwanzig Gründe gelesen, nicht zu sündigen. Ich bin überzeugt, es gibt sicher noch mehr. Ein paar möchte ich hier nennen. Eine abschließende Aufzählung ist nicht erforderlich, denn den Wichtigsten habe ich schon genannt: Es verletzt den Herrn. Einer hat mal gesagt: „Der Glaubende ... wird ständig überwacht. Das ist unser größtes Berufsrisiko.“ Die Welt beobachtet uns. Wenn wir sündigen werden der Sünder, die Gemeinde und der Name des Herrn selbst in Verruf gebracht. Wir werden versklavt, erniedrigt und gedemütigt und wir befinden uns in einer Abwärtsspirale. Ja, wir haben die Freiheit, wegzugehen – aber wohin? Wir wären Sklaven unseres fleischlichen Wandels und an die Sünde verkauft. Ist das Freiheit? Wir verlieren unser Freude, unser Selbstvertrauen, unsere Heilsgewissheit und unsere Brauchbarkeit für den Herrn. Die Sünde hat Konsequenzen für die Ewigkeit, zumindest bei der Beurteilung unseres Dienstes als treue Knechte. Sie ist ein gefährliches Spiel mit dem Feuer.

Können wir wieder zurück? Wenn wir von ganzem Herzen in Christus bleiben und in der Liebe leben wollen, dann bräuchten wir uns eigentlich nicht zu schrecken. Wir glauben, dass der Gerechte auf seinem Weg erhalten wird und dass, wer an Christus glaubt, das ewige Leben hat und deshalb für immer leben wird. Unser Herr hat von seinen Schafen gesagt, dass sie nicht umkommen sollen und niemand sie aus seiner Hand reißen wird. Doch wissen wir auch, dass, wenn jemand zurückweicht, der Herr keinen Gefallen an ihm haben wird, und wir sind gewiss, dass „ohne Heiligung niemand den Herrn schauen wird“. Wenn wir nicht fürchten, dass der Herr einen verlieren wird, den er erwählt hat, dürfen wir aber die Gnade nicht missbrauchen. Wir sollten nicht sorglos, vermessen und hochmütig sein und uns einbilden, dass es für uns nicht möglich wäre, abzufallen oder vom rechten Weg abzuirren. Wir glauben, dass die Heiligen bis ans Ende ausharren werden, aber wie sollen wir wissen, dass wir Kinder Gottes sind, wenn nicht durch dieses Ausharren. Das ist zwar eine Wirkung der Gnade aber gleichzeitig eines der sichersten Zeichen dieser Gnade.
Es ist sowieso alles Gnade: Dein Glaube, deine Errettung, deine Bewahrung. Manchmal ist ein Kind Gottes auf Abwegen und befindet sich auf einer Abwärtsreise und es entfernt sich immer weiter vom Herrn. Gott spielt kaum noch eine Rolle im Leben. Aber Gott hat kein Interesse daran, dass es verloren geht. So sorgt er immer wieder, dass es zu einem Halt kommt. Wenn Predigten oder Vorhaltungen der Eltern nichts mehr nützen, weiß er wohl, wie er sein Vorhaben durchsetzen kann. So kann Gott auch ein Unheil herbeirufen, das uns einfach am Weitergehen hindert. Vielen hat Gott schon im Krankenhaus, im Gefängnis oder bei der Entziehungskur Zeit verschafft, über den eigenen Weg nachzudenken. Da fallen einem manche Predigten und die Tränen der Mutter wieder ein. Da denkt man über seine Eigenwilligkeit und Dummheit und Schuld nach und kommt zu der heilsamen Einsicht, es ist Gottes Güte gewesen, die es so weit kommen ließ. Wie viele haben Gott schon für so hartes Eingreifen gedankt! Kennst du das Herz unseres großen Gottes? Im Gleichnis vom verlorenen Sohn zeigt uns Jesus das Herz des Vaters. Über den eigentlichen Grund im Herz des Sohnes wissen wir nichts Genaues. Er hat viele Gründe: Hunger, Not, vielleicht Angst, Scham, Trauer, vielleicht auch Sehnsucht nach Gemeinschaft mit dem Vater. Aber das erscheint ihm unmöglich. „Vater ich bin es nicht mehr wert, dass ich Sohn bin. Mache mich zu einem deiner Tagelöhner!“, sagt er. Und was macht der Vater: Schon aus der Ferne sah er ihn, und es jammerte ihn, er lief, fiel ihm um seinen Hals und küsste ihn. Den Rest kennt ihr ja. So ist das Vaterherz und so ist die Liebe Christi.

Schau auch in dein Herz. Was empfindest du? Was empfindest du für den Herrn Jesus? Was motiviert dich, im Herrn zu bleiben? Möchtest du nur möglichst Sünden vermeiden, aus Angst vor der Hölle? Das trägt sowieso nicht durch. Oder möchtest du dich ganz dem Herrn Jesu hingeben, weil du ihn lieb hast? Wenn du in deinem Herzen die Liebe zu Jesus Christus spürst, dann brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Ganz bestimmt nicht. Du liebst den Herrn und spielst nicht mit der Gnade, denn Gott lässt sich nicht spotten. Wenn du von Sünde übereilt wirst, dann bekennst du sie und der Herr vergibt dir gerne.
Wenn du meinst, du bist vom Herrn weggegangen, wenn du meinst, du hast etwas ganz Schlimmes gemacht und der Herr Jesus wird dir nicht mehr vergeben, dann lass dich trösten: Größer als die Gnade kann auch deine Sünde nicht sein. Hör nicht auf die Stimme des Teufels, hör auf die Stimme des Herrn Jesus, der sagt: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen“. „Wenn wir unsre Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit.“ Du hörst doch gerade seine Stimme und der Herr sagt „meine Schafe hören meine Stimme“. Deshalb geh zu ihm, wenn er dich jetzt ruft – und folge ihm nach. Bleibe jetzt bei ihm und geh’ nicht mehr weg.
„Wollt ihr auch weggehen?“ Davor bewahre uns Gott! Es gibt viele Christen, die zum Herrn geschrien haben, er möge sie lieber vorher aus dieser Welt nehmen, als dass er zuließe, dass sie ihm untreu werden. Hast du das auch schon mal gebetet? Ich muss zugeben, dass ich das schon gebetet habe. Mehr als einmal. Und ich danke meinem Herrn, dass er mich auf die Knie zwang und mir Tränen der Buße schenkte.
Geben wir unserem Herrn doch jetzt die Antwort: „Nein, lieber Herr Jesus, wir wollen unter keinen Umständen von dir weg gehen! Wohin sonst sollten wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens! Du bist das Leben! Wenn wir untreu gewesen sind, dann vergib uns unsere Schuld und bewahre uns vor erneutem Versagen.“ Der treue Ittai schwor einst seinem König David: „So wahr der HERR lebt und so wahr mein Herr und König lebt: Wo immer mein Herr, der König, ist, es gerate zum Tod oder zum Leben, da wird dein Knecht auch sein.“ Jesus Christus spricht: „Wer mir dienen will, der folge mir nach; und wo ich bin, da soll mein Diener auch sein. Und wer mir dienen wird, den wird mein Vater ehren.“ Wo du, Herr Jesus, bist, da wollen wir auch sein!
Amen.


 

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„Siehe, ich mache alles neu!“ - (Römer 8,18-25; Offenbarung 21,1-8)
(EFG Würzburg - Sonntag, 30.03.2008)
 

Röm. 8,18-25; Offb. 21,1-8

Lesung: Röm. 8,18-25: 18Denn ich bin überzeugt, dass dieser Zeit Leiden nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll. 19Denn das ängstliche Harren der Kreatur wartet darauf, dass die Kinder Gottes offenbar werden. 20Die Schöpfung ist ja unterworfen der Vergänglichkeit – ohne ihren Willen, sondern durch den, der sie unterworfen hat -, doch auf Hoffnung; 21denn auch die Schöpfung wird frei werden von der Knechtschaft der Vergänglichkeit zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes. 22Denn wir wissen, dass die ganze Schöpfung bis zu diesem Augenblick mit uns seufzt und sich ängstet.
23Nicht allein aber sie, sondern auch wir selbst, die wir den Geist als Erstlingsgabe haben, seufzen in uns selbst und sehnen uns nach der Kindschaft, der Erlösung unseres Leibes. 24Denn wir sind zwar gerettet, doch auf Hoffnung. Die Hoffnung aber, die man sieht, ist nicht Hoffnung; denn wir kann man auf das hoffen, was man sieht? 25Wenn wir aber auf das hoffen, was wir nicht sehen, so warten wir darauf in Geduld.

 

Film „Unsere Erde“. Vielleicht waren einige von euch gestern in dem Film, den Götz Winkler in der neuen gemeindlichen Einrichtung „Männerkino“ gezeigt hat. Ich war leider nicht dabei, aber ich war vor drei Wochen, nach längerer Zeit, endlich mal wieder mit meiner Frau im Kino und ich hab' da einen wirklich beeindruckenden Film gesehen, mit tollen Naturaufnahmen von Landschaften und Tieren, einer stimmungsvoll begleitenden Orchestermusik, und einem Sprecher, der dann alles so schön erklärte. Da wurden die Zuschauer auf eine Reise um die Erde geführt, beginnend am Nordpol bis hinunter zum Südpol. Es ging los mit einer Eisbärin und ihren beiden Jungen, die nach dem Winter aus ihrer Schneehöhle gekrochen kamen und sich auf Nahrungssuche begaben. Da wurden Polarfüchse, Luchse und Wölfe gezeigt, es gab Karibus, Kraniche, Walrosse und Seelöwen, man sah Buckelwale, Delfine und den weißen Hai; Paviane, Schimpansen und Gazellen waren dabei; Tausende von Elefanten konnte man auf ihrer langen Wanderung durch die Kalahari-Wüste auf der Suche nach Nahrung und Trinkwasser begleiten; Paradiesvögel, Leoparden, Geparden, Löwen und Mandarinenten kamen auch vor. Also die reinste Arche Noah. Dieses grandiose Naturschauspiel wäre allein schon Grund genug, unseren großen Gott zu preisen.
Aber es war mehr als ein schöner Natur-Dokumentarfilm im Kinoformat. Man sollte sich nicht allein an den faszinierenden Bildern begeistern, es ging vor allem um die Botschaft, die dahinter steht und auf die während des Films durch den Sprecher auch immer wieder hingewiesen wurde. Der Film heißt übrigens „Unsere Erde – der Film“ und zu dem gibt es eine Reihe von Zusatzprojekten sowie eine Fülle von Informationen, natürlich auch im Internet. Es wurden über 45 Millionen Dollar in eine zugehörige TV-Serie und das Film-Projekt investiert. Es gibt begleitendes Material für den Schulunterricht, das man beim Bundes-Umweltministerium bestellen kann und vieles andere mehr.
Die Botschaft ist so neu nun auch wieder nicht, sie lautet: „Leute, ihr müsst – wir müssen endlich mal was tun, endlich mal was tun und nicht bloß darüber reden!“ Der Bestand der Meerestiere ist durch die industrielle Hochseefischerei und die Umweltverschmutzung der Meere bedroht – das trifft die Buckelwale; die Wasser- und Nahrungsvorräte werden immer knapper – das trifft die Elefanten und natürlich auch uns; das Klima in der Arktis erwärmt sich – das trifft die Eisbären mit ihren niedlichen Jungen, die ja nur auf dem Wintereis jagen können. Es geht wieder mal ums Klima, worauf uns unter anderem auch schon der frühere amerikanische Vizepräsident Al Gore in seinem Dokumentardrama „Eine unbequeme Wahrheit“ hingewiesen hat. Dessen Untertitel lautete: „Eine globale Warnung – Der erschreckendste Film, den Sie je gesehen haben.“ Der Klimawandel als Medienphänomen ist auch für uns Christen eine Herausforderung, schreibt das christliche Magazin „factum“. Die Klimadebatte eignet sich wie die Sehnsucht nach Weltfrieden, Menschen über alle Interessenlagen hinweg zu erfassen. Es ist, als werde mit der weltweiten Bereitschaft zur Rettung des Klimas eine Heilserwartung verbunden: Die geeinte Menschheit löst das Problem der Klimakatastrophe; nach diesem Probelauf werden sich auch unsere restlichen Probleme als lösbar erweisen.

Was steckt dahinter? Die Welt will mit vereinten Kräften ihre Probleme lösen. Das klingt zunächst einmal nicht schlecht. Aber kann sie das wirklich? Schafft sie das? Die Welt hat sich frei gemacht von Gott. Man ist selbstbestimmt und nicht mehr von Gott bestimmt. „Gott ist tot!“, sagen sie und deshalb sind wir auf uns alleine angewiesen. Man propagiert die totale Freiheit des Menschen, man ersetzt Religion und Glaube durch Revolution und Philosophien: Kapitalismus, Marxismus, Kommunismus, Humanismus. Auch schafft man allerlei Organisationen für Umwelt, Frieden und soziale Gerechtigkeit sowie Programme und Projekte, um bestimmte Ideen in die Köpfe zu bringen. Dieser Film redet natürlich einer Entwicklung des Universums durch Urknall und des Lebens durch Evolution das Wort. Gott und die Schöpfung haben darin jedenfalls keinen Platz.
Der Film beginnt – wie üblich – mit dem angeblichen erdgeschichtlichen Ablauf in Milliarden von Jahren und am Ende des Filmes werden ein paar Internetseiten eingeblendet, wo man sich weiter informieren kann. Eine der Seiten lautet z.B. „www.loveearth.com“, was auf unsere liebe Erde oder die Liebe zur Erde hinweisen soll. Gegen das Staunen über die Schöpfung, die Freude an Dingen, die Gott auch für uns geschaffen hat, ist ja nichts einzuwenden. Aber hier wird ja die Erde zum Gegenstand der Verehrung, die allein Gott zusteht. Die Bibel verkündet von ihrem Anfang bis zu ihrem Ende Gott als den Schöpfer. In der Evolution wird jedoch die Schöpfung selbst zum Schöpfer-Gott erhoben. Der Film ist gut gemacht – ihr könnt ruhig reingehen – aber die hinter der Umweltproblematik geschickt transportierte antigöttliche Botschaft, die nehmt ihr besser nicht an.
Natürlich wird kein Christ sich ernsthaft gegen eine vernünftige Umweltpolitik wehren, natürlich sagt keiner „Das geht uns alles nichts an! Wir legen die Hände in den Schoß und warten ab, bis der Herr wiederkommt.“ Wir werden im Rahmen unserer Möglichkeiten pfleglich mit der Schöpfung umgehen, die uns anvertraut ist. „Macht euch die Erde untertan“ heißt für uns nicht „macht ruhig alles kaputt!“. Aber wir verfallen nicht in Hysterie, wir lassen uns nicht verrückt machen. Wir wissen, wer hinter all diesen Dingen steht und wir wissen, dass die Schöpfung der Vergänglichkeit unterworfen ist, dass sie sehnsüchtig darauf wartet, dass die Kinder Gottes offenbar werden, dass sie frei werden wird von der Knechtschaft der Vergänglichkeit zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes. Als Adam sündigte, betraf seine Übertretung nicht nur die Menschheit, sondern die gesamte „Schöpfung“. Der Erdboden ist verflucht. Krankheit und Tod, oft auch gewaltsamer Tod, trafen Mensch und Tier. Die Erde wird von Verheerungen heimgesucht, auch die Gläubigen sind hiervon nicht ausgenommen. Zwar haben wir mit dem Heiligen Geist als Erstlingsgabe die Verheißung, dass das ganze Erbe einmal uns gehören wird und auch die Garantie für die kommende „Sohnschaft, die Erlösung unseres Leibes“, doch im vollen Sinn wird die Sohnschaft erst dann vollkommen sein, wenn wir unsere verherrlichten Leiber empfangen. Geist und Seele sind schon erlöst, und unsere Leiber werden einst bei der Entrückung erlöst werden. Auf diese Hoffnung hin sind wir errettet worden. Doch wie geschieht die Rettung unserer „lieben Erde“?

Was sagt Gott dazu? Möchte Gott auch, dass wir die Welt retten? Dass wir uns kümmern um Umwelt- und Klimaprobleme, um Frieden und Gerechtigkeit zwischen den Völkern, um politische Einheit und um Einheit der Religionen? Das ist doch die „frohe Botschaft“ dieser Welt. – Merkwürdig, dergleichen finde ich in der Bibel nicht. Offensichtlich scheinen Gott diese Probleme, die doch die ganze Welt bewegen, überhaupt nicht zu interessieren. Gott hat vielmehr eine ganz andere Botschaft an uns. Er sagt: „Alle Menschen sind Sünder. Ich bin ein heiliger Gott und hasse die Sünde, deshalb wird die Sünde von mir gerichtet. Eigentlich müsstet ihr alle wegen eurer Vergehen sterben, aber ich bin auch ein gnädiger, ein barmherziger Gott. Deshalb habe ich meinen Sohn in die Welt gesandt, der um eurer Sünde willen am Kreuz starb. Er ist Wiederauferstanden und sitzt jetzt zu meiner Rechten im Himmel. Alle, die an Ihn glauben, die Ihn und damit mein Geschenk der Erlösung durch sein Blut annehmen, werden errettet und kommen dereinst in den Himmel. Alle anderen gehen verloren und kommen in die Hölle. Tut Buße und glaubt an dieses Evangelium, es ist höchste Zeit dafür. Tut dies am besten noch heute, denn wenn ihr sterbt und dies nicht getan habt, ist es zu spät. Dieser mein Sohn Jesus Christus wird dereinst die ganze Welt richten. Zwar bin ich noch etwas geduldig, damit möglichst viele zum Glauben kommen, aber der Tag des Gerichts ist schon festgesetzt. Entschuldigen kann sich dann niemand mehr, da ich mich allen zumindest in der Schöpfung offenbart habe. Das geschieht gewiss und wird nicht bis zum „Sankt-Nimmerleinstag“ hinausgeschoben. Wenn ihr zum Glauben gekommen seid, sagt meine Botschaft allen Leuten. Dies ist eure Verantwortung vor mir und den noch Unerlösten, die über eure Hoffnung Rechenschaft fordern.“

Was geschieht dann mit unserer Erde? Ich möchte jetzt aber wieder darauf zurückkommen, was denn mit unserer Erde geschieht, die ja Gegenstand der beschriebenen Sorge ist und die wir mit allen Mitteln retten müssen. In 2. Petr. 3,9.10 lese ich statt von der Rettung unserer Erde zunächst einmal das Gegenteil davon: „Der Herr verzögert nicht die Verheißung, wie es einige für eine Verzögerung halten; sondern er hat Geduld mit euch und will nicht, dass jemand verloren werde, sondern dass jedermann zur Buße finde. Es wird aber des Herrn Tag kommen wie ein Dieb; dann werden die Himmel zergehen mit großem Krachen; die Elemente aber werden vor Hitze schmelzen, und die Erde und die Werke, die darauf sind, werden ihr Urteil finden.“
Macht uns das vielleicht Angst? Nach der vorhin beschriebenen und gewissen Hoffnung doch wohl hoffentlich nicht! Die Ungläubigen kann man damit jedenfalls schon längst nicht mehr erschrecken. Petrus schreibt einige Verse vorher vom Aufkommen von Spöttern in den letzten Tagen. Sie lehnen Gott ab und folgen ihren Begierden bedenkenlos nach. Sie spotten am meisten über die Wiederkunft Christi. Ihre Haltung lautet: „Wo ist die Verheißung seiner Ankunft?“ Sie meinen wohl nicht die Entrückung selbst, denn davon wissen sie kaum etwas; aus dem Rest des Abschnitts geht hervor, dass sie das Endgericht Gottes über die Erde bzw. das Ende der Welt meinen. Sie denken an die Zerstörung des Himmels und der Erde im Feuer am Ende des Tausendjährigen Reiches. Sie sagen: „Ihr Christen habt uns immer mit Warnungen vor einem schrecklichen Gericht über die Welt gedroht. Aber das ist alles Unsinn. Es gibt auch keinerlei Beweise, dass ein Gott in der Geschichte irgendwann eingegriffen hat, warum sollten wir glauben, dass er es einst tun wird?“ Die Spötter wollen besonders eine Tatsache nicht wahrhaben – die Flut. Ihre unvorsichtige These lautet, dass alles so bleibt, wie es von Anfang an war. Die Natur gehorcht unausweichlich immer den gleichen Gesetzen. Aber Gott hat verheißen, die Geschichte der gottlosen Menschheit mit einem Gericht zu beenden. Wenn es so aussieht, als ob er zögere, dann nicht, weil er seiner Verheißung untreu geworden wäre. Er ist einfach nur geduldig. Er möchte nicht, „dass irgendwelche verloren gehen“. Sein Wunsch ist es, „dass alle zur Buße kommen“. Er streckt absichtlich die Zeit der Gnade, damit die Menschen jede nur erdenkliche Gelegenheit erhalten, errettet zu werden. Er wartete 120 Jahre, ehe er die Flut sandte. Nun hat er schon mehrere Jahrtausende gewartet, die Welt im Feuer vergehen zu lassen.
Sollen wir deshalb auch aufhören, auf sein Kommen und zwar auf sein baldiges Kommen zu warten? Das machen wir besser nicht. Echte Gläubige sind immer Wartende und die fehlende Naherwartung Jesu lässt unseren Blick zwangsläufig vom Ziel abirren. Wer immer die „Erscheinung Jesu lieb gewonnen hat“ (vgl. 2. Tim. 4,8), wird über Sein Kommen – auch wenn es heute wäre – hoch beglückt sein. Alle anderen aber wird der Augenblick der Entrückung völlig unvorbereitet treffen. Wann diese Entrückung geschieht, ist letztlich ein Geheimnis des Herrn. Wir wissen aber, dass sich danach noch ganz gewaltige Dinge ereignen werden, dass Gerichte kommen, dass es eine große Trübsal und ein Tausendjähriges Reicht geben wird, und vieles andere.

Der neue Himmel und die neue Erde Wir wollen jetzt einen großen Sprung bis ans Ende der Zeit, bis fast ans Ende der Bibel machen: (Predigttext: Offb. 21,1-8) 1Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, und das Meer ist nicht mehr. 2Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkommen, bereitet wie eine geschmückte Braut für ihren Mann. 3Und ich hörte eine große Stimme von dem Thron her, die sprach: Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein; 4und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen. 5Und der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu! Und er spricht: Schreibe, denn diese Worte sind wahrhaftig und gewiss! 6Und er sprach zu mir: Es ist geschehen. Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende. Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst. 7Wer überwindet, der wird es alles ererben, und ich werde sein Gott sein und er wird mein Sohn sein. 8Die Feigen aber und Ungläubigen und Frevler und Mörder und Unzüchtigen und Zauberer und Götzendiener und alle Lügner, deren Teil wird in dem Pfuhl sein, der mit Feuer und Schwefel brennt; das ist der zweite Tod.“

Auslegung Predigttext. Wir sind nun im Buch der Offenbarung, griechisch „apokalypsis“, was so viel bedeutet, wie „Enthüllung“, „Aufdeckung“ oder „Entdeckung“. Es „ist die Offenbarung Jesu Christi, die ihm Gott gegeben hat, seinen Knechten zu zeigen, was in Kürze geschehen soll; ... denn die Zeit ist nahe.“ (Auszug aus Offb. 1,1-3). Es ist ein Buch, das Jesus Christus zum Gegenstand der Offenbarung macht, aber auch ein Buch, das ihn, das ewige Wort, als Urheber der Offenbarung bezeugt. Gott stellte sicher, dass am Ende der Bibel mit der Offenbarung ein gewaltiges „Grande Finale“ kommt, das zurecht als Schlussstein der gesamten Bibel bezeichnet werden kann. So, wie das 1. Buch Mose das Buch der Anfänge ist, so ist die Offenbarung das Buch der Abschlüsse. Themen, die im ersten Buch eingeführt werden, werden nun zur Vollendung gebracht.
Nun rückt die Ewigkeit ins Blickfeld, jetzt wird uns die ewige Bestimmung der Erde enthüllt. „Du hast die Erde gegründet, und sie bleibt stehen“, heißt es in Psalm 119,90, oder Pred. 1,4: „die Erde aber bleibt ewiglich.“ Diese göttlichen Aussagen finden nun ihre Erfüllung. Die erste Schöpfung wird vergehen; die neue Schöpfung wird nie vergehen. Das Zweite ist besser als das Erste. Gott hat in seiner Heilsgeschichte oftmals das Zweite dem Ersten vorgezogen: Abel, der Jüngere, ist vorzüglicher als Kain; Isaak, der Zweitgeborene, zum Segen ausgesondert vor Ismael. Ebenso erwählte Gott Jakob vor Esau und Jakob segnete Ephraim, den jüngeren der beiden Söhne Josephs, vor Manasse. Auch David, der Jüngste, wird dem Erstgeborenen Isais vorgezogen. Der zweite Mensch ist herrlicher als der erste, auf unseren ersten Leib, den Leib der Niedrigkeit, folgt in der Auferstehung ein Leib der Herrlichkeit. Der zweite, der Gnadenbund, ist besser als dessen früheres Gegenstück, der Gesetzesbund. Gott hat das ungeheure Problem, die Sünde, die in Seine Schöpfung eingebrochen war, nicht nur gelöst, sondern Er hat das darüber hinaus auf einem solchen Weg getan, dass der Mensch in der Erlösung Höheres empfängt, als er durch die Sünde verloren hat.
Das Meer ist nicht mehr – ich weiß nicht, was dann aus den Buckelwalen geworden ist – jedenfalls wird es den heute bekannten Wasserkreislauf mit diesem Klima dann nicht mehr geben.
Die heilige Stadt, das neue Jerusalem, kommt wie eine geschmückte Braut vom Himmel herab. Ein Bild für die verherrlichte Gemeinde. Im vorigen Kapitel 20,9 wurde ebenfalls von der geliebten Stadt gesprochen, dort war es Jerusalem als Hauptstadt des tausendjährigen Reiches. Aber schon in Kapitel 3,12 wurde ein anderes, das neue Jerusalem aus dem Himmel erwähnt. In diesem neuen Jerusalem werden die Gläubigen wohnen, zusammen mit den Gläubigen des AT, der Trübsalzeit und den Bekehrten aus dem Tausendjährigen Reich, die in die erlöste Braut eingefügt werden. Die Stadt ist heilig und wird von zweierlei bestimmt sein: von Heiligkeit und Liebe. Das sind die beiden sittlichen Wesenszüge Gottes, die seinen Charakter vollkommen umfassen: „Gott ist Licht“ (1. Joh. 1,5) – das ist absolute Heiligkeit – und „Gott ist Liebe“ (1. Joh. 4,16). Wenn die Gemeinde die Wesenszüge ihres Herrn hat, dann passt sie vollkommen zu Ihm. Endlich hat der Herr nun das empfangen, was Seinem Wesen entspricht und Seine Sehnsucht stillen kann.
Gott wird bei den Menschen wohnen. Endlich wird die durch die Sünde entstandene zerrissene Gemeinschaft und Feindschaft beendet sein. Vor dem Sündenfall besuchte Gott den Menschen im Garten Eden und wandelte dort. Im jetzigen Zeitalter ist die Gemeinde sein Wohnort durch den Geist, doch Vollendung finden wir in der Ewigkeit wo Gott bei seinen erlösten Geschöpfen wohnen wird. Es wird eine „Hütte“ oder ein „Zelt“ Gottes erwähnt, nicht ein „Palast“. Ein Palast schafft Distanz, eine Hütte hingegen Nähe. Gott wird der erlösten Menschheit nicht wie ein unnahbarer Großkönig sein. Vielmehr wird Er uns so zugänglich und nahe sein, wie wir es uns jetzt noch nicht vorstellen können. Dies erinnert auch an das „Zelt der Zusammenkunft“ wie an die Menschwerdung Gottes, als das Wort Fleisch wurde und „seine Hütte unter uns aufschlug“, wie man Joh. 1,14 auch wörtlich übersetzen kann.
Gott wird alle Tränen abwischen. Das bedeutet nicht, dass es im Himmel Tränen geben wird. Es ist ein poetischer Ausdruck dafür, dass es dort keine Tränen mehr geben wird. Tränen, Tod, Trauer, Geschrei und Schmerz kamen durch die Sünde in die Welt. Diese Folgen sind nun hinweggenommen! Welch ein Trost und was für eine Freude!
Der Eine, der „auf dem Thron“ sitzt, wird „alles neu“ machen. Seine „Worte sind gewiss und wahrhaftig“ und werden sich ganz sicher erfüllen. Hier wird wieder die Zuverlässigkeit des Wortes Gottes bezeugt. Wir folgen keinen Mythen oder Träumereien. Wir schwärmen nicht von einem vollkommen utopischen Paradies. Die einzige Utopie ist die größenwahnsinnige Vorstellung der Menschen, selbst alles neu und besser machen zu können. Wir verlassen uns hier auf das Zeugnis dessen, der als einzige Person im ganzen Universum uneingeschränkt glaubwürdig ist.
Der Beginn der Ewigkeit ist das Ziel der Pläne Gottes für die Erde, auf der wir leben. Wie „Alpha“ und „Omega“ der erste und der letzte Buchstabe des griechischen Alphabets sind, so ist Gott „der Anfang und das Ende“, der Schöpfer und das Ziel der Schöpfung, der Eine, der den Anfang und das Ende in der Hand hält, der Ewige. Er ist derjenige, der das „Wasser des Lebens“ (das Heil) „umsonst“ jedem gibt, der danach dürstet. Dieses „umsonst“ beruht auf Gottes freier, souveräner Gnade, und „die Gnadengaben und die Berufung bereut Gott nicht“ (Röm. 11,29). Wie kostbar ist dieses Wort „umsonst“! Das ist das Evangelium.
Wer überwindet, der wird alles ererben, und ich werde sein Gott sein und er wird mein Sohn sein. Im Vergleich von Vers 7 mit Vers 3 stellen wir fest, dass es dort hieß, Gott werde bei „ihnen“, also bei den Menschen als gesamte erlöste Menschheit wohnen. Hier werden wir daran erinnert, dass jeder persönlich glauben muss. Daher heißt es „wer überwindet“. Der Einzelne geht hier nicht in der Gemeinschaft unter und wird zum anonymen Rädchen im Getriebe degradiert. Gott kümmert sich um eine jede einzelne erlöste Seele, jede einzelne Seele der Erwählten war Ihm das Blut und das Leben Seines Sohnes wert. Ein Überwinder ist jemand, der glaubt, dass Jesus der Sohn Gottes ist (1. Joh. 5,5). Durch den Glauben überwindet er die Welt (1. Joh. 5,4).
Die „Feigen“, das sind entsprechend die Ungläubigen. Unglaube ist auch Feigheit: Aus Menschenfurcht, aus Furcht, sich zu blamieren, aus Furcht, sich ändern und mit der Sünde brechen zu müssen. Wer nicht an den Sohn Gottes glaubt, wird auch mit allen weiteren in diesem Vers genannten Unreinheiten befleckt bleiben: Mord, Unzucht, Götzendienst. Lüge. All das wohnt ja von Natur aus im Herzen von uns allen (Matth. 15,19). Wir sehen, wo diejenigen wohnen werden, die das Evangelium ablehnten, in ihren Sünden lebten und starben. Diese werden in den Feuersee geworfen, wo sie für immer bleiben werden. So spricht Gott. Doch wie viele Irrlehrer verdrehen die Heilige Schrift und leugnen das ewige Strafgericht über die Verlorenen.

Fazit. Hier haben wir also die Antwort auf die Frage „gibt es Rettung für die Welt?“ Die Offenbarung enthüllt uns den gefallenen, wie auch den erlösten Menschen. Sie offenbart das Ende der Sünder, wie auch das Ziel der Heiligen. Es wird eine neue Schöpfung geben – einen neuen Himmel, eine neue Erde und schon jetzt: einen erneuerten Menschen. Das Alte, das Sündige ist nicht mehr zu gebrauchen, es wird nicht repariert, es wird nicht verbessert – es muss sterben. Das gilt auch für diesen „blauen Planeten“, auf dem wir heute leben, trotz aller ernst gemeinten und ehrlichen Bemühungen vieler Menschen um dessen Rettung. Aber es gibt etwas Neues, etwas viel Besseres. „Das Erste ist vergangen. Siehe, ich mache alles neu!“ Auch der Mensch, der Buße tut und im Glauben den Herrn Jesus aufgenommen hat, wird zu einer neuen Schöpfung in Christus. „Darum: Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Schöpfung: Das Alte ist vergangen, siehe, ein Neues ist geworden.“ (2.Kor. 5,17). Dies macht Gott, der sein Wort an uns wirken lässt, um uns im Bad der Wiedergeburt zu erneuern. Das Buch der Offenbarung soll nicht menschliche Neugier oder Lust an Spekulation befriedigen. Gott enthüllt uns die kommenden Gerichte, die über eine gottlose Menschheit hereinbrechen werden, auch, um uns zu erziehen. Er will uns lehren, in dieser Welt nach seinen Gedanken zu leben. Er zeigt uns das wahre Wesen dieser Welt – sie ist götzendienerisch und rebellisch. Wir sehen, dass sich der natürliche Mensch eben nicht emporentwickelt, nicht immer zivilisierter und humaner wird, sondern dass das Gegenteil der Fall ist. Gottes gerechter Zorn wird die Welt treffen, weil ihr Wesen Gott so vollkommen entgegengesetzt ist. Diese Kenntnis will uns auch befreien von allen naiven Utopien von Weltverbesserern. Um es noch deutlicher zu sagen: Der Christ hat keinen Auftrag, die Welt zu verbessern. Seine Aufgabe ist es, durch ein Leben und Lehren der Wahrheit des Evangeliums, Menschen für Jesus Christus und damit für die ewige Herrlichkeit, für die zukünftige Welt zu gewinnen. Das Buch der Offenbarung will uns also davor bewahren, unsere Zeit und unsere Energie am falschen Ort und für das falsche Ziel einzusetzen. Da der Herr Jesus jederzeit wiederkommen und seine Gemeinde zu sich holen kann, sollten wir aus Liebe und Gehorsam zu ihm und aus Liebe zu denen, die noch nicht glauben, diese Zeit der Gnade nicht ungenutzt lassen. Lasst uns standhaft ausharren, lasst uns Überwinder sein, lasst uns im Geist wandeln und im Licht Gottes leben.
Ich möchte schließen mit der Hoffnung machenden Verheißung aus den beiden letzen Versen der Bibel in Offb. 22,20.21. Es sind die Worte, die unser erhöhter Herr bereits der Gemeinde von Philadelphia verkündet hat: „Es spricht, der dies bezeugt: Ja, ich komme bald! Amen. – Ja, komm, Herr Jesus! Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch allen!“
Amen.


 

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Vom Beten - (Epheser 6,18; Apostelgeschichte 2,42; 1. Timotheus 2,1-6)
(EFG Würzburg - Sonntag, 06.01.2008)
 

Eph. 6,18; Apg. 2,42; 1. Tim. 2,1-6

Lesung: 1. Tim. 2,1-6: So ermahne ich nun, dass man vor allen Dingen tue Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung für alle Menschen, für die Könige und für alle Obrigkeit, damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen können in aller Frömmigkeit und Ehrbarkeit. Dies ist gut und wohlgefällig vor Gott, unserm Heiland, welcher will, dass allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Denn es ist EIN Gott, und EIN Mittler zwischen Gott und den Menschen, nämlich der Mensch Christus Jesus, der sich selbst gegeben hat für alle zur Erlösung, dass dies zu seiner Zeit gepredigt werde.

 

Begrüßung. Ich möchte euch alle recht herzlich zum ersten Gottesdienst im neuen Jahr begrüßen, aber eigentlich haben die Beter in der Silvesternacht schon den ersten Gottesdienst gehabt. Wie jedes Jahr haben wir auch eine neue Jahreslosung, sie steht im Johannesevangelium, Kapitel 14, Vers 19: „Jesus Christus spricht: Ich lebe und ihr sollt auch leben.“ In diesem Kapitel weist Jesus darauf hin, dass er der einzige Weg, die Wahrheit und das Leben ist, er sagt seinen Jüngern, dass er zum Vater geht, er verheißt ihnen und damit auch uns den Heiligen Geist, und er schaut in die Zukunft auf den Tag der Auferstehung zum Leben. Durch seine Auferstehung und das innewohnende Leben des Geistes Christi besitzen Gläubige ewiges Leben. Das war sein Versprechen des Lebens für alle, die auf ihn vertrauen. Sogar wenn sie sterben sollten, würden sie auferweckt werden, um nie wieder zu sterben. Über die Jahreslosung predige ich heute aber nicht.

Ich war in der Vorbereitung für diese Predigt sehr angefochten. Mehrfach habe ich das Predigtthema gewechselt. Ich hatte viel Stoff gesammelt und wusste doch nicht, wie ich das sortieren soll, ich hatte Denkblockaden und Ängste. Warum das so war, weiß ich – es liegt am Thema der heutigen Predigt. Es geht um das Gebet, das Gebet allgemein und auch das Gebet der Gemeinde. Der Teufel fürchtet nichts so sehr, wie das Gebet, deshalb versucht er uns mit allen Mitteln davon abzuhalten, dies auf die Tagesordnung zu bringen. Aber Gott bringt es auf die Tagesordnung. Ich hatte das ja nicht so geplant, ich war noch mit einem ganz anderen Thema beschäftigt, da nahm ich, aus welchem Grund auch immer, aus meinem Regal ein Büchlein über die Macht des Gebets in die Hand. Der Inhalt hat mich sehr erstaunt und meinen Blick neu auf das Gebet gelenkt. Und was mich weiter erstaunte: Dass ja heute Abend die Allianz-Gebetswoche startet. Also Gott hat wirklich ein tolles Timing.

Was ist Gebet? Arten des Gebets. Wer kann beten? Was ist eigentlich Beten? Beten, das ist Reden mit Gott. Wir kommen vor den Thron Gottes, weil wir an ihn glauben, weil wir ihm vertrauen. Wir reden, wie ein Kind mit seinem Vater. Es ist ein Vorrecht der Kinder Gottes. „So viele ihn aber aufnahmen, denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden“ steht in Joh. 1,12. Wir müssen Jesus aufgenommen haben, indem wir uns zu ihm bekannt, ihn als unseren Herrn und Heiland angenommen haben. Natürlich kann auch jemand zu Gott rufen oder schreien, der kein Kind Gottes ist. Wir waren ja auch einmal keine Gotteskinder. Manchmal erhört Gott in Seiner Gnade auch solche Schreie: „Lieber Gott, hilf mir!“ Danach aber wird der „liebe Gott“ oft wieder vergessen. Gebet ist mehr als der Schrei eines ertrinkenden Menschen und eines Menschen, der im Strudel der Sünde unterzugehen droht: „Herr rette mich! Ich bin verloren! Ich kann nichts tun! Erlöse mich! Rette mich!“ Jeder kann das tun. Das ist eine Bitte, die nie ungehört verhalt. Wenn sie aufrichtig ist, wird ihr die Antwort nicht versagt werden. Aber das ist kein Gebet im biblischen Sinn.

In der Lesung haben wir von verschiedenen Arten des Gebets gehört: Bitten, Fürbitten, Danksagung. In Epheser 6, Vers 18, steht zum Beispiel: „Betet allezeit mit Bitten und Flehen im Geist und wacht dazu mit aller Beharrlichkeit im Gebet für alle Heiligen“. Mit Fürbitten, Flehen und Bitten bestürmen wir im Gebet für die Nöte anderer aber auch für unsere eigenen den Thron der Gnade. Dann kommt noch das Bekennen dazu, wo wir unserem himmlischen Vater unsere Sünden und Verfehlungen sagen und seine Vergebung in Anspruch nehmen (1. Joh. 1,9). Und schließlich die Anbetung. Die Anbetung kommt eigentlich zuallererst, ich komme in dieser Predigt aber erst am Ende wieder darauf zurück. Sie beinhaltet Lobpreis, unsere Verehrung und Danksagung. Darin drücken wir dem Herrn unsere Wertschätzung aus, für das, was er ist und für das, was er für uns getan hat.

Wozu beten? Warum sollten wir eigentlich beten? Wir sind doch schon gerettet? Das wäre natürlich eine vollkommen egoistische Denkweise im Hinblick auf die vielen Nöte in der Welt und es wäre vollkommen entgegen Gottes Willen. Aus der Lesung wissen wir, dass es Gott gefällt, wenn wir beten, ja Gott hat es sogar verordnet: „Wachet und betet, dass ihr nicht in Versuchung fallt.“, sagt unser Herr. Die Aufforderungen in Lukas 11, „bittet, sucht, klopft!“, beziehen sich auf das Gebet. Lukas 18,1 lehrt uns als eine unserer Verpflichtungen, dass wir „allezeit beten“ sollen. 1. Thess. 5,17, „Betet ohne Unterlass!“, ist ebenfalls ein Gebot. Gehorsam verlangt Gebet. In Apg. 2,42 heißt es: „Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet.“ Wir sollen vor allen Dingen tun: Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung. Für alle Menschen, für die Könige und für alle Obrigkeit – also bei uns für die Regierung und alle, die in Staat und Verwaltung Verantwortung tragen. Das ist gut und das ist wohlgefällig vor Gott, unserm Heiland.

Was heute die Gemeinde und die menschliche Gesellschaft vor allem brauchen, was sie eigentlich immer brauchen, ist eine echte, von Gott gesandte Erweckung. Solche Erweckungen kommen, soweit es die Mitarbeit des Menschen betrifft, auf eine Art und Weise: durch das Gebet. Haben wir vielleicht Erweckung, wo doch in der „Main-Post“ vom 27. Dezember von der „Generation Gottsucher“ berichtet wurde? Der moderne Mensch hat eine Sehnsucht nach Religion. 70 Prozent der Deutschen beschäftigen sich mit Religion und nehmen sie für ihr Leben ernst und 20 Prozent bezeichnen sich sogar als „tiefreligiös“ und gehen regelmäßig zur Kirche. Ja aber, warum gibt es dann so viele Abtreibungen in unserem Land, warum wird statt dem Leben die Homoehe vom Staat gefördert, warum bekennen sich Politiker in höchsten Ämtern dazu? Warum geht es wirtschaftlich für die „kleinen Leute“ und für die Familien immer mehr bergab, warum diskutieren wir einerseits über Mindestlohn andererseits um Spitzengehälter für Manager, wo bleibt da die Gerechtigkeit, wo bleibt da der gerechte Lohn? Warum haben wir Bildungsprobleme, Arbeitslosigkeit und fehlende Ausbildungsplätze? Warum steigt der Alkoholkonsum bei Kindern und Jugendlichen, warum gibt es so viel brutale Gewalt an Kindern aber auch durch Jugendliche? Gerechtigkeit erhöht ein Volk, heißt es in Sprüche 14,34, aber die Sünde ist der Leute Verderben. Gottes Strafgericht am ehemaligen Wirtschaftswunderland Deutschland ist doch offen erkennbar. Wenn uns das nicht egal ist, warum beten wir nicht mehr um Erweckung oder für die Regierung? Wir müssen uns auch bewusst sein, dass dies das Land ist, in welches Gott uns gestellt hat; das Land, in dem wir leben und in dem wir in Freiheit die frohe Botschaft verkündigen dürfen – von hier aus auch in die ganze Welt. Es kann aber auch zum Land werden, in dem wir vielleicht schon bald wegen unseres Glaubens und unseres Bekenntnisses verfolgt werden (Stichworte: Antidiskriminierungs- oder Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz oder Europäische Verfassung). Wir leben in einer Zeit weit verbreiteten Abfalls, wir leben nicht in einer Zeit des Gebets.

Macht und Wirkungen des Gebets – Gottes Verheißungen. Wir sollten beten, weil Gebet die Welt verändert. Es bestimmt auch das Maß unserer Wirksamkeit für Gott. Auf dem Gebet liegen Segen und viele Verheißungen: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich glaubt, der wird die Werke auch tun, die ich tue, und wird größere als diese tun, denn ich gehe zum Vater. Und was ihr bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun“. Das steht im gleichen Kapitel wie die Jahreslosung, Verse 12 und 13. Oder weiter in Joh. 15,7.8: „Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, so werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren. Darin wird mein Vater verherrlicht, dass ihr viel Frucht bringet und werdet meine Jünger.“ Der Apostel Johannes schreibt im 1. Brief, Kap. 5, Verse 14-15: „Und das ist die Zuversicht, die wir haben zu Gott: Wenn wir um etwas bitten nach seinem Willen, so hört er uns. Und wenn wir wissen, dass er uns hört, worum wir auch bitten, so wissen wir, dass wir erhalten, was wir von ihm erbeten haben.“ Oder in Jakobus, Kap. 5, Vers 16: „Das Gebet eines Gerechten vermag viel, wenn es ernstlich ist.“

Spurgeon sagte: „Das Gebet ist der Vorläufer der Gnade. Wenn wir die Heilsgeschichte betrachten, so werden wir feststellen, dass kaum jemals eine besondere Gnade Gottes diese Welt erreichte, für die nicht vorher gebetet worden wäre ... Gebet ist immer das Vorwort des Segens ... Bekämen wir diesen Segen, ohne darum bitten zu müssen, dann wäre er in unseren Augen vielleicht etwas ganz Gewöhnliches. Doch wenn wir darum gebeten haben, dann ist die Gnade Gottes für uns wertvoller als der kostbarste Edelstein.“ Die Aussage, die Gott in Hesekiel 36,37 macht „Auch darin will ich mich vom Hause Israel erbitten lassen, dass ich ihnen dies tue ...“ ist wahrscheinlich ein bleibendes Prinzip. Obwohl Gott gerne gibt, freut Er sich sehr, wenn die Menschen ihn suchen und auf Seine Gnade warten; dies entspricht seiner erhabenen Würde. Wir haben nichts, weil wir nicht bitten, und nicht etwa, weil es nicht in Gottes wunderbarem Plan wäre.

Gottes Verwunderung und Angriffe Satans. Wenn wir um die Macht des Gebetes wissen, warum tun wir das nicht viel mehr? Gott wundert sich darüber, ja Gott wundert sich wirklich. In Jesaja 59, 16 steht, Gott „verwunderte sich, dass kein Vermittler“ – oder nach anderer Übersetzung – „kein Fürsprecher da war.“ Wir könnten auch sagen, dass kein Fürbitter da war. Das war vor langer Zeit, vor dem Kommen der Herrn Jesus Christus, vor der Ausgießung des Heiligen Geistes, vor den wirklich erstaunlichen Verheißungen unseres Erlösers in bezug auf das Gebet. Aber wie groß muss Gottes Verwunderung erst in unserer Zeit sein, weil verhältnismäßig doch so wenige Gläubige wissen, was erhörliches Gebet eigentlich ist! Wie viele glauben wirklich an die Macht des Gebets?
Der Teufel lacht sich ins Fäustchen, wenn er sieht, wie die Glieder der Gemeinde sich auf ihr eigenes Planen, auf ihre Kräfte des Organisierens und des ganzen Apparats verlassen. Wir können Bibelkonferenzen, Bibelschulen und besondere evangelistische Einsätze haben, alles, was wir wollen, wenn wir dabei nur nicht die Kraft des Herrn haben, die durch ernsthaftes, anhaltendes, gläubiges Gebet empfangen wird, durch Gebet, das sich nicht abweisen lässt. Der Teufel fürchtet sich vielleicht nicht einmal so sehr vor unserem eifrigen und ernsthaften Bibelstudium – vorausgesetzt, wir beten wenig. Glauben wir wirklich daran, dass das Gebet eine Macht ist, dass es „die Hand in Bewegung setzt, die die Welt bewegt“?

„Nur Gebetsstunde“ – haben wir vielleicht auch manchmal diesen Ausspruch gehört? Wie viele von denen, die Gottes Wort lesen oder den Gottesdienst besuchen haben wirklich Freude an der Gebetsstunde? Ist sie unsere Freude oder nicht vielmehr eben eine Pflicht? Ich erinnere mich, dass ich schon einmal vom Thema Gebet sehr begeistert war. Das weiß ich so genau, weil ich Günther damals unbedingt verschiedene Artikel über das Gebet aus einer christlichen Zeitschrift empfehlen wollte – als ob man Günther für das Gebet begeistern müsste? Aber einige von euch wissen ja, ich kopiere und verteile gern. Aber wo war diese Begeisterung geblieben? Sie flachte ab. Sicher, ich besuchte hin und wieder den Gebetsabend am Montag und ich betete gewiss nicht lustlos, sondern mit allem Ernst. Aber wie oft hatte ich dann doch etwas angeblich Wichtigeres vor?
Ich weiß gar nicht mehr genau wann das war, da wurde der mittwöchliche Gemeindegebetsabend, an dem dann die Bibelstunde aussetzen musste, mit großen Erwartungen auf Montag und in diesen Raum verlegt. Man wollte Platz schaffen für die vielen Beter. Aber es dauerte nicht allzu lange, da ging man nach rechts in den kleinen Raum. Es waren auf Dauer doch nicht so viele. Man musste ja Energie sparen. Sparen wir wirklich Energie dabei? Ja, wir sparen uns Gottes Energie, Gottes Kraft, die er uns schenken möchte, die sparen wir dabei ein.

Glauben und Zweifel. Wir glauben ja an die Wahrheit in Gottes Wort, wir sagen, dass wir allem glauben, was er uns in seinem Wort sagt, wir sagen, dass wir unsere ganze Hoffnung auf ihn setzen, dass wir alle seine Verheißungen für wahr halten. Fast beschwörend rufen wir, dass der Glaube Berge versetzen kann. „Wer glaubt, dem ist alles möglich“ oder „bei Gott ist nichts unmöglich“, das haben wir doch erst vor kurzem wieder in einer Predigt von Günther gehört. Aber als Christen durchleben wir auch Kämpfe, Höhen und Tiefen. Wir flehen und bitten, ja wir schreien um Heilung, um Besserung, wir bitten um Segen, um Erkenntnis, um Rettung unserer Angehörigen, um Bekehrung der vielen unerlösten Menschen. Doch wir werden dabei auch manchmal müde, verzagt und uns kommen Zweifel. Zweifel sind ein Hindernis für das Gebet, sie sind eine Anfechtung. Zweifeln ist eine Form des Unglaubens. Nach Hebräer 11,6 „ist’s ohne Glauben unmöglich, Gott zu gefallen; denn wer zu Gott kommen will, der muss glauben, dass er ist und dass er denen, die ihn suchen, ein Belohner sein wird.“ Glauben wir eigentlich im Herzen, was wir mit dem Mund bekennen? „Und das ist die Zuversicht, die wir haben zu Gott: Wenn wir um etwas bitten nach seinem Willen, so hört er uns. Und wenn wir wissen, dass er uns hört, worum wir auch bitten, so wissen wir, dass wir erhalten, was wir von ihm erbeten haben.“ Das stimmt, das muss alles stimmen! Wenn nicht – wäre Gott ein Lügner – und Gott ist kein Lügner. Aber warum befallen uns in diesen Dingen solche Zweifel? Ja weil wir dies nicht andauernd so erleben, weil wir schon oft etwas erbeten haben und wir haben’s nicht bekommen oder es ist ganz anders gekommen als wir gedacht haben. Weil Gott kein Automat ist, in den ich nur ’ne Münze reinwerfen brauch’ und die Wunscherfüllung kommt unten sofort raus. Weil wir manchmal nicht wissen, wie denn Gottes Wille in einer bestimmten Situation ist. Und weil dies uns manchmal mürbe und müde macht. Ja, und weil wir manchmal nicht das Kleingedruckte lesen oder verstehen, was diesen Gebetserhörungen vorausgehen muss. Ich möchte hier etwas über Gebetserhörungen sagen, weil diesbezügliche Unkenntnis und Zweifel negative Auswirkungen auf unser Gebetsleben hat. Auf das Gebetsleben des Einzelnen und das der Gemeinde. Weil derjenige, der seinem Gebet nicht mehr vertraut, irgendwann Gott nicht mehr so vertraut.

Erhörliches Gebet. Das Gebet wird wie nichts anderes außer dem Studium des Wortes Gottes unsere persönliche Heiligung fördern, unser Wachstum, dass wir unserem Herrn und Heiland Jesus Christus ähnlich werden. Gebet und Studium des Wortes Gottes gehen immer Hand in Hand. Es gibt kein wahres Gebet ohne das Studium des Wortes Gottes und kein wahres Studium des Wortes Gottes ohne Gebet. Erhörliches Gebet ist an Bedingungen geknüpft. Bevor Gott etwas tut, erwartet er, dass wir erst etwas tun. Die erste Bedingung für erhörliches Gebet habe ich schon genannt, wir müssen ein Kind Gottes sein. Weiterhin müssen wir gläubig oder, wie es in Joh. 9,31 heißt, gottesfürchtig sein, damit unser Gebet erhört wird: „Wir wissen aber, dass Gott nicht auf Sünder hört; sondern wenn jemand gottesfürchtig ist und seinen Willen tut, den hört er.“ Das ergibt sich auch aus dem 1. Johannesbrief, Kap. 3, Vers 22, wo steht: „und was immer wir bitten, empfangen wir von ihm, weil wir seine Gebote halten und das vor ihm Wohlgefällige tun.“ Gott erhört die Gebete derer, die seine Gebote halten, d.h., die sein Wort täglich betrachten, um seinen Willen daraus zu erfahren, und die, wenn sie seinen Willen entdeckt haben, ihn jedesmal, wenn sie ihn finden, auch tun. Hierzu gehört, dass wir alle uns bewussten Sünden vor Gott bringen und ihn um Vergebung bitten. Ein Beter sucht nicht nur beim Beten die Gemeinschaft mit dem Herrn, sondern lebt in Seiner Gegenwart und bleibt in ihm (Joh. 15,7). Durch Sünde und Ungehorsam wird aber diese Gemeinschaft gestört. Weitere Beispiele für Sünden, die eine Gebetserhörung verhindern wären: mangelnde Bereitschaft, zu vergeben, selbstsüchtiges Beten, falsches Verhalten gegenüber dem Ehepartner, Hartherzigkeit gegenüber den Armen, oder auch Götzendienst manchmal auch Habsucht genannt.

Wir müssen im Glauben beten, das heißt, wir müssen glauben, dass Gott bereit und fähig ist, unser Gebet zu erhören, und dass nichts zu schwierig für ihn ist. Wir sollten das nicht nur allgemein glauben, sondern ganz speziell für unsere besonderen Anliegen, die wir vor Gott bringen. Es ist nicht richtig zu meinen, eine Sache würde in Erfüllung gehen, wenn wir nur fest genug daran glauben. Vielmehr muss sich dieser Glaube für etwas Bestimmtes immer auf das Wort Gottes stützen. Wenn Gott etwas verheißt, dann kann ich im Gebet diese Verheißung in Anspruch nehmen und dann auch sicher sein, dass Gott zu Seinem Wort steht. Gott übermittelt uns Sein Wort und Seinen Willen zuallererst durch die Bibel, und je mehr unsere Gebete vom Maßstab der Bibel her geprägt sind, desto sicherer wird Gott unsere Gebete erhören. Manchmal zeigt uns der Herr Seinen Willen aber auch in einer ganz persönlichen, subjektiven Weise durch das sanfte Wirken des Heiligen Geistes. So kann Er uns z.B. zu der inneren Überzeugung bringen, dass jemand sicher geheilt wird oder die benötigten Geldmittel genau zur rechten Zeit eintreffen werden. Mit dieser inneren Überzeugung können wir zuversichtlich beten. Doch wird uns der Herr niemals etwas auf diese persönliche Art mitteilen, das irgendwie im Gegensatz zu Seinem geschriebenen Wort steht. Wenn ich ein bestimmtes Gefühl oder eine Ahnung habe, dann sollten diese Dinge bestätigt und in der Schrift nach einer Bekräftigung gesucht werden. Wenn wir Gottes Willen über etwas Bestimmtes kennen: Unmittelbar durch sein Wort oder durch eine persönliche Führung des Heiligen Geistes und diese Sache in der Bibel bestätigt wird, dann können wir im Glauben und zuversichtlich darum beten. Wenn wir nicht genau wissen, wie sein Wille ist, oder wie wir in einer bestimmten Sache beten sollen, dann ist die Bitte berechtigt, dass Gottes Wille geschehe, ganz gleich, wie es dann ausgehen mag.

Wir müssen mit wahrhaftigem Herzen vor Gott treten; ein aufrichtiges Herz ist nötig, um sich Ihm nahen zu können. Es ist z.B. unaufrichtig, um etwas zu bitten, was wir selbst tun können. So ist es auch nicht ganz aufrichtig, um mehr Gehorsam oder um ein beständigeres Gebetsleben zu bitten, wenn es um uns persönlich geht. Wir können natürlich um Kraft hierzu bitten, oder dass Gott die Herzen in unserer Gemeinde oder in unserem Land dazu bewegt.

Wir beten in Jesu Namen, das heißt nicht, dass wir dem Gebet nur die Formel „in Jesu Namen“ anhängen. Es bedeutet vielmehr, für Dinge zu beten, die in Übereinstimmung mit seinem Wesen sind, in Übereinstimmung mit seinem göttlichen Willen. Wenn wir wirklich in seinem Namen zum Vater beten, ist es, als ob Christus selbst der Bittende wäre. Es ist, als würde sich unser Gebet so eng mit Jesu Herzen und dem Willen Gottes verbinden, dass der Herr gern seine Unterschrift unter unser Gebet setzen, sein „Amen“ dazu sprechen und somit unser Gebet auch zu dem Seinen machen würde. Dann beten wir in seinem Namen, mit oder ohne diese Bekräftigung „in Jesu Namen“. Gemäß Epheser 2,18 nahen wir uns Gott, dem Vater durch den Herrn Jesus durch den Heiligen Geist. Aber wir wissen aus dem Neuen Testament, dass wir uns im Gebet auch direkt an den Herrn Jesus wenden dürfen.

Gottes Antwort. Antwortet Gott immer auf unser Gebet? Ja, natürlich, wenn die Bedingungen stimmen. Das haben wir doch gerade gehört. Manchmal gibt Er uns genau das, worum wir gebeten haben. Ein anderes Mal gibt Er und etwas Besseres als das. (Eph. 3,20). Doch er gibt uns auf jeden Fall immer, was das Beste für uns ist. Wenn ein Kind vielleicht um den weißen Puder bittet, den es sieht, in der Annahme es sei Zucker, in Wahrheit ist es aber Gift, dann gibt ihm der Vater das Gift natürlich nicht. Er gibt ihm stattdessen echten Zucker. Er gibt dem Kind das, worum es eigentlich gebeten hat. So macht es Gott auch mit uns; jedes aufrichtige Gebet beantwortet Gott uns auf die beste Art. Wir sollten aber auch bedenken, dass ein „Ja“ nicht die einzig richtige Antwort auf unsere Gebete sein muss. „Nein“ ist ebenso eine Antwort von Gott und wir reifen geistlich, wenn wir es lernen, auch Gottes „Nein“ zu akzeptieren. Manchmal beantwortet Gott unser Gebet sofort, manchmal lehrt Er uns, auf eine Antwort zu warten. Manchmal, wenn der Mut sinken will, gibt Er seinen Kindern die guten Gaben. Doch oft muss der Glaube lernen, noch länger zu warten und auch dann Gott zu vertrauen, wenn Er noch schweigt. Gott, der die Liebe ist, wird das Beste schicken. „Denn die Berge mögen weichen und die Hügel wanken, aber meine Güte wird nicht von dir weichen, und mein Friedensbund nicht wanken, spricht der HERR,, dein Erbarmer.“ (Jes. 54,10)
Auch wenn wir meinen, Gott würde unsere Bitte nicht erhören, sollten wir den Mut nicht sinken lassen und weiter beharrlich und ausdauernd beten. So sollten z.B. gläubige Eltern auf jeden Fall so lange für die Errettung ihrer Kinder beten, bis sie sich alle für Jesus entschieden haben. Es wäre Sünde, nicht weiter für sie zu beten (1. Sam. 12,23).
Andererseits zeigt uns der Herr aber auch oft, dass es Dinge in unserem Leben gibt, die Er nicht ändern wird. Paulus betete dreimal zu Gott, Er möge ihm doch den Dorn im Fleisch – vermutlich eine körperliche Krankheit – wegnehmen, doch der Herr antwortete, dass er dies nicht tue, sondern Paulus ausreichend Gnade geben würde, so dass er sie ertragen könnte. Deshalb bat Paulus in dieser Sache auch nicht weiter, sondern ergab sich in seine Schwachheit, damit die Kraft Christi an ihm sichtbar würde (2. Kor. 12,7-9). Das sollte auch uns etwas zu sagen haben, wenn wir um unsere Heilung bitten. Gleichwohl dürfen wir auf Gottes Antwort hierin vertrauen.

Gebetsanliegen, Ausdauer, Beharrlichkeit. Wir sollten auch stets bedenken, dass es viele andere Gebetsanliegen gibt, für die wir beten können und sollen, selbst wenn wir in einer Sache noch keine Antwort erhalten haben: Für Mission, für Erweckung, für unser Land, für unsere Brüder und Schwestern, dass der Herr weiterhin viele Arbeiter in seine Ernte sende. Wenn der Teufel Männer und Frauen sieht, die wirklich an die Macht des Gebets glauben, die zu beten verstehen oder wenn er eine ganze Gemeinde auf ihrem Angesicht vor Gott sieht, dann zittert er wie eh und je. Lassen wir doch den Teufel erzittern, wenn er EFG Würzburg und Annastraße hört. Das Gebet hat heute noch genausoviel Macht, wenn die Menschen auf Gebetsgrund stehen und die Bedingungen erhörlichen Gebets erfüllen.
Wenn wir allezeit voll Vertrauen und mit aller Beharrlichkeit beten, wenn wir Gott wirklich beständig in den Ohren liegen, wird der Herr seine Gemeinde segnen und kraftvoll durch sie wirken.

Anbetung. Der schönste und wichtigste Grund aber für unser Gebet ist Gott selbst. Zu Ihm zu beten, weil wir ihn lieb haben. Weil er uns liebt. Weil er in Jesus alles für uns getan hat. In unserem Beten geht es um unsere Bedürfnisse; in unserem Danken geht es um unsere Segnungen; in unserer Anbetung geht es um IHN selbst. Nach der Bibel sollte die Anbetung Gottes unser ganzes Leben prägen. Das hat schon allein damit zu tun, dass Gott uns geschaffen hat. Die ganze Schöpfung, auch Tiere und Pflanzen, ist zur Ehre Gottes da. Selbst aus dem Mund von Kindern und Säuglingen hat Er ein Lob bereitet (Ps. 8,3). Auch du bist von Gott geschaffen und er liebt dich so, dass er die Ewigkeit mit dir verbringen will. Mit Anbetung antwortest du auf seine Liebe. Gott sehnt sich danach, er sehnt sich nach den Menschen, die ihm wieder die Ehre geben, die ihm zusteht. Denn diese Ehre wird ihm schon seit langem verweigert: „Obwohl sie Gott kannten, ehrten sie ihn nicht und dankten ihm nicht, sie haben die Geschöpfe geehrt und sie angebetet anstatt den Schöpfer.“ Merk dir, Gott sehnt sich danach, dass du Ihm die Ehre gibst. Nicht deshalb, weil er ein Despot ist. Er sehnt sich danach, weil er eine gute und liebevolle Beziehung zu uns Menschen möchte. Dazu gehört, dass wir Ihn anbeten. Ihn allein.
Amen.


 

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Freude an Gottes kostbarem Wort - (Amos 8,11-12; Nehemia 7,72 - 8,1-12; Jesaja 55,11; Kolosser 3,16; Psalm 119,162)
(EFG Würzburg - Sonntag, 19.08.2007)
 

Amos 8,11.12; Neh. 7,72 - 8,1-12; Jes. 55,11; Kol. 3,16; Ps. 119,162

Predigttext: Amos 8,11-12: Siehe, es kommt die Zeit, spricht Gott der HERR, dass ich einen Hunger ins Land schicken werde, nicht einen Hunger nach Brot oder Durst nach Wasser, sondern nach dem Wort des HERRN, es zu hören; dass sie hin und her von einem Meer zum andern, von Norden nach Osten laufen und des HERRN Wort suchen und doch nicht finden werden.

 

Danken wir unserem himmlischen Vater, dass wir es heute dagegen so gut haben. Ich hab’ hier eine Bibel – ihr habt ja auch welche, entweder ihr habt ’ne eigene mitgebracht oder ihr nehmt euch einfach eine – in jeder Stuhlreihe müsste eine sein – die müssen wir bloß in die Hand nehmen und aufschlagen. Da steht das Wort Gottes drin, in jeder dieser Bibeln steht tatsächlich das Wort Gottes drin. Und da schauen wir rein – und blättern – und lesen und da könnt ihr auch diesen Verse finden, den ich eben vorgelesen habe: Amos, Kapitel 8, Verse 11 und 12. Wer mag, kann ja mal nachschlagen und prüfen, ob ich richtig gelesen habe. Ich behaupte, da drin steht Gottes Wort, das müssen wir gar nicht erst lange suchen. Bibel aufschlagen und lesen – so einfach ist das. Und da soll’s ’ne Zeit geben, wo wir des HERRN Wort suchen und nicht finden werden? Bei uns doch nicht! Also, bei uns ganz sicher nicht! Oder – seid ihr da andrer Meinung?

Dieses prophetische Wort, das Gott Amos – so etwa Mitte des 8. Jahrhunderts v. Chr. – dem Nordreich Israels verkünden lässt, sagt, dass es so was zumindest mal gegeben hat. Das Wort suchen und nicht finden. Das ist ein Gerichtswort an Israel, das reif war zum Gericht, wie ein „Korb mit reifem Obst“, den Amos in einer Vision schaut. Es war eine Zeit des Wohlstands, eine Zeit des Überflusses und der moralischen Gleichgültigkeit, besonders im nördlichen Königreich. Die Reichen bedrückten die Armen; sie konnten das Ende von Festtagen nicht abwarten, weil sie wieder Geld verdienen wollten. Ihr Geschäftsgebaren war korrupt; sie manipulierten ihre Waagschalen. Für all dies wird der HERR das Land strafen. Da ist von einem Erdbeben die Rede, das kommen wird, aber auch davon, dass das Volk sich nach dem Wort des HERRN sehnen wird, aber es wird ihm vorenthalten. Hunger und Durst nach Gottes Wort werden überhand nehmen. Hast du diesen Hunger nach dem Wort Gottes? Haben wir diesen Hunger? Aber wir – wir werden doch satt. Wir können doch diesen Hunger stillen, vorausgesetzt, dass wir diesen Hunger auch haben.

Schon seit längerer Zeit sah ich mich förmlich dazu gedrängt, mich mit dem Wort Gottes zu beschäftigen, also nicht speziell mit einzelnen Bibelstellen, sondern damit, was es mit dem Wort überhaupt auf sich hat. Da gab es verschiedene Hinweise in meinem Leben. Und so lag es nahe, auch über das Wort zu predigen. Das Wort, das Gott uns gegeben hat, damit wir zum Glauben kommen und errettet werden, damit wir etwas wissen von unserer Sündhaftigkeit und Verlorenheit, damit wir aber auch etwas wissen von Gottes Liebe zu uns, etwas wissen von der Gnade und der Vergebung, etwas wissen vom Heil, das allein in seinem Sohn Jesus Christus zu finden ist. Dies alles können wir nur wissen, weil Gott es uns sagt in seinem Wort – in seinem Liebesbrief an die Menschen. Er sagt uns ja überhaupt so viel darin – sogar über sich selbst. Wie er ist, was er empfindet, was er wünscht, was er tut, wie er mit uns in Beziehung tritt – und vor allem, dass er uns sehr, sehr liebt. Aber auch – dass er die Sünde hasst und dass er uns rein machen will. Er sagt uns nicht alles, aber er sagt uns alles, was wir zu unserem Heil wissen müssen – und vieles darüber hinaus. Wir müssen uns keinen eigenen Gott basteln – einen Götzen – wir müssen nur in die Bibel hineinschauen – dann wissen wir’s. Gottes Wort – das sind Antworten auf unsere Fragen – ganz besonders auf lebenswichtige, ja überlebenswichtige Fragen. Gottes Wort – das ist Kraft und Wirkung, das ist Lebendigkeit, das ist Rettung und Heiligung, das ist Ermahnung und Erbauung. Gottes Wort ist Wahrheit und wir sollten Ehrfurcht haben vor diesem Wort. Gottes Wort ist aber auch große Freude, die wir erleben, wenn wir es eifrig studieren.

Dies alles ist so gewaltig, dass es gar nicht in eine einzelne Predigt hineinpasst und schon gar nicht in eine Predigt von vielleicht einer halben Stunde. Aber das macht nichts, denn mit dem Wort Gottes muss ich heute auch gar nicht fertig werden, wir werden hoffentlich nie damit fertig und wir werden hoffentlich immer einen Hunger nach dem Wort haben und diesen Hunger auch immer stillen können, weil wir das Wort in uns, in unserem Herzen bewahren, es reichlich unter uns wohnen lassen und es auch verkündigen – sowohl den Gläubigen als auch der Welt. Das Wort Gottes steht schließlich in jeder Predigt im Mittelpunkt. Biblische Predigt muss stets den ersten Platz im Leben einer christlichen Gemeinde einnehmen und den größten Einfluss ausüben.

Offen gestanden, haben mir einige der Bibelstellen hierzu schon etwas zugesetzt, ja mich innerlich erschüttert, dass mir etwas bange zumute wurde, wie zum Beispiel in Apg. 6,2: Es ist nicht recht, dass wir für die Mahlzeiten sorgen und darüber das Wort Gottes vernachlässigen. Oder in 1. Tim. 5, 17: Die Ältesten, die der Gemeinde gut vorstehen, die halte man zwiefacher Ehre wert, besonders, die sich mühen im Wort und in der Lehre. Oder im Alten Testament Esra 7,10: Denn Esra richtete sein Herz darauf, das Gesetz des HERRN zu erforschen und danach zu tun und Gebote und Rechte in Israel zu lehren. Nun, ich stehe hier weder als ein Apostel, noch als ein Ältester oder ein Prophet, aber diese Menschen waren Verkündiger von Gottes Wort und sie taten es mit vollem Einsatz, mit ganzem Eifer. Das Wort Gottes war ihnen wichtiger als alles andere. Das Wort hatte oberste Priorität. Die Ältesten mühten sich im Wort und in der Lehre, sie machten es sich dabei nicht leicht, sie lehrten Gottes Wort nicht so nebenher. Und Esra? Er richtete sein Herz darauf, das Gesetz des HERRN zu erforschen und danach zu tun und Gebote und Rechte zu lehren. Es war ihm eine Herzensangelegenheit. Er wollte Gottes Wort erforschen, studieren, ja er wollte vollkommen darin zu Hause sein. Nachdem er das Wort studiert hatte und ehe er es predigte, achtete er sorgfältig darauf, ihm auch zu gehorchen. Sein sorgfältiges Studium führte zu einem heiligen Leben, so wie es in Psalm 119, Vers 11 heißt: „Ich behalte dein Wort in meinem Herzen, damit ich nicht wider dich sündige.“ Esra baute die Heilige Schrift durch persönlichen Gehorsam in sein Leben ein. Weit davon entfernt, nur Bibelwissen in seinem Kopf anzuhäufen. Ein Prediger soll ein rechtschaffener und untadeliger Arbeiter sein, der das Wort der Wahrheit recht austeilt – heißt es in den Timotheusbriefen –, den Gläubigen ein Vorbild im Wort, im Wandel, in der Liebe, im Glauben, in der Reinheit. Es soll auch nicht jeder ein Lehrer werden, weil diese ein desto strengeres Urteil empfangen werden (Jak. 3,1-2). Die wahren Lehrer sollen dabei nicht entmutigt werden, doch werden diese auch vor der Ernstlichkeit dieser Rolle gewarnt.

Und wie ist es mit mir? Bin ich schon so ein untadeliger Arbeiter – ein Vorbild in der Liebe? Lehre ich die Wahrheit und lüge nicht? Das müsst ihr prüfen – das muss die Gemeinde prüfen – wie die Beröer, die täglich in der Schrift forschten, ob sich’s so verhielte. Prüft die Lehrer und hütet euch vor den Irrlehrern! Kann ich mich mit einem Esra vergleichen? Wohl kaum. Ich lese schon täglich in der Bibel: Einen Tagesvers, oder ich schlage zitierte Stellen nach, oder wenn mich ein bestimmtes Thema beschäftigt, oder als Vorbereitung für eine Bibelstunde. Viele Verse lese ich immer wieder, sie helfen mir auch bei meinen Gebeten. Aber das Problem, dass ich zwischendurch dabei stecken bleibe, die Bibel täglich und systematisch Kapitel für Kapitel im Zusammenhang zu studieren, dieses Problem gibt es schon noch. Und Gründe dafür, dass es gerade mal nicht klappen kann, finde ich genügend – der Teufel hat hier allerlei Ausreden parat. Das ist eine Schwachstelle und das machte mir im Hinblick auf diese Predigt auch Angst. Gott freut es, wenn wir sein Wort gut kennen, wenn wir es eifrig studieren, das gilt vor allem natürlich für Prediger und Lehrer. Aber vielleicht gebraucht Gott diese Erfahrung, dass ich nun hier stehe, auch dazu, mich auf diesem Gebiet voran zu bringen.

Als mich Norbert Kästner vor einigen Monaten gefragt hat, ob ich mal eine Predigt halten will, war ich im ersten Moment schon etwas erschrocken – denn so was hab’ ich ja bisher noch nie gemacht. Am liebsten hätt’ ich gesagt: „Du, wart’ mal lieber noch ’ne Weile – bis ich mal ein viel besserer Christ bin – oder zumindest so lange, bis ich die Bibel in- und auswendig kann, bis ich sie so richtig studiert hab’ und sie auch gut auslegen kann.“ Aber zu meiner eigenen Überraschung hab’ ich ohne lange zu überlegen, ja gesagt. Vielleicht hab’ ich mich ja auch nur nicht getraut, nein zu sagen. Nun steh’ ich aber heute schon da, ziemlich nervös, ziemlich fehlerhaft und ziemlich unfertig.

Im April hat Günther Buchetmann bereits eine Predigt über das Wort Gottes gehalten, in dem es ihm darum ging, dass wir als reife Christen lernen müssen, mit der Bibel selbständig umzugehen. Auf die Frage „Wann ist ein Christ ein Christ?“ hat er gleich zu Anfang auch die Antwort gegeben, nämlich: „Ein Christ ist ein Christ, wenn er gelernt hat, sich selber geistlich zu ernähren, wenn er selbständig geistliche Nahrung aufnehmen kann.“ Ich hab’ mir damals gedacht: Eigentlich wollte ich doch schon über das Wort predigen. Aber das konnte Günther freilich nicht wissen. Es schadet aber bestimmt nicht, über etwas sehr Gutes auch möglichst oft zu reden. Günther hat dabei auch von den Schwierigkeiten gesprochen, die manchmal auftreten, wenn wir versuchen, die Bibel im Zusammenhang zu lesen – Kapitel für Kapitel. Er hat auch von den Mangelerscheinungen gesprochen, die dann auftreten, wenn wir die Bibel unregelmäßig, immer seltener oder vielleicht gar nicht mehr selber lesen. Dann lässt der Appetit nach, dann geht auch der Hunger weg, der Hunger nach dem Wort Gottes. Dann kann auch unsere Beziehung mit unserem HERRN nicht mehr wachsen. Deshalb müssen wir alle die Bibel lesen, die Bibel selbständig lesen. Nein, ich glaub’ das hat der Günther gar nicht gesagt. Er hat doch ganz deutlich gesagt: „Bibellesen ist keine Pflichtleistung. Du bist durch das Bibellesen bei Gott nicht besser angesehen.“ Aber er hat auch gesagt: „Ich hoffe, dass du gerne Bibel liest“. Weil nämlich uns Jesus verändern will – durch sein Wort und durch seinen Geist. Weil wir beim Lesen des Wortes gesegnet werden.

Auch Heinrich Fast hat in seiner Predigt letzten Monat irgendwie vom Hunger nach dem Wort gesprochen. Zumindest indirekt. Eigentlich hat er ja über die Versuchung Jesu in der Wüste durch Satan gepredigt (Matth. 4,1-11). Dabei war interessant, dass Jesus diesen Versuchungen durch das Wort Gottes widerstand, welches er natürlich durch und durch kannte. Er kannte nicht nur die Schrift, er konnte sie auch richtig auf die Situation anwenden. Auch Satan benutzt häufig die Schrift, indem er sie aus dem Zusammenhang reißt oder verdreht, wie in diesem Beispiel. Und wer hier nicht auf der Hut ist, wer hier nicht die Bibel im Zusammenhang kennt, sondern nur einzelne Bibelstellen, der kann der Lüge leicht auf den Leim gehen. Wisst ihr, wie einfach das geht? Das geht ganz einfach – hierzu nur ein Beispiel:

Heutzutage wird so viel von Humanität, Gerechtigkeit und Hilfeleistung geredet – wir sollen aus Nächstenliebe möglichst viel Gutes tun. Ganz klar – Gott will das auch. Aber missionieren, das Evangelium verkündigen – das sollen wir bleiben lassen, das ist jetzt intolerant. Wenn ein katholischer Erzbischof auf dem Evangelischen Kirchentag mit der Bibel in der Hand behauptet, dass es Gott überhaupt nicht interessiert, ob wir Christen, Moslems oder Hindus sind – wenn er dies dort unter Leuten, die die Bibel doch eigentlich studiert haben, unwidersprochen behaupten kann – dann sehen wir doch wie weit wir heute schon sind. Jesus Christus sagt „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“ und „Niemand kommt zum Vater, als nur durch mich“. In ihm ist das Heil und ohne ihn hat niemand das Leben. Das ist die Wahrheit der Bibel und nicht diese verführerischen Irrlehren! Ich frage, was wichtiger ist: Erste Hilfe oder letzte Rettung? Dem Nächsten in seiner Not zu helfen, ist wichtig und richtig. Aber sollen wir einen Kranken gesund pflegen und ihn dann zur Hölle gehen lassen? Sollen wir den Hungernden Nahrung geben, ohne ihnen nicht auch das Evangelium zu verkündigen? Ist das Nächstenliebe? Ich möchte nicht in der Haut derer stecken, die durch ihre Irrlehre der Masse den breiten Weg zur Verdammnis bereiten.

Aber ich möchte noch mal auf die Versuchung Jesu und dem Hunger nach dem Wort zurückkommen: Es fällt auf, dass Jesus bei der ersten Versuchung nicht Steine in Brot verwandelte, wie Satan es wollte – obwohl der doch nach 40-tägigem Fasten sehr hungrig war. Jesus antwortete vielmehr: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes geht.“ Er gab in dieser Situation nicht Satan recht, der zuerst die Bedürfnisse des Fleisches oder des Leibes durch Essen befriedigen will, sondern er wies auf die viel bedeutsamere Nahrung des Geistes auf das göttliche Wort hin. Auch dies zeigt, dass es einen Hunger gibt, der nur durch das Wort Gottes gestillt werden kann.

Wie sieht es eigentlich heute aus? Ist diese Welt nicht längst gerichtsreif – so wie Israel zu Zeiten Amos’? Sie ist es – ohne jeden Zweifel. So wie bereits der Apostel Paulus in 2. Tim. 3, 1-5 von den letzten Tagen schrieb: Geldgier, Prahlerei, Hochmut, Lästerung, Lieblosigkeit, Zuchtlosigkeit, Gottlosigkeit, Wollust. In diesen letzten Tagen sind wir längst mitten drin oder eher noch bald am Ende: Betrug, Korruption, Abtreibung, Mord, Krieg, Homoehe, Bibelkritik, Gotteslästerung, Unzucht und Gewalttat wohin man schaut. Warum greift Gott nicht ein? Warum lässt er nicht Feuer vom Himmel regnen? Auch Petrus schreibt in Kapitel 3 seines zweiten Briefes von Spöttern in den letzten Tagen. Er sagt aber auch (2. Petr. 3,9), dass der Herr die Verheißung nicht verzögert, sondern dass er Geduld mit uns hat und nicht will, dass jemand verloren werden, sondern dass jedermann zur Buße finde. Er streckt absichtlich die Zeit der Gnade, damit die Menschen jede nur erdenkliche Gelegenheit erhalten errettet zu werden. Damit ihnen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen, schreibt auch Paulus im 1. Brief an Timotheus. Dies ist Gottes Wunsch, nicht sein Ratschluss, denn es werden nicht alle erlöst werden, wie wir wissen. Niemand wird gegen seinen eigenen Willen errettet und niemand wird gegen seinen eigenen Willen verloren gehen. Aber wie erhalten die Menschen diese Gelegenheit, wie erhalten sie die Erkenntnis, wie kommen sie zur Buße und wie werden sie gerettet? Dies macht Gott – und nur Gott allein – durch sein Wort. Dies macht nicht der Prediger oder der Evangelist – dies macht Gott – durch die Kraft seines Wortes. „.. So soll das Wort, das aus meinem Munde geht, auch sein: Es wird nicht wieder leer zu mir zurückkommen, sondern wird tun, was mir gefällt, und ihm wird gelingen, wozu ich es sende.“, schreibt Jesaja in Kap. 55, Vers 11. Gottes Wort wird niemals versagen, sondern es wird ausrichten, wozu Gott es gesandt hat. Der Geist Gottes sendet eine evangelistische Einladung zur Umkehr und die Gott suchen, werden ihn durch sein Wort finden. Doch auch wenn das Wort die Kraft hat, bedient sich Gott hierzu der Predigt, wie Paulus im Römerbrief, Kap. 10 schreibt: «wer den Namen des Herrn anrufen wird, soll gerettet werden» Wie sollen sie aber den anrufen, an den sie nicht glauben? Wie sollen sie aber an den glauben, von dem sie nichts gehört haben? Wie sollen sie aber hören ohne Prediger? Und weiter: So kommt der Glaube aus der Predigt, das Predigen aber durch das Wort Christi.

Gott gebraucht sein Wort. Gott gebraucht nur sein Wort und er macht keinen Umweg daran vorbei – nicht durch Träume, nicht durch Visionen, nicht durch irgend etwas anderes. Es gibt Berichte, dass Moslems von Jesus träumten und später zum rettenden Glauben kamen.
Aber wie kamen sie zum Glauben? – Sie kamen zum Wort, lasen daraufhin in der Bibel oder in evangelistischen Schriften oder sie hörten Predigten. Wie fanden die Weisen aus dem Morgenland zu Jesus? Durch den Stern? Der führte sie nur nach Jerusalem und dort fanden die Schriftgelehrten die Antwort im Propheten Micha: „Aus Bethlehem wird kommen der Fürst, der mein Volk Israel weiden soll.“ Dann gingen sie nach Bethlehem und der Stern war auf einmal auch wieder da. Die gewaltigste Bußpredigt, von der ich je gehört habe, finden wir in Jona 3,1-10, wo Jona in die große Stadt Ninive ging und nur sagte, dass Ninive in vierzig Tagen untergehen wird. Das Wort bewirkte das Wunder, dass die Menschen, die voller Bosheit waren, an Gott glaubten und Buße taten. Und was machte Gott daraufhin? „Als aber Gott ihr Tun sah, wie sie sich bekehrten von ihrem bösen Wege, reute ihn das Übel, das er ihnen angekündigt hatte, und tat’s nicht.“ Er tat’s nicht – das war Rettung in letzter Minute. Welch eine Hoffnung besteht da doch noch für die vielen, die das Wort noch rechtzeitig hören dürfen, vielleicht auch erst in letzter Minute.

Aber es stimmt auch, dass nicht alle, die das Wort hören, seinem Ruf folgen werden, sie werden nicht zum Gehorsam gezwungen (Röm. 10,16): Aber nicht alle sind dem Evangelium gehorsam. Denn Jesaja spricht (Jesaja 53,1): «Herr, wer glaubt unserm Predigen?» In 1. Kor. 1,18 ist diese Tatsache mit den Worten beschrieben: Denn das Wort vom Kreuz ist eine Torheit denen, die verloren werden; uns aber, die wir selig werden, ist's eine Gotteskraft. Wir wissen nicht, wie lange diese Gnadenzeit noch andauert, wir wissen nicht, wie viele noch gerettet werden und wie lange wir noch hier sind. Deshalb sollten wir nicht müde werden, es denen zu verkünden, die noch nicht zum HERRN gefunden haben. Vertrauen wir auf Gottes Kraft, vertrauen wir auf seine Gerechtigkeit, auf seine Gnade und Barmherzigkeit. Lassen wir uns auch immer wieder durch sein kräftiges Wort zurechtbringen, ermahnen und trösten wir einander. Bleiben wir in der Wahrheit des Wortes und lassen wir uns heiligen durch das Wort. Das ist die schärfste Trennlinie zwischen der Gemeinde und der Welt: die Heiligkeit – die Heiligkeit und die Liebe. In der Apostelgeschichte wird berichtet, wie Hananias und Saphira wegen einer Lüge gerichtet wurden. Viele wagten daher nicht, sich der Gemeinde anzuschließen. Die Heiligkeit trennt von der Welt. Die Welt fürchtet sich. Aber die Liebe sorgt dafür, dass viele in der Welt gerettet werden. Aus Liebe zu unserem HERRN predigen wir ihn als den Gekreuzigten und wir verkündigen in göttlicher Autorität sein kostbares Wort. Wenn unsere Verkündigung die biblische Wahrheit getreu wiedergibt, hat sie Gottes volle eigene Autorität.

Zur Ehrfurcht vor dem Wort komme ich jetzt nur noch ansatzweise – die Zeit reicht heute nicht mehr – aber ich würde mich freuen, wenn ihr zu Hause vielleicht mal beim Propheten Nehemia, den letzten Vers in Kapitel 7 und die ersten zwölf Verse in Kapitel 8 nachschlagen würdet – Nehemia 7,72 bis 8, 1-12. Wo das Volk Israel wie ein Mann auf dem Platz vor dem Wassertor versammelt ist, Esra auf der hölzernen Kanzel steht, das Buch des Gesetzes des Mose aufschlägt und dann alles Volk aufsteht. Wie Esra den HERRN lobt und alles Volk antwortete: Amen! Amen! Wie sie ihre Hände emporheben und sich neigen und den Herrn anbeten mit dem Antlitz zur Erde. Welch eine Ehrfurcht vor dem Wort Gottes ist da vorhanden – keine Verhunzung oder Verächtlichmachung der Schrift. Und hierzu noch eins: Wir beten nicht die Bibel an, wir beten allein Gott an. Wir glauben an Jesus Christus, wir glauben nicht an die Bibel, wie manche uns unterschieben wollen, aber wir glauben, dass in einem Buch, dass zu recht Bibel genannt werden kann, Gottes Wort mit Kraft und Wahrheit steht. Wir glauben nicht an den Klang dieser Worte, auch wenn wir uns freilich an diesen vertrauten Klang in unserer jeweiligen Sprache gewöhnt haben, denn sie sind kein Mantra, das wir herunterplappern, wie die Heiden. Die Kraft des Wortes Gottes liegt nicht im reinen Klang der Worte, sondern in ihrer Bedeutung. Die der Bibel innewohnende Macht ist vielmehr die Kraft der Wahrheit.

Eine Predigt über das Wort Gottes ist nicht vollständig, ohne den Psalm 119, womit ich zum Schluss kommen möchte. Dieser Psalm ist mit 176 Versen der absolut längste und außerdem das längste Kapitel in der ganzen Bibel. Der Psalm ist in seiner Gesamtheit wohl auch nicht zum Vorlesen bestimmt. Spurgeon gab einmal den Rat: „Nimm dir jeden Tag einen Vers dieses Psalms vor und denk im Laufe des Tages darüber nach. So kommst du im Laufe des Jahres zweimal durch den Psalm, und das wird dir die ganze übrige Schrift lieb und teuer machen.“ Der Gottesmann, der diesen Psalm geschrieben hat (nach Spurgeons Ansicht könnte es durchaus David gewesen sein), hat nur ein Thema: das Wort Gottes. Dieses Wort ist ihm so lieb, dass er in immer neuen Wendungen davon spricht. Er nennt es Gesetz, Weisung, Lehre, das Wort oder die Rede Gottes. Er nennt es Zeugnisse, Gebote, Befehle, Satzungen und Rechte Jahwes. Er spricht vom Weg seiner Ordnungen, vom Pfad des Gebots und von den Zusagen Jahwes, von der Bahn seiner Vorschriften und den Wundern in seinem Gesetz. Gemeint ist immer dasselbe. Der Psalm schäumt über vom Lob des biblischen Wortes, er tröstet in Verfolgung, ermutigt, wenn man gedemütigt wird und zeigt überhaupt, wie man das Wort des Schöpfers gebraucht, wie man damit leben kann. Das allein wäre schon überaus wertvoll. Doch der Psalm hat außerdem eine erstaunliche künstlerische Form im hebräischen Original, die man unmöglich ins Deutsche übertragen kann, ohne den Inhalt zu verlieren. In allen 22 Strophen beginnt jeder der acht Verse mit immer dem gleichen Buchstaben des hebräischen Alphabets. Die ersten acht Verse beginnen also mit Alef, die nächsten 8 mit Beth. In jeder dritten Strophe beginnt jeder Vers mit einem Gímel, in der vierten mit Dálet uns so weiter bis Taw, entsprechend den 22 Buchstaben dieses Alphabets. Dazu kommt noch etwas: Es gibt acht verschiedene Umschreibungen für das Wort Gottes in diesem Psalm. Jede Strophe enthält mindestens sechs davon, sechs Strophen enthalten sogar alle acht Begriffe. Kaum jemand von uns wäre wohl in der Lage, so etwas zu schreiben. Doch der Gottesmann des 119. Psalms hat es aus Liebe zu Gottes Wort getan. Menschlich gesehen hat er es sich extrem schwer gemacht – aus Liebe zu Gott und aus Freude an seinem Wort.

„Ich freue mich über dein Wort wie einer, der große Beute macht.“ so schreibt er in Vers 162. Wir sehen an diesem Psalm, welch große Freude der Schreiber am Wort Gottes gehabt haben muss. Das Wort Gottes war sein Leben! Auch für uns wird das Wort Gottes zur Freude werden, wenn wir uns darauf einlassen. Wenn wir es eifrig und vor allem betend studieren, wenn wir unseren Verstand gebrauchen und auf das Reden des Heiligen Geistes vertrauen, wenn wir das Wort in unserem Herzen bewahren und es reichlich unter uns wohnen lassen. Freuen wir uns, dass wir Gottes Wort besitzen, dass wir den Hunger nach dem Wort sättigen können. Geben wir dieses Wort an die weiter, die danach hungern, indem wir Evangelisation und Mission unterstützen. Aber danken wir vor allem unserem himmlischen Vater für die Gnade, von ihm erwählt zu sein. Tun wir alles, was wir tun mit Worten oder mit Werken im Namen des Herrn Jesus und danken Gott, dem Vater, durch ihn.
Amen.

 

Weitere Stellen hierzu:
 
Hunger nach dem Wort
Amos 8,11-12
 
Was und wie soll gepredigt werden?
Jes. 40,6-8; 2. Tim. 4,2-4; 1. Petr. 4,11
 
Anforderungen an den Prediger
Esra 7,10; Apg. 6,2; 1. Tim. 3,10; 1. Tim. 4,12-16; 1. Tim. 5,17; 2. Tim. 2,15; Jak. 3,1-2
 
Wir sollen das Wort bewahren und unter uns wohnen lassen
5. Mo. 4,2; Spr. 30,5-6; Jes. 59,21; Apg. 2,42; Kol. 3,16-17; Offb. 3,7-8
 
Wir sollen die Lehre prüfen
Apg. 17,11; 1.Thess. 5,16-22
 
Das Wort hat Kraft, denn es ist Gottes Wort
Jes. 55,11; Röm. 1,16; 2. Tim. 3,14-17; 2. Petr. 1,20-21
 
Das Wort ist lebendig
Joh. 6,68; Hebr. 4,12
 
Das Wort rettet
Jona 3,1-10; Röm. 10,8-17; Apg. 16,30-31
 
Das Wort bewahrt und heiligt
Ps. 119,11; Ps. 119,105-106
 
Das Wort wirkt an den Gläubigen
1. Kor. 1,18; 1. Kor. 1,23-25; 1. Kor. 2,14-15; 1. Thess. 2,13
 
Das Wort ist wahr
Ps. 119,160; Joh. 17,17; Kol. 1,3-6; 1. Tim. 1,15
 
Ehrfurcht vor dem Wort
Neh. 7,72 - 8,1-12
 
Das Wort wird angefeindet
Jer. 36,21-24
 
Strafe für Irrleher
Gal. 1,8-9; Offb. 22,18
 
Freude an Gottes Wort
Ps. 119: Die Herrlichkeit des Wortes Gottes (Das güldene ABC); Ps. 119,162
 
Gott bewahrt sein Wort
Ps. 119,89; Matth. 5,18; Lk. 16,17; 1. Petr. 1,23-25
 


 

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